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04.02.2014

Vorhandene Mittel besser nutzen

Fotomontage: Sparschwein Kultur
Bei der letzten von fünf Dialogveranstaltungen für ein Kulturleitbild für Trier stand zwischen Experten, Steuerungsgruppe und Publikum die Frage „Wie finanzieren wir unsere Kultur?“ zur Diskussion. Anders als die ersten vier Dialogforen orientierte sich die letzte Veranstaltung nicht an einem Handlungsfeld des Kulturleitbildentwurfs.

IHK-Präsident Peter Adrian lobte den Dialog, der die Probleme im Bereich der Kulturfinanzierung offen lege und bewusst mache. Es sei ein Merkmal der gesamten Kulturlandschaft, mit knappen Mitteln auskommen zu müssen. Die auffällige Erstellung von Leitbildern bis 2025 charakterisierte er als „eine Art Modeerscheinung“. Zwingender sei es, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um bestehenden Institutionen zu helfen. Auffallend sei, dass das Handlungsfeld „Kultur und Wirtschaft“ schon seit längerem brach liege. Da es in Trier eher zu einer Kürzung der finanziellen Unterstützung kommen werde, sei es, so Adrian, sinnvoll, andere Einnahmequellen anzuheben. Zu einer Lösung der Knappheit könne auch ein effizienterer Umgang mit vorhandenen Mitteln beitragen.

Zum Leitbildentwurf sagte Adrian, die Politik müsse gute Rahmenbedingungen schaffen, um die Entwicklung eines kulturellen Stadtlebens zu fördern. Das Sponsoring sei dagegen Aufgabe der Wirtschaft. Hier sehe er sich als IHK-Präsident in der Position, zwischen Kultur und Wirtschaft zu vermitteln und Trierer Unternehmen zum Sponsoring zu motivieren.

Christoph Kraus, Leiter der Abteilung Allgemeine Kulturförderung im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mainz, brachte grundsätzliche Anliegen in die Expertenrunde ein. In Zeiten klammer Kassen und des Rufs, alles auf den Prüfstand zu stellen, komme einem Kulturleitbild große Bedeutung zu. Für den Trierer Entwurf meldete er Verbesserungsbedarf an: „Ich vermisse das Bekenntnis zur öffentlichen Förderung der Kultur“, so Kraus. Dies schließe eine Bestandsgarantie für eine kulturelle Infrastruktur ein, wozu der Erhalt von Bibliotheken, Theatern und Museen zähle. Die Notwendigkeit der Förderung kulturellen und künstlerischen Schaffens durch die Kommunen sei, so der Gast aus Mainz, bereits 1947 in der rheinland-pfälzischen Verfassung festgehalten worden.

Auch Kraus sprach sich für eine höhere Effizienz der öffentlichen Finanzierung aus. Zur einer Verbesserung könnten zudem Kooperationen zwischen einzelnen Institutionen beitragen. In der anschließenden Debatte wurden unterschiedliche Finanzierungsvorschläge aufgezeigt und erörtert, darunter auch die Idee, steuerliche Erleichterungen im Kulturbereich zu schaffen, beispielsweise die Möglichkeit, den Erwerb von Theaterkarten von der Steuer absetzen zu können.

Bedeutung der Stiftungen

Danach stellte Willi Weyer die Arbeit der Sparkassen-Kulturstiftung vor. Damit wurde neben dem Sponsoring und der öffentlichen Förderung von Kultur die Finanzierung durch Stiftungen erörtert. Er wies darauf hin, dass neben den Bereichen Umwelt, Sport, Wissenschaft und Bildung, kulturelle Projekte die höchste Förderung der Sparkasse erhalten.

Mit Verweis auf das Leitbild und die Förderrichtlinien der Sparkassenstiftung merkte Weyer gegenüber dem zur Debatte stehenden Kulturleitbildentwurf an, dass hierin  eigene Stärken und Leistungen zum Ausdruck gebracht werden müssten. Dabei seien Visionen unverzichtbar und das eigene Vorgehen ließe sich besser legitimieren. Weyer gab zu verstehen, der vorgelegte Entwurf sei ihm zu umfangreich. Durch eine Verknappung könne man konkrete Formulierungen vermeiden und eine kulturelle Gedankenvielfalt ermöglichen.

Auch Weyer sprach sich für eine bessere Zusammenarbeit der Kulturinstitutionen aus. Dadurch werde zugleich vermieden, sich beim Bemühen um Fördergelder gegenseitig auszuspielen. Generell müsse die Finanzierung der Kultur auf mehrere Schultern verteilt werden, so der Vertreter der Sparkasse.

Als freischaffende Tänzerin brachte Hannah Ma ihre persönlichen Erfahrungen in die Diskussion ein und verwies auf die Finanzierung eigener Projekte. Die Schwierigkeiten freischaffender Künstler ergäben sich insbesondere bei der Vor- und Zwischenfinanzierung. Es sei nicht leicht, rechtzeitig ein gutes Marketing für die Projekte zu betreiben. Am Beginn wisse man oft gar nicht, ob man überhaupt eine Förderung erhalten werde. Das wiederum bedeute ein hohes Risiko. 

Nach einer regen Diskussion über Finanzierungsmöglichkeiten durch europäische Projektförderungen bedankte sich Kulturdezernent Thomas Egger am Ende der fünf Dialogforen für die engagierte Beteiligung an dem gesamten Prozess. Alle Treffen hätten bewirkt, Kernelemente der Kultur Triers wiederzufinden und ein gemeinsames Bewusstsein  zu schaffen. Es sei gut gewesen, den Beteiligungsprozess mit einer Streitschrift begonnen zu haben. Dadurch seien viele Ideen initiiert worden. „Was nun bis zum 12. März in einem internen Prozess geschieht, ist die Aufgabe der Kulturpolitik“, so Egger. Der Dialog müsse auch in Zukunft fortgeführt werden.