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05.06.2007

Mit der Plastikkamera durch Trier

Der texanische Fotograph Nicholas Wood (rechts) mit Thomas Juncker, Präsident der Fort-Worth-Gesellschaft (links), OB Klaus Jensen und Dr. Bärbel Schulte, die die „Holga“-Kamera präsentiert.
Der texanische Fotograph Nicholas Wood (rechts) mit Thomas Juncker, Präsident der Fort-Worth-Gesellschaft (links), OB Klaus Jensen und Dr. Bärbel Schulte, die die „Holga“-Kamera präsentiert.
Im Rahmen des 20jährigen Partnerschaftsjubiläums der Städte Fort Worth und Trier präsentiert die Fort-Worth-Gesellschaft eine ungewöhnliche Fotoausstellung von Künstlern der texanischen Metropole. Rachel Bounds, Nancy Lamb, Amy Medina, Bob Powell und Nicholas Wood haben während ihres Aufenthalts 2002 in Trier mit einer sogenannten „Holga-Kamera“ zahlreiche Aufnahmen gemacht, die nun in der Tuchfabrik zu sehen sind. „Holga“ ist ein in China entwickelter, sehr primitiver Fotoapparat. Er hat mittlerweile Kultstatus und Fehler wie Streulichter, Verzerrungen und Unschärfen werden ganz bewusst als künstlerische Mittel eingesetzt.

Reizvolle Fehler

In ihrer Einführung ging Dr. Bärbel Schulte vom Stadtmuseum Simeonstift auf diese Unzulänglichkeiten der Kamera ausführlich ein. So gibt es ein äußerst begrenztes Angebot an Einstellmöglichkeiten. Andererseits erlaubt sie wiederum Vorgehensweisen, die bei herkömmlichen Modellen zur Fehlervermeidung gesperrt sind. So lässt sich zum Beispiel der Spulknopf beliebig weit drehen, womit sich partiell Doppelbelichtungen kreieren lassen. Die Linsen selbst sind aus Kunststoff angefertigt, wobei keineswegs auf Bildqualität im klassischen Sinne Wert gelegt wird.

Das Objektiv weist mehr oder weniger fast alle Bildfehler auf, die man bei herkömmlichen Kameras zu korrigieren versucht. Es verzerrt alle Linien, die sich im Bild befinden. Außerdem sind diese Veränderungen asymmetrisch und variieren darüber hinaus auch noch von Modell zu Modell. Schulte stellte in ihrer Einführung die berechtigte Frage: Was finden die Künstler an solch einer Kamera? Sie formulierte ihre Antwort knapp mit „Reduce to the max“. Mit  einer solchen Kamera kann man die Fotografie abseits der High-Tech-Variante neu entdecken. Die Philosophie der Holga-Fans besteht darin, die Fehler der Kamera zu zelebrieren, sie zu verstärken und sie bewusst und gekonnt einzusetzen.

Kultur fördert Städtekontakte

Die fünf in ihrer texanischen Heimat allesamt renommierten Künstler hatten bis zu ihren Trier-Aufnahmen entweder noch gar nicht oder nur wenig mit Fotografie gearbeitet. Es war für sie also eine völlig neue Erfahrung. Fotograph Nicholas Wood, der bei der Ausstellungseröffnung in der Tufa selbst zugegen war, bezeichnet seine hier entstandene Serie als „Snapshot-Memory“. „Die überwältigende historische Atmosphäre und die Schönheit in Trier zogen meine Aufmerksamkeit auf architektonische, reflektierende und transparente Elemente. Ich begann, die Kamera als Format für Zeichnungen und Collagen zu benutzen und entdeckte Methoden, dreidimensionale Kompositionen in Fotografie umzusetzen“, so Wood zu seinen Arbeiten.

Zahlreiche Vernissage-Besucher konnten sich von der Kunst der „Holga“ überzeugen. OB Klaus Jensen hatte sie zu Beginn herzlich begrüßt. Er erwähnte noch einmal die enge Beziehung beider Städte und betonte besonders, dass gerade die Kultur dazu einen großen Beitrag leistet. Thomas Juncker, Präsident der Fort-Worth-Gesellschaft, bedankte sich insbesondere bei Dr. Bärbel Schulte, die das Projekt leitet. Durch ihr persönliches Engagement sei diese Ausstellung möglich geworden.