Sprungmarken
04.04.2006

Musik fördert soziale Kompetenz

Koch-Stiftung finanziert Grundschulprojekt in Trier-West

Spielerisch lernen Justin, Kevin und Denise (v. l. n.r.) aus der ersten Klasse der Grundschule Reichertsberg den Umgang mit einfachen Schlaginstrumenten.
Spielerisch lernen Justin, Kevin und Denise (v. l. n.r.) aus der ersten Klasse der Grundschule Reichertsberg den Umgang mit einfachen Schlaginstrumenten.
Justin, Kevin und Denise sind Regentropfen. Sie sammeln sich leise rauschend in einer Wolke, dann fallen sie auf die Erde hinab. Je nachdem, wo sie hinfallen, erklingen ganz helle oder ganz tiefe Töne. Schließlich versickern sie glucksend in der Erde. Dort sammeln sie sich erneut, bis sie als plätschernder Bach wieder zu Tage treten.

Der ganze Wasserkreislauf wird mit verschiedenen Schlaginstrumenten zum „Hörspiel“ – eine solch intensive Beschäftigung mit Tönen und Klängen ist im Lehrplan der ersten Klasse normalerweise nicht vorgesehen. Anders in der Grundschule Reichertsberg, wo zu Beginn dieses Schuljahres das Projekt „Sozialer Frieden durch Musizieren“ gestartet wurde. Bis zur vierten Klasse besuchen die 24 Schüler jede Woche einen 60minütigen zusätzlichen Musikunterricht. Unterstützt von Klassenlehrerin Anne Schauer gestalten mit Gisela Bitdinger und Anna-Maria Görres-Caspers zwei Pädagoginnen der Städtischen Musikschule die Stunden. Finanziert wird das Projekt, das bewusst im „sozialen Brennpunkt“ Trier-West angesiedelt wurde, zu 100 Prozent von der Nikolaus-Koch-Stiftung. Den Eltern entstehen keine zusätzlichen Kosten. Für den Unterricht und die Anschaffung neuer Instrumente werden rund 92000 Euro bereitgestellt.

Bis zum Ensemblespiel

In den ersten beiden Jahren stehenHören, Singen, Tanzen, elementares Instrumentalspiel und Instrumentenkunde auf dem Programm. Im dritten Schuljahr beginnt die Ausbildung an einem Instrument und im Chor. In der vierten Klasse werden die Kinder bereits in Ensembles spielen.

Doch es geht nicht nur um Musikerziehung: Wissenschaftliche Studien belegen die positiven Auswirkungen einer musikalischen Ausbildung auf Intelligenz, Kreativität, Teamgeist, Konzentrationsfähigkeit und Sozialkompetenz. Nicht zuletzt deshalb zeigt sich Schulleiter Rolf Neumann begeistert: „Wir konnten es zuerst kaum glauben, dass wir diese Chance erhalten und haben ohne zu Zögern zugegriffen. Unsere Schüler bekommen vom Elternhaus nur selten die Gelegenheit, ein Instrument zu lernen.“

Auch Schuldezernent Ulrich Holkenbrink, früher selbst Musiklehrer, ist vom Erfolg des Projekts überzeugt: „Musizieren bereitet den Kindern Freude und bietet ihnen die Möglichkeit zur Selbstbestätigung.“ Manfred Bitter, Vorsitzender der Nikolaus-Koch-Stiftung, sieht seine Organisation in einer Vorreiterrolle: „Es ist in jeder Hinsicht ein Super-Projekt, das zur Nachahmung empfohlen ist.“