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15.03.2016

Trierer "Ansichtssachen" aus vier Jahrhunderten

Foto: Trierer Stadtansicht von Matthäus Merian, Kupferstich von 1646
Der in der kleinen Sonderausstellung präsentierte Kupferstich von Matthaeus Merian ist die bekannteste historische Stadtansicht von Trier. Sie stammt aus dem Jahr 1646 und zeigt die Stadt am Fluss vom westlichen Ufer aus. Der Stich basiert auf der Ansicht von Sebastian Münster, die dieser 100 Jahre früher erstellt und die Merian in einigen Details aktualisiert hat. Abbildung: Stadtmuseum
Im Stifterkabinett des Stadtmuseums sind 16 Druckgrafiken aus der Zeit von 1550 bis ins 19. Jahrhundert mit Stadtansichten von Trier zu sehen. Die neue Sonderausstellung zeigt, wie sich die Stadt an der Mosel über die Jahrhunderte verändert hat, was die Zeichner selbst in den Fokus nahmen oder auch von Vorlagen übernommen haben. Unter den ausgestellten Stücken sind Klassiker wie Werke von Sebastian Münster oder Matthaeus Merian, aber auch seltenere Blätter zu entdecken.

Vor fünf Jahren hatten zwei Trierer Bürger dem Stadtmuseum Simeonstift ihre über viele Jahre gewachsene Sammlung historischer Druckgrafiken mit regionalen Motiven überlassen. Die verschiedenen Blätter zeigen neben andere Motiven Einzel- und Gesamtansichten der Stadt Trier aus der Zeit zwischen 1550 und 1850, darunter Klassiker wie die Stadtporträts von Sebastian Münster, Matthaeus Merian oder Franz Hohenberg. Diese Schenkung ergänzt den bereits seit längerem vorhandenen Bestand des Stadtmuseums Simeonstift und hilft dabei, mehrere Lücken zu schließen.

Von den vielen verschiedenen Trierer Stadtansichten sind nur wenige aufgrund eigener Beobachtungen vor Ort entstanden. Es war wesentlich einfacher, eine bereits bestehende Vorlage zu kopieren, statt Zeit, Kosten und Mühen für eine Originalzeichnung aufzuwenden, zumal die Mehrheit der Leser die Authentizität nicht nachprüfen konnte. Im Falle von Trier kann nach Einschätzung von Kunsthistorikern anhand der zeitlichen Einordnung, der historischen und architektonischen Situation und sich wiederholender Kopierfehler im Detail nachgewiesen werden, wer von wem „abgekupfert“ hat.

Über Jahrhunderte vermittelten gedruckte Ansichten den interessierten Lesern einen Eindruck von dem Aussehen einer Stadt, ungefähr so, wie es heute Fotografien tun. Das Ende dieser langen Tradition wurde eingeläutet, als 1826 der französische Tüftler Joseph Niépce (1765-1835) eine mit Asphalt bestrichene Zinnplatte belichtete. Damit glückte ihm das erste heute noch erhaltene Foto.

Binnen weniger Jahre entwickelte sich aus diesen Anfängen die Fotografie, die mit tragbaren Holzkameras und lichtempfindlichen Glasplatten den alten Drucktechniken die Grundlage entzog. Zu überzeugend war die neue Technik, die in einer bis dahin nicht gekannten Qualität und Geschwindigkeit die reale Welt reproduzieren konnte und dem wachsenden Verlangen von Zeitungen und Verlagen nach schnellen, illustrierten Informationen entgegen kam. Die Zeit der aufwendig hergestellten Stadtansichten war mit dieser technischen Innovation endgültig vorüber.

Zwei neue Begleitbände

Passend zur mindestens bis Spätsommer im Simeonstift laufenden Sonderausstellung sind zwei neue Bände der Reihe „Museumssammlung im Blickpunkt“ erschienen. In Band 3 „Ansichtssache Trier. Druckgrafiken aus vier Jahrhunderten“ präsentiert der Kunsthistoriker Bernd Rosar alle 16 Blätter der Ausstellung in vierfarbigen Tafeln und ausführlichen Beschreibungen. Der Band 4 „Gewebte Kostbarkeiten. Koptische Textilien im Stadtmuseum Simeonstift“ widmet sich antiken Textilien im Stadtmuseum Simeonstift. Barbara Weber-Dellacroce wirft einen Blick auf die Sammlung, die der Kommerzienrat und Gerbereibesitzer Wilhelm Rautenstrauch im Jahr 1907 der Stadt Trier vermacht hat. Der Unternehmer war gleichzeitig Politiker und gehörte von 1895 bis 1933 sowie 1946/47 dem Trierer Stadtrat an.

Die beiden neuen Bände der Reihe „Museumssammlung im Blickpunkt“ können im Shop des Stadtmuseums Simeonstift vor Ort gekauft oder online bestellt werden. Sie kosten jeweils 6,50 Euro.