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27.01.2015

Jingle Bells im Reich der Mitte

Weihnachtsbaum mit Lampions in Xiamen
Der Baum neben Elisa Limbacher ist nicht mit Christbaumkugeln geschmückt – es sind rote Lampions, die Glück bringen sollen.
Elisa Limbacher, Mitarbeiterin der Trier Tourismus und Marketing GmbH, ist im Rahmen eines Verwaltungsaustauschs zwischen Trier und seiner Partnerstadt Xiamen für drei Monate in China. In der Rathaus Zeitung berichtet sie exklusiv von ihren Erlebnissen.

Wer glaubt, dass sich Weihnachten in Deutschland immer mehr zu einer kommerziellen Angelegenheit entwickelt, der gönne sich doch über die Feiertage eine Auszeit im fernen China, etwa im wunderschönen subtropischen Xiamen. Hier ist es auch im Winter meist sonnig und man kann bei angenehmen Temperaturen Strand und Meer genießen.

Bereits Ende November sind an vielen Orten in Xiamen bunt geschmückte Kunststoff-Tannenbäume, strahlende Lichterketten, glitzernde Sterne, Schneeflocken und die Farben Rot und Weiß überall zu sehen. Zudem schallen Jingle Bells und andere Weihnachtslieder aus unzähligen Lautsprechern. Weihnachtsmänner und Engel, die Geschenke an Kinder verteilen, sind immer wieder zu sehen. Vor allem aber sollen sie auch um kaufkräftige Kundschaft werben. Nicht nur westliche Unternehmen und Geschäfte locken nämlich auch in China ihre Kunden zu dieser Jahreszeit mit Angeboten. Chinesische Firmen selbst haben seit einiger Zeit das Weihnachtsgeschäft ebenfalls als lukrative Einnahmequelle für sich entdeckt.

Doch nicht überall ist Weihnachtstreiben angesagt. In der chinesischen Verwaltung spielt es allein deshalb schon keine Rolle, da die Weihnachtsfeiertage keine Urlaubstage sind und aus diesem Grund für Familien keine große Bedeutung haben.

Vor allem für junge Chinesen hat sich Weihnachten als ein Fest für Unternehmungen mit Freunden etabliert, da man an diesen Tagen eine Gelegenheit hat, außerhalb der Familie auszugehen und sich untereinander zu beschenken. Das Zusammensein findet vor allem an Heiligabend statt. Das eigentliche Familienfest in China ist vielmehr das Neujahrsfest, an dem die Mehrzahl der Chinesen in die Heimat zu den Eltern oder Großeltern fährt.

Die gesamte Innenstadt Xiamens strahlte an Heiligabend wenig Ruhe und Besinnlichkeit aus. Verstopfte Straßen, überfüllte Busse, ein allgemeiner Mangel an Taxen und überfüllte Einkaufsstraßen und Restaurants ließen mich an diesem Tag nicht unbedingt an das winterliche und besinnliche Weihnachten in Deutschland denken. Trotzdem habe ich mich gefreut, mit Freunden einmal ein ganz anderes Weihnachtsfest erleben zu dürfen.

Auch wenn Weihnachten in China im Allgemeinen ein Anlass für Unternehmungen mit Freunden oder Shopping geworden ist, gibt es doch auch einen wachsenden Teil innerhalb der   Gesellschaft, der unterschiedlichen christlichen Gemeinden oder Glaubensgruppierungen angehört. Allein in Xiamen gibt es unzählige protestantische und katholische Kirchen, die sowohl an Heiligabend als auch am ersten Weihnachtsfeiertag einen Gottesdienst veranstalteten. Das Christentum stellt eine in ganz China wachsende und sich schnell verbreitende Glaubensgemeinschaft dar. Nach offiziellen Angaben gibt es etwa 19 Millionen Christen, inoffizielle Schätzungen gehen sogar von 30 bis 80 Millionen aus.

Da ich an Weihnachten ebenfalls einen christlichen Gottesdienst in einer chinesischen Kirche besucht habe, war es besonders beeindruckend zu entdecken, dass alle Sitzplätze besetzt waren. Die Kirche war so gut besucht, dass viele Menschen sogar in der geöffneten Kirchentür stehen bleiben mussten, um dem Gottesdienst zu folgen.