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06.12.2016

Einladung zum Engagement

Sophie Lungershausen in ihrem Büro in der Geschäftsstelle der LA 21
Sophie Lungershausen in ihrem Büro in der Geschäftsstelle der LA 21, in der kreative „Wandmalereien“ den Alltag auflockern.
Sophie Lungershausen ist seit September neue Geschäftsführerin bei der Lokalen Agenda (LA) 21. Im Interview mit der Rathaus Zeitung (RaZ) spricht die 29-jährige Humangeografin über das Erfolgsrezept für gute Projekte, neue Schwerpunkte und stabilere Finanzen.

RaZ: Welcher Weg führte Sie zur Lokalen Agenda 21?

Lungershausen: Prägend war für mich eine Studienexkursion nach Kenia, bei der mir bewusst wurde, dass die negativen Folgen des Klimawandels bereits sichtbar sind. Weil ich das Bewusstsein dafür in meiner Region stärken wollte, habe ich schon 2012 ein dreimonatiges Praktikum bei der Lokalen Agenda in Trier gemacht. Nach dem Studium habe ich bei einer Windenergiefirma gearbeitet und bin dadurch mit der Denkweise von Unternehmen vertraut. Mir fehlte dabei aber ein bisschen der Umgang mit Menschen, deshalb engagierte ich mich gleichzeitig in einem Umweltbildungsprojekt. Die Geschäftsführung bei der LA 21 führt diese unterschiedlichen Erfahrungen zusammen.

Wie würden Sie den Begriff Lokale Agenda 21 definieren?

Unser Motto lautet ja „global denken, lokal handeln“. Ich finde, das zeigt ganz gut, worum es geht. Dabei gibt es soziale, ökologische und ökonomische Aspekte, die man wie in einem Dreieck austariert und miteinander in Einklang bringt. Die Globalisierung ermöglicht es uns zum Beispiel, Schokolade aus fernen Ländern günstig zu konsumieren, aber oft stehen dahinter menschenunwürdige Produktionsmethoden. Die Lokale Agenda 21 will dafür Bewusstsein schaffen, auf fair gehandelte Produkte aufmerksam machen und dezentrale Aktivitäten unterstützen, die die Region stärken. Es ist zugegeben schwierig, die sehr breit gefächerten Aufgabenbereiche der Lokalen Agenda in einem Wort zu definieren. Das funktioniert dann eher über Projekte wie das Zukunftsdiplom für Kinder, von dem fast jeder schon mal gehört hat und das jedem ein Begriff ist, mit dem er die Lokale Agenda verbindet.

Was ist das Erfolgsgeheimnis von Projekten wie dem Zukunftsdiplom oder dem Repair Café?

Einerseits ist es die jahrelange Kontinuität. Weil man nicht ständig ein Projekt neu erfinden muss und die Strukturen schon klar sind, kann man kreativ sein und sich neue Themenschwerpunkte ausdenken. Beim Zukunftsdiplom gibt es inzwischen so viele unterschiedliche Veranstaltungen, dass für alle etwas dabei ist. Und gerade für die Kinder ist es ein schönes Erlebnis und stärkt das Selbstwertgefühl, wenn sie zum Abschluss ihr Diplom in den Händen halten. Das Repair Café trägt sich selbst aus den Spenden der Teilnehmer. Wir haben pro Veranstaltung  40 bis 50 Reparaturen. Nicht alles kann auf Anhieb repariert werden, aber die Erfolgsquote und die Spendenbereitschaft sind groß. Wichtig ist, dass die Teilnehmer ihre defekten Geräte nicht einfach abgeben, sondern sich mit dem ehrenamtlichen Techniker zusammensetzen und an der Reparatur beteiligen. So wird ein Bewusstsein für den Wert von Alltagsgegenständen geschaffen.

Welche neuen Schwerpunkte wollen Sie als Geschäftsführerin setzen? Gibt es schon Projektideen?

Öko-soziale Beschaffung ist ein Anliegen, das mir am Herzen liegt. Dabei geht es um den Bezug fair gehandelter Produkte, aber auch um die Arbeitsprozesse innerhalb der Betriebe, zum Beispiel auch auf sozialer Ebene. Seit April ist bei uns eine Fachpromotorin für dieses Thema zuständig. Im nächsten Jahr wollen wir auf lokale Unternehmen, insbesondere Start-Ups, zugehen, um das Potenzial vor Ort zu bündeln. Einen Schwerpunkt würde ich dabei gerne in der Hotel- und Gastronomiebranche setzen.

Wie ist der Agenda-Verein finanziell und bei der Mitgliedschaft aufgestellt?

Der Verein ist an sich sehr erfolgreich. Wir haben sehr viele Projekte, die aber eben auch viel Arbeit machen. Um das zu finanzieren, müssen wir Mittel akquirieren. Ich würde aber gerne davon wegkommen, ständig Förderanträge zu stellen, die hier mal tausend Euro und da mal tausend Euro bringen, denn auch in diesem Punkt müssen wir nachhaltig denken. Eine solidere Finanzierung würde auch die Projektarbeit längerfristig zum Erfolg führen. Intern finanzieren wir uns ja durch Mitgliedsbeiträge. Hier möchte ich daher gerne darauf aufmerksam machen, dass man mit einem kleinen Beitrag als Mitglied in unserem Verein zur Nachhaltigkeit in Trier beitragen kann. Vielleicht ist eine Fördermitgliedschaft bei der Lokalen Agenda ja auch ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Tante oder den Enkel.

Interview: Ralph Kießling