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04.02.2014

Grenzenlose Spurensuche

Foto: Bei der Arbeit im Stadtarchiv erfahren die Schülerinnen und Schüler aus erster Hand, was die Menschen in der Region während der Nazi-Diktatur erlebt und erlitten haben.
Bei der Arbeit im Stadtarchiv erfahren die Schülerinnen und Schüler aus erster Hand, was die Menschen in der Region während der Nazi-Diktatur erlebt und erlitten haben.
In zwei intensiven Projekttagen haben sich Schülerinnen und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums (MPG) und der Ecole Sainte Anne (Ettelbruck/Luxemburg) mit regionaler Geschichte während der NS-Zeit und dem heutigen jüdischen Leben in Trier beschäftigt. Dazu besuchte eine Gruppe die Synagoge, den jüdischen Friedhof und die Ausstellung „Es lebe die Freiheit“, während die andere im Stadtarchiv auf Spurensuche ging.

Im Unterschied zum normalen Unterricht wurden den Zehnt- und Elftklässlern die historischen Themen nicht „frontal“ vermittelt. Vielmehr konnten die 27 Jugendlichen im Stadtarchiv anhand der Originalquellen eigene Schwerpunkte setzen. Die Themen hatte Frank Feder, Geschichtslehrer am MPG, zuvor mit Archivar Bernd Simon abgesprochen, der anschließend eine Auswahl der dazu passenden Archivalien, darunter Zeitungsartikel, Aktenvermerke und Fotografien, heraussuchte. „Die direkte Arbeit mit den Quellen war eine sehr gute Motivation für die Schüler“, beobachtete André Hey, betreuender Lehrer der Ecole Sainte Anne.

Nachdem die Dokumente zunächst studiert und ausgewertet wurden, ging es am zweiten Tag darum, die Ergebnisse für eine Präsentation zusammenzustellen, die zum Abschluss in der MPG-Aula allen Teilnehmern gezeigt wurde. Jeweils zwei bis vier Schüler bearbeiteten ein Thema, wobei stets beide Schulen vertreten waren.

Eine solche deutsch-luxemburgische Zusammenarbeit auf Augenhöhe war während des Zweiten Weltkriegs nicht möglich – vielmehr wurden Luxemburger nach der Besetzung ihres Landes 1940 als Zwangsarbeiter nach Trier verbracht, wie eine Schülergruppe bei ihren Recherchen herausfand. Den Bewohnern des Großherzogtums wurde eine „volksdeutsche Bewegung“ aufgezwungen, französisch klingende Namen germanisiert.

Monika Metzler von der AG Frieden betreute eine weitere Gruppe, die die Auswanderung der Juden während der NS-Zeit am Beispiel der Familie Mayer aus Trier erkundete. Ausgangspunkt war ein Artikel der „St. Louis Post“ vom Mai 1938, in dem über die „Wiedervereinigung“ der auf verschiedenen Wegen in die USA gelangten Mitglieder der Großfamilie berichtet wurde. Mehrere Gruppen befassten sich mit der Judenverfolgung in Trier – von der antisemitischen Propaganda 1933 über die Reichspogromnacht 1938 und die Ausgrenzung mit Kennkarten 1939 bis zur Deportation ab 1941.

Dass deutsche und luxemburgische Schüler sich gemeinsam diese geschichtliche Epoche erarbeiten, ist für MPG-Schulleiter Armin Huber ein besonders gelungenes Projekt im Sinne des vereinten Europa. Die Kooperation mit der Ettelbrucker Schule wird fortgesetzt.