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26.04.2016

Digitaler Kummerkasten

Foto: Jeremias Koch neben seiner Videobox im Theaterfoyer
Jeremias Koch neben seiner Videobox im Theaterfoyer, mit der das Publikum Lob, Kritik, Fragen und Anregungen direkt an die Verantwortlichen des Theaters richten kann.
„Die Kommunikation zwischen Bürgern und Theater ist nur eingeschränkt möglich. Zeitungsartikel und Leserbriefe bedingen eine Distanz.“ Mit dieser Analyse begann Jeremias Koch einen Projektantrag, um seine Idee der „Teatrier Videobox“ zu verwirklichen. Die nun fertige Videobox gibt dem Publikum die Möglichkeit, Lob, Kritik, Fragen und Anregungen per Videoaufzeichnung direkt an die Verantwortlichen des Theaters zu richten.

Der 20-jährige Jeremias Koch absolviert derzeit sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Kultur in der Operndramaturgie des Trierer Theaters. Dort lernt er die unterschiedlichen Bereiche eines Kulturbetriebs kennen: „Ich habe unter anderem Konzeptionsproben erlebt, in der Regie hospitiert, war Statist oder habe souffliert,“ erzählt der gebürtige Trierer und ergänzt: „Die Videobox ist mein erstes eigenverantwortliches Projekt.“

Baulich ist sie einem Fotoautomaten nachempfunden: „Diese Automaten haben mich inspiriert. Diese Enge, das ‚Für-sich-sein‘ mitten unter Leuten. Gleichzeitig erzeugt man dadurch eine Offenheit und spricht eine Einladung an die Leute aus“, erläutert Koch. Es solle  aber auch Spaß machen, die Box zu benutzen. Hat man erst in der Kabine Platz genommen, genügt ein Druck auf einen Buzzer und die Aufnahme startet.

Jeremias Koch ist vom Mehrwert seiner Kreation überzeugt: „Die Videobox bietet einen spielerischen Ansatz für einen offenen Dialog. Die Besucher können Fragen stellen, Anregungen teilen, kritisieren oder einfach albern sein – die meisten Beiträge bisher sind sehr lustig.“ Geplant ist, regelmäßig Antwortvideos zu produzieren, mit denen Verantwortliche des Theaters auf die Beiträge reagieren. Die Antworten werden dann im Internet veröffentlicht.

Die Videobox ist eine Neuerung in der Theaterlandschaft. Der Ausbau der direkten Kommunikation zwischen Kulturbetrieb und Publikum kann so auch Vorbild sein für andere Kulturhäuser: „Wir sind gespannt auf Post im Filmformat und freuen uns auf die Gesichter, Statements und ‚Inszenierungen‘ unseres Publikums“, sagt die stellvertretende Intendantin des Trierer Theaters, Operndirektorin Katharina John.

Kochs Initiative wurde durch das Förderprogramm „FSJ digital“ finanziell ermöglicht, ein Projekt des Kulturbüros Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft Freiwilligendienste Rheinland-Pfalz. Mit dem Programm soll die Medienkompetenz junger Menschen in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft gefördert werden.