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15.09.2020

"Wozu all dieses Elend?"

Eintröge zu Bombenagriffen im amtlichen Luftschutztagebuch
Im amtlichen Tagebuch der Luftschutzleitung führte Bernhard Hild Buch über Bombenangriffe und Artilleriebeschuss. Foto: Stadtarchiv
Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg – in Trier durch die amerikanische Eroberung schon etwa zwei Monate vor der Kapitulation am 8. Mai 1945. In der wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier zeigt eine Ausstellung des Stadtarchivs, wie es damals ausgesehen hat. „Wozu all dieses Elend? – 75 Jahre Kriegsende in Trier" heißt die Bilder- und Dokumentenschau von Kuratorin Dr. Magdalena Palica.

„Wozu all dieses Elend?" hatte sich nach der Rückkehr in das von Bomben schwer getroffene Trier die 16-jährige Jüdin Marianne Elikan gefragt. Sie war mit 14 ins KZ Theresienstadt deportiert worden, überlebte den Holocaust und hielt ihre Eindrücke der Rückkehr in einem Tagebuch fest.

Auch Schilderungen anderer Zeugen, wie des Schriftstellers Stefan Andres, zeigt die Ausstellung. Über 100 Bilder der Sammlung des Archivs sind zu sehen. „Das sind Bilder von Orten, die heute jeder kennt, die auf den Bildern aber kaum wiederzuerkennen sind", erklärt Palica. So sei der zerstörte Kornmarkt nur anhand der bis heute erhaltenen Zeder zu erkennen. Auch zu sehen: Das amtliche Tagebuch der Luftschutzleitung der Stadt. Fein säuberlich notierte Bernhard Hild, Oberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve, in seiner Dienststelle im Hochbunker am Augustinerhof in ein Schulheft, wann und wo Bomben und Granaten einschlugen und was sie anrichteten: „Angriff von 300 bis 400 viermotorigen Bombern auf Trier von 14.29 bis 14.38 Uhr, zirka 5000 Bomben und Minen und Flüssigkeitsbrandbomben. Verluste nicht mehr gemeldet (Zerstörung der Stadt 45 Prozent. 11 Ari (Artillerie)-Schuß (Stadt)" steht etwa handschriftlich notiert am 23. Dezember 1944. Hild hat die Zerstörungen auch fotografiert, seine Bilder sind ein eindrucksvolles Zeugnis der Stunde Null in Trier.

Professor Michael Embach, Leiter der Bibliothek, betont: „Wir verstehen uns als Institution, die Geschichte vergegenwärtigt und begreifbar macht. Wir sind das Gedächtnis unserer Stadt. Zu besonderen Anlässen zeigen wirTeile der hervorragenden Sammlung an Fotos unseres Archiv in Kabinettausstellungen." Der Zweite Weltkrieg habe besondere Bedeutung, weil dessen Ende eine „Stunde Null in der Geschichte Triers" gewesen sei. Begleitend zu der Ausstellung, die bis 18. September, 9 bis 17 Uhr, läuft, gibt es eine Podcastreihe: www.stadtbibliothek-weberbach.de/aktuelles/podcast-buch-des-monats.