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02.11.2021

Für Menschen von 1 bis 100 Jahren

Kinderführung durchs Stadtmuseum in der Reihe Museumsdetektive
Beliebt bei Kindern ist die Reihe „Museumsdetektive“, die regelmäßig im Stadtmuseum stattfindet. Foto: Stadtmuseum
Im Museum gibt es nur Führungen und Vorträge? Das ist im Trierer Stadtmuseum schon lange überholt: Neben den klassischen Vermittlungsangeboten hat das Museum direkt neben der Porta Nigra in den vergangenen Jahren ein Angebot etabliert, das Gäste von 1 bis 100 Jahren anspricht. Bei einem Pressetermin hat das Museumsteam gemeinsam mit Kulturdezernent Markus Nöhl das Angebot bis Jahresende vorgestellt.

Blinde Menschen, Demenz-Erkrankte oder quirlige Zweijährige: Das Trierer Stadtmuseum sucht sich gerne Zielgruppen aus, die auf den ersten Blick eine Herausforderung für seine Arbeit darstellen. Wie vermittelt man Kunst an Menschen, die keine Bilder sehen können? Wie redet man über Geschichte, wenn die Erinnerung an das eigene Leben verblasst? Und wie begeistert man Kinder, die gerade erst das Sprechen gelernt haben, für ein Museum?

„Egal welche Wünsche an uns herangetragen werden – unsere Antwort lautet immer erstmal: Das kriegen wir hin“, erzählt Dorothée Henschel, Leiterin der Abteilung Kulturelle Bildung, die im Museum für die Entwicklung museumspädagogischer Angebote zuständig ist. Menschen auch über das klassische Museumspublikum hinaus zu erreichen, ist ein Kern des Selbstverständnisses der Einrichtung. „Es macht uns großen Spaß, kreative Lösungen für Herausforderungen zu finden“, ergänzt Henschel. Manchmal seien das aufwändige Kooperationsprojekte, wie das Vermittlungskonzept für blinde Besucher, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule entwickelt wurde. Manchmal sind es aber auch ganz einfache Ideen, wie ein Gemälde als großes Wandpuzzle, das in der aktuellen Sonderausstellung zum Mitmachen animiert.

Über 400 Veranstaltungen bietet das Museum im Simeonstift pro Jahr an: Von klassischen Formaten wie Vorträgen und Führungen bis zu Angeboten, die in der Region einzigartig sind. Angefangen bei Krabbelkindern ab einem Jahr, die auf eigens angefertigten Motiv-Decken auf ihre erste stadtgeschichtliche Erkundung gehen, über Wein- und Bierproben bis hin zur Reihe „Reif für die Kunst“ für Senioren, die traditionell in einem gemütlichen Kaffeeklatsch ausklingt.

Aber nicht nur für unterschiedliche Altersgruppen, auch für Menschen mit Einschränkungen bietet das Museum maßgeschneiderte Angebote: Führungen in Gebärdensprache, ein Audioguide und Publikationen in Leichter Sprache oder Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Trierer Demenzzentrum sind nur ein kleiner Ausschnitt der inklusiven Ansätze im Simeonstift.

Kulturdezernent Markus Nöhl findet lobende Worte für die Arbeit des Museums: „Unser Stadtmuseum spielt ganz klar in der Bundesliga der Museumsvermittlung. Die beachtliche Arbeit, die hier geleistet wird, ist beispielhaft für die kulturpolitischen Ziele unserer Stadt“. Kindern, die wenig Berührungspunkte mit Kultur haben, die Türen weit zu öffnen, ist erklärtes Ziel der Museumsarbeit: Neben den Kindergeburtstagen, die seit vielen Jahren zu den Selbstläufern zählen, sind wichtige Instrumente hierfür vor allem die Führungen für Schulklassen und Kita-Gruppen, die dank der Kulturstiftung der Sparkasse und der Nikolaus-Koch-Stiftung kostenlos für Kinder aus Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg angeboten werden.

Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr, die dem Museum seit über 20 Jahren vorsteht, ist die Ansprache von Publikum über das klassische Bildungsbürgertum hinaus ein zentrales Anliegen: Im Verlauf ihrer eigenen beruflichen Laufbahn habe sie beobachten können, wie sich die Museumsarbeit und auch die Bedeutung der Barrierefreiheit gewandelt haben: „Als wir das Haus 2007 wiedereröffnet haben, bedeutete Barrierefreiheit einen stufenlosen Zugang für Rollstuhlfahrer. Heute füllen wir diesen Anspruch in vielen weiteren Facetten aus: Vor allem in der Ansprache achten wir darauf, Barrieren abzubauen und attraktiv für möglichst viele zu sein. In dieser Hinsicht sind wir sicher noch nicht am Ziel, aber auf einem sehr guten Weg“, so die Direktorin.

Kathrin Koutrakos