Sprungmarken
04.08.2015

Lärm, Enge und Personalnot

Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende in Trier arbeiten am Limit

Bei gutem Wetter füllen sich sofort die Bänke auf dem Gelände der Aufnahmestelle in der Dasbachstraße, andere Menschen vertreten sich die Beine.
Bei gutem Wetter füllen sich sofort die Bänke auf dem Gelände der Aufnahmestelle in der Dasbachstraße, andere Menschen vertreten sich die Beine.
Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende Trier (AfA) in der Dasbachstraße ist auf 844 Menschen ausgelegt, momentan werden hier über 1400 betreut. Noch einmal so viele sind in der Außenstelle an der Luxemburger Straße in Euren untergebracht. Bei einem Presserundgang mit AfA-Leiter Frank-Peter Wagner über das Gelände in Trier-Nord wird deutlich, was das für alle Beteiligten bedeutet: Enge und Lärm, viel Arbeit für die Beschäftigten, kaum Privatsphäre für die Asylbewerber.

4000 Asylbegehrende sind momentan in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz registriert, darunter 1600 aus Staaten, die dem Westbalkan zugerechnet werden, 800 Syrer, 172 Eritreer und 95 Somalier. Trier als größte AfA des Landes beherbergt von ihnen knapp 3000 Menschen. Jedes Zimmer in der Aufnahmestelle in Trier-Nord ist belegt, oft schlafen zwei oder sogar drei Familien in einem Raum. 36 Wohncontainer, die für ursprünglich 144 Menschen aufgebaut wurden, sind mittlerweile mit 180 Menschen belegt. Jetzt hat die AfA zusätzlich Zelte aufgestellt, um weiteren Personen ein Dach über dem Kopf zu geben. Zusätzlich zu den Asylbegehrenden, die der AfA zugewiesen werden, melden sich in Trier täglich im Durchschnitt 100 Personen, die eigenständig den Weg zur Aufnahmestelle finden.

Dünne Personaldecke

40 hauptamtliche Mitarbeiter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) arbeiten in der Aufnahmestelle in der Dasbachstraße, zusätzlich kümmern sich 15 freiwillige Helfer um eine Kleiderkammer und sechs Studierende um den Betrieb einer Teestube. 15 der Angestellten sind in der Verwaltung tätig, sie sind auch für alle administrativen Vorgänge der Asylbegehrenden in der Außenstelle Luxemburger Straße zuständig. 25 Mitarbeiter arbeiten im sozialen Bereich, beispielsweise als Lehrerin oder auf der Krankenstation. In der Luxemburger Straße ist für die soziale Betreuung die Caritas mit 30 Personen vor Ort.

Sensible Zimmerbelegung

Alle Neuankömmlinge werden zunächst medizinisch untersucht, damit keine Krankheit unbemerkt bleibt. So habe sich bislang auch noch kein Mitarbeiter infiziert, wie Leiter Wagner betont, ebenso blieb die Trierer AfA von Epidemien verschont. Eine Krankenstation kümmert sich unter anderem darum, dass alle Asylbegehrenden zur Untersuchung im Gesundheitsamt erscheinen. Dreimal in der Woche führen niedergelassene Ärzte aus Trier hier eine Sprechstunde durch.

Die Zimmerbelegung erfolgt getrennt nach Nationalitäten und hier nach Ethnien, Religionen und gegebenenfalls auch Sprachräumen. So werden beispielsweise Ahmadiyya und Moslems aus Pakistan getrennt. Somalier finden sich meist selbst in Wohngruppen zusammen und viele Bewohner verstehen sich auch über Landesgrenzen hinweg, zum Beispiel Farsi-sprechende Afghanen und Iraner sowie Paschtu-sprechende Afghanen und Pakistaner. Die Mitarbeiter der AfA achten darauf, Personen mit gleicher Sprache und ähnlichem kulturellen Hintergrund zusammenzuführen. Passt die Chemie zwischen einzelnen Zimmerbewohnern gar nicht, suchen sie sich eine andere Schlafstätte, was die Mitarbeiter auch unterstützen. Konflikte sollen so möglichst vermieden werden.

Auf Kinder geht die Einrichtung speziell ein. Sie sollen in Trier „auch wieder Kinder sein dürfen“, erläutert Wagner, da sie sich auf der Flucht oft mit ihren Bedürfnissen zurücknehmen mussten, um ihren Eltern nicht zur Last zu fallen. Hier können sie eine Spielstube besuchen, die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes betreiben und in der auch Pädagogik- Studentinnen der Universität Trier engagiert sind. Die Kinder lernen hier nebenbei auch Deutsch und feste Strukturen. Beides hilft ihnen später, wenn sie in einen regulären Kindergarten gehen werden. Ältere Kinder besuchen unterdessen die Schule, in der sie Deutsch lernen. Aufgrund der kurzen Verweildauer von vier bis sechs Wochen in der AfA gehen sie im Durchschnitt vier Wochen lang in den Unterricht.