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07.03.2023

Es fehlt oft an Wertschätzung

Straßenreiniger mit orangefarbener Arbeitskleidung im im Einsatz
Beim Rosenmontagszug sorgen die Mitarbeitenden der Straßenreinigung für saubere Straßen. Ein wichtiger Job - für den es aber oft an Wertschätzung fehlt.

Geregelte, aber flexible Arbeitszeiten, gute Aufstiegs- und Fortbildungsmöglichkeiten, in vielen Bereichen moderne Homeoffice-Regelungen, gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf – die Arbeit im öffentlichen Dienst hat viele Vorteile. Dennoch wird es auch für die Stadtverwaltung immer schwerer, Personal zu finden. Für Oberbürgermeister Wolfram Leibe ist das aber kein Grund zur Verzweiflung.

Vergangenen Sommer bezifferte der Deutsche Beamtenbund die Zahl der fehlenden Stellen auf 360.000. Wenn so viel Personal fehlt, kann das zum Problem für die ganze Gesellschaft werden – denn der Öffentliche Dienst mit seinen bundesweit über fünf Millionen Beschäftigten übernimmt wichtige Aufgaben, die die Bürgerinnen und Bürger direkt betreffen – von der Kita-Erzieherin bis zum Stadtreiniger. Auch das Präsidium des Deutschen Städtetags, dem Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe angehört, hat sich kürzlich mit drohendem Personalmangel beschäftigt.

„Es geht uns noch gut"

Leibes Botschaft nach seinen Gesprächen im Städtetag: Auch in der Trierer Verwaltung gibt es in bestimmten Arbeitsbereichen Probleme, Stellen zu besetzen, etwa in der Straßenreinigung, im Asylbereich, in Schulsekretariaten oder beim Kommunalen Vollzugsdienst des Ordnungsamts, aber: „Das ist noch keine Katastrophe, insgesamt geht es uns im Vergleich mit vielen anderen Kommunen noch gut", betont Leibe. Er habe sich mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten unterhalten, in denen etwa ein Drittel der Erzieherinnen-Stellen unbesetzt sind oder der Rettungsdienst nicht funktioniert. „Diese Situation haben wir glücklicherweise nicht", sagt Leibe.

Auch ein Blick auf die Zahlen bestätigt seine Einschätzung: In der Stadtverwaltung Trier arbeiten derzeit 2190 Menschen – lediglich 81 Stellen sind aktuell unbesetzt. Sie wurden also ausgeschrieben, aber es haben sich noch keine geeigneten Personen dafür gefunden. Probleme, Personal zu finden, hat die Stadt etwa beim Kommunalen Vollzugsdienst des Ordnungsamts: Von den 23 Stellen sind derzeit sieben unbesetzt, drei Stelleninhaber sind langzeiterkrankt. Somit stehen aktuell 13 Kräfte für die Dienstplanung zur Verfügung (die RaZ berichtete). Im Baubereich hat es in den vergangenen Jahren zwar Stellenzuwächse gegeben, aber aufgrund der Nähe zu Luxemburg und der dortigen besseren Bezahlung ist der Fachkräftemangel bei Ingenieuren eine Herausforderung für die Verwaltung.

Grundsätzlich hat die Verwaltung nach Angaben des Personalamts in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viele neue Mitarbeitende eingestellt. In Zahlen ausgedrückt gibt es seit 2014 einen Zuwachs von 520 Stellen. Damit wird auf wachsende Anforderungen reagiert – etwa durch den Digitalpakt für Schulen, den Bau der neuen Feuerwache oder die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes. Ein Beispiel, warum die Verwaltung nicht einfach Personal einsparen kann, sondern sogar neue Stellen schaffen muss, ist auch das Wohngeld: Durch eine Änderung der Bundesgesetze haben seit Jahresbeginn viel mehr Menschen Anspruch darauf – das bedeutet mehr Arbeit für die Stadtverwaltung, die das Wohngeld auszahlt. Gerade sind drei neue Stellen im Besetzungsverfahren. Sind Mitarbeitende gefunden, müssen diese in die komplexen Verfahren eingearbeitet werden – die Bearbeitung der Anträge dauert deshalb derzeit viel länger als üblich.

OB Wolfram Leibe sieht vor allem drei Ursachen für einen Personalmangel im Öffentlichen Dienst: „Es fehlt oft an Wertschätzung der Bevölkerung für die wichtigen Tätigkeiten der Verwaltung", sagt er. Hinzu komme die im Vergleich zur freien Wirtschaft geringere Bezahlung. Hier findet der OB klare Worte: „Wir brauchen eine ordentliche Bezahlung. Ohne adäquate Bezahlung werden wir kein adäquates Personal finden." Ein weiteres Hemmnis, sich zu bewerben, sei auch der Schichtdienst in vielen Bereichen und die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen, vermutet der OB.

Um die Herausforderung in Trier anzugehen, hat das Rathaus die Ausbildungszahlen deutlich gesteigert, auch mit Hilfe spezieller Werbe-Kampagnen. Zudem bildet die Verwaltung nun auch speziell in den Bereichen aus, in denen ein Mangel herrscht – so bietet sie eine duale Verwaltungsausbildung mit einer Zusatzqualifikation für den Kommunalen Vollzugsdienst an. Auch ein Koch- Azubi für eine städtische Kita wird gesucht. Um die vorhandenen Mitarbeitenden zu halten, legt das Personalamt außerdem einen starken Fokus auf die Förderung, Weiterbildung und Qualifizierung der Belegschaft.

Björn Gutheil