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18.04.2023

Geistliches Herz der Stadt

Mehrere Geistliche in weißen Gewändern stehen und knien vor einem Altar. Im Hintergrund sind weitere Kirchenbesucher zu sehen.
Bischof Dr. Stephan Ackermann weiht den neu gestalteten Altar der umfassend renovierten Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf. Künftig werden dort wieder Gottesdienste gefeiert. Aber auch weltliche Veranstaltungen, wie das „Forum Bürgerkirche“, sollen dort regelmäßig stattfinden.

Nach mehrjähriger Bauzeit ist am Ostermontag die Kirche St. Gangolf mit einem Festgottesdienst wieder eingeweiht worden. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus Kirche und Politik waren auch die Handwerkskammer und die Innungen vertreten – Gangolf ist traditionell die Kirche der Handwerker und der Bürgerschaft. Sie trägt nach der Neugestaltung jetzt auch offiziell den Titel „Markt- und Bürgerkirche".

Im Rahmen des Gottesdienstes weihte der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann den neuen Altar der umfassend renovierten Kirche. „Das geistliche Herz unserer Stadt schlägt wieder", beschrieb Pfarrer Dr. Markus Nicolay die Rolle Gangolfs. Auch wegen der großen Tradition als Kirche der Bürgergesellschaft habe man sich zu der aufwändigen Sanierung entschlossen. Bischof Ackermann beschrieb die Rolle der Bürgerkirche im Gegensatz zum nahe gelegenen Dom: „Dom und Liebfrauen wurden auf kaiserlichem Grund gebaut. Aber Gangolf steht auf dem Boden der Zivilgesellschaft, sie ist die Kirche der Stadt Trier und ihrer Bürger."

Auf das nicht immer konfliktfreie Verhältnis zwischen der Domkirche und der Stadtgesellschaft wies auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe hin. So habe nach der von der Trierer Bürgerin Adelheid von Besselich finanzierten Aufstockung des Turms von Gangolf der damalige Erzbischof einen der Türme des Doms ebenfalls erhöhen lassen, damit dieser wieder die Bürgerkirche überragte. „Ich versichere Ihnen, dass die Stadt Trier nicht vorhat, eine weitere Aufstockung des Gangolfturms zu finanzieren", sagte Leibe scherzhaft mit Blick auf dieses Kuriosum. Triers Oberbürgermeister erinnerte auch daran, dass auf dem Turm der Kirche jahrhundertelang ein Türmer wohnte. Bis zum Jahr 1905 hielt er Ausschau nach Feuern und Gefahr en und alarmierte bei Bedarf mit dem „Zündel" die Bürgerschaft. „Hier war sozusagen die allererste Leitstelle Triers", so Leibe.

Seit Juli 2020 war das zur Innenstadtpfarrei Liebfrauen gehörende Gotteshaus runderneuert worden. Unsachgemäße Arbeiten in den 70er Jahren hatten zu Bauschäden geführt. Deswegen wurde nun die Bodenplatte entfernt und der Boden tiefergelegt. Ebenso entspricht jetzt die neue Farbgebung der Gestaltung aus dem 15. Jahrhundert. Ebenfalls erneuert wurden die Heizung, die Bänke, der Altar, die Fenster und die Dacheindeckung. Auffällig: Das bekannte, monumentale Gemälde von August Gustav Lasinsky aus dem 19. Jahrhundert an der Chorwand wurde gereinigt und strahlt wieder in neuem, alten Glanz.

Nach dem Gottesdienst wurde das Buch: „St. Gangolf in Trier – Geschichte wird fortgeschrieben" erstmals vorgestellt. Es ist für 19,90 Euro erhältlich im Buchhandel oder im Pfarramt Liebfrauen, Liebfrauenstraße 2.