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16.08.2011

Pakt für bessere Grundbildung

VHS-Leiter Rudolf Hahn.
VHS-Leiter Rudolf Hahn.
Die Trierer Volkshochschule startet am 5. September in das zweite Semester 2011. Das rund 60 Seiten dicke Programmheft verzeichnet zahlreiche Kurse in den Bereichen Gesellschaft, Sprachen, Schulabschlüsse, IHK-Grundkurse, Alphabetisierung, EDV, Gesundheit und kreatives Gestalten. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutert VHS-Leiter Rudolf Hahn einige Schwerpunkte.

RaZ: Mit dem Abschluss des „Trierer Bündnisses für Alphabetisierung und Grundbildung“ steht am 10. September zu Beginn des Semesters gleich ein Highlight an. Wie entstand die Idee und wie setzt die Volkshochschule diesen Pakt in ihrem Programm konkret um?

Hahn: Der Kampf gegen Analphabetismus ist eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir uns schon lange stellen, durch Grundbildungskurse, aber auch Schulungen von Personengruppen, die häufig mit Analphabeten in Kontakt kommen. Das allein genügt aber nicht. Nach einer aktuellen Studie sind in Deutschland mehr als 14 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 18 und 64 Jahren von funktionalem Analphabetismus betroffen. In Trier sind das rund 10 000 Personen. Sie können nicht ausreichend lesen und schreiben. Um diesem Missstand entgegen zu wirken, starten wir eine Offensive zur Grundbildung. Hierzu möchten wir alle Bürger nicht nur herzlich einladen, sondern auch als Partner gewinnen.

Was sind die wichtigsten Ziele des neuen Pakts?

Grundbildung ist eine zentrale Voraussetzung für die Teilnahme am sozialen und ökonomischen Leben. Die Offensive soll dazu beitragen, die Chancen betroffener Bürger zu erhöhen. Das Bündnis unter der Schirmherrschaft von OB Klaus Jensen will neue Wege zur Beteiligungsförderung erschließen. Zum einen sollen durch eine sozialräumliche Ausdehnung der Alphabetisierungskurse weitere Betroffene erreicht werden.  Zum anderen will man Multiplikatoren unterschiedlicher Branchen gewinnen, die das Bündnis unterstützen.

Wie setzt die Volkshochschule  ihren Programmschwerpunkt zum Thema Nachhaltigkeit weiter um?

Die VHS Trier bietet seit Jahren zusammen mit Johannes Hill, dem Umweltberater der Stadt, Seminare zum Thema an. Die aktuelle Diskussion um den Atomausstieg hat uns veranlasst, nochmals Fragestellungen zu konkretisieren. Wie könnte meine Energiewende aussehen oder wie sieht denn deine Energiewende aus? Kann ich mir „komfortables Wohnen“ noch leisten? Wie sieht meine Vorsorge gegen Altersarmut aus, was ist ein „Ein-Euro“-Nebenkosten-Haus, wie kann ich meinen „persönlichen Atomausstieg“ beschleunigen? Fragen wie diese und noch viele mehr sollen die Seminare, Diskussionsrunden oder Exkursionen im kommenden Semester praxisorientiert beantworten helfen.

Spielt die Energiewende nach der Atomkatastrophe in Fukushima dabei eine Rolle?

Wir gehen davon aus, dass die Katastrophe im vergangenen März die Bereitschaft erhöht hat, konkrete persönliche Verhaltensänderungen anzustreben und wir mit dem Seminarangebot Handlungsorientierungen bieten können.

Wie haben sich in den vergangenen Semestern die Zahl der Kurse und der Buchungen entwickelt? Welcher Fachbereich erfreut sich des größten Zuspruchs?

Die Zahl der Veranstaltungen wächst im zweiten Semester 2011 im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 560 auf 600. Im Vergleich der Gesamtjahre 2009 und 2010 stieg die Zahl der Kursteilnehmer immerhin um 28 Prozent. Kundenstärkster Fachbereich ist weiterhin der Sprachenbereich. Der Fachbereich, der in den letzten Jahren die stärkste Entwicklung vollzogen hat, ist der Gesundheitsbereich.

Das Gespräch führte Petra Lohse