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17.05.2011

Ermutigende Vorbilder

Marga und Rainer Haubrich geben seit vielen Jahren Pflegekindern ein neues Zuhause in ihrer Familie.
Marga und Rainer Haubrich geben seit vielen Jahren Pflegekindern ein neues Zuhause in ihrer Familie.
Für ihr „beispielhaftes ehrenamtliches Engagement zum Wohl der Allgemeinheit“ überreicht OB Klaus Jensen heute den Bürgerpreis 2011 der Stadt Trier an drei Träger: Die Trier-Gesellschaft setzt sich für die Rettung kultureller Denkmäler ein, das Demenzzentrum betreut Patienten und ihre Angehörigen und das Ehepaar Marga und Rainer Haubrich nimmt seit vielen Jahren Pflegekinder in seine Familie auf.

Ein Fernsehbericht über Pflegefamilien war der Anlass für Marga und Rainer Haubrich, selbst Pflegekinder aufzunehmen und ihnen Geborgenheit und Schutz zu bieten. Die leiblichen Eltern dieser Kinder sind oft unfähig, sie aufzuziehen. Viele haben Alkohol- oder Drogenprobleme, sind langfristig krank oder psychisch dazu nicht in der Lage, so dass das Jugend-amt Pflegefamilien suchen muss. Viele der Kinder sind schwer traumatisiert, Missbrauch und Gewalt spielen dabei eine große Rolle.

Zusätzliche Bereitschaftspflege

Pflegeeltern, übernehmen eine große Verantwortung. Nach dem Kontakt mit dem Jugendamt und Schulungen nahm das Ehepaar Haubrich, das selbst fünf Kinder hat, das erste Pflegekind auf. Probleme mit dem eigenen Nachwuchs gab es nicht, erzählte Marga Haubrich. In der Patchworkfamilie brachten beide Partner Kinder mit, so waren sie gewohnt, sich auf „Neuzugänge“ einzustellen.
 
Heute haben die Haubrichs drei Pflegekinder. die jüngsten sind Zwillinge, die sie im Alter von acht Wochen bekamen. Mittlerweile sind sie fünf Jahre alt und halten die Familie auf Trab. Oft sitzt aber noch ein weiteres Kind am Tisch, denn das Ehepaar ist auch in der Bereitschaftspflege aktiv: Es springt ein, wenn ein Kind von den leiblichen Eltern getrennt werden muss. Das kann von einer Stunde auf die andere passieren. Bis eine feste Pflegefamilie gefunden wird, bietet das Ehepaar ihm eine Bleibe. Das kann Tage oder Wochen dauern. Meist ist der Abschied dann schmerzhaft. Auch wenn eine Pflegemutter ausfällt, sind die Haubrichs Ersatzfamilie. Außerdem informieren sie neue Pflegeeltern in Bewerberseminaren und helfen bei der Gestaltung von Familientreffen, die das Jugendamt organisiert. Viele gute Gründe also für den Bürgerpreis, den das Ehepaar „stellvertretend für die vielen anderen Pflegefamilien“ entgegennimmt.

Demenzzentrum

„Man wird gefordert, kann aber persönlich auch sehr viel gewinnen.“ Gerda Popps Zwischenbilanz als ehrenamtliche Helferin im Demenzzentrum für die Region Trier fällt positiv aus und wird von ihren Mitstreiterinnen geteilt. Popp gehört zu einem zehnköpfigen Team, das zu zweit etwa zehn Patienten bei den nachmittäglichen Runden, darunter die „Memory“- und die Sport-Gruppe, betreut. Eine Motivationsquelle für die nicht immer ganz einfache Betreuung ist neben dem Einsatz für einen Mitmenschen die Dankbarkeit der pflegenden Angehörigen. Für diese ist es oft eine enorme Entlastung, einfach einmal zwei Stunden in Ruhe einkaufen gehen zu können.

Gelobt wird auch  die herzliche Atmosphäre in den Gruppen. Dort werde den Patienten, so eine Angehörige, mit einer gesunden Mischung aus Respekt und Wärme begegnet. Kranke, deren Freunde sich oft immer mehr zurückziehen würden, erlebten in den Gruppen wieder eine wohltuende Aufmerksamkeit außerhalb der Familie. Das Demenzzentrum berät auch die Angehörigen, vermittelt weitere Hilfen und bietet ein Forum zum gegenseitigen Austausch der Familien. Es wird durch Zuschüsse des Landes, der Stadt und des Kreises Trier-Saarburg sowie kleine Teilnehmerbeiträge finanziert. Das hauptamtliche Team besteht aus drei Teilzeitkräften.

Maßgeblicher Initiator war der Trierer Internist Professor Bernd Krönig, der Vorsitzender des Trägervereins ist und den Bürgerpreis für das Team entgegennimmt. Die Idee entstand bei seiner früheren Tätigkeit im Elisabethkrankenhaus. „Damals lag der Altersdurchschnitt der Patienten rund sieben Jahre über dem anderer Kliniken. Öfters mussten wir Demenzkranke mit schlechtem Gewissen entlassen, weil ihre weitere Betreuung offen war.“

Trier Gesellschaft

Tsunami in Japan, Erdbeben in Haiti, Hunger in Äthiopien – Hilfsorganisationen haben es angesichts der Vielzahl der weltweiten Katastrophen im Wettbewerb um die Spendenbereitschaft der Menschen nicht immer leicht. Mit der Trier Gesellschaft erhält eine Organisation den Bürgerpreis, der es gelungen ist, insgesamt mehr als 1,4 Millionen Euro an Spenden für ausschließlich lokale Denkmalschutzprojekte zu sammeln. „Wenn man die Leute direkt anspricht und sie vor Ort über das Vorhaben informieren kann, ist die Spendenbereitschaft sehr groß“, sagt Schatzmeister Karlheinz Scheurer. „Außerdem sind wir bekannt dafür, dass wir unsere Projekte auch schnell umsetzen“, ergänzt Vereinsvorsitzender Gert Burscheid. So kamen allein für die Restaurierung des Frankenturms über 100 000 Euro an Bürgerspenden zusammen.

Der Frankenturm, bei der die 1982 nach Vorbild des Vereins „Alt-Augsburg“ gegründete „Gesellschaft zur Erhaltung Trierer Kulturdenkmale“ selbst als Bauherr aufgetreten ist, war die bisher größte von insgesamt 94 Einzelmaßnahmen. Auch bei der Restaurierung des Balduinsbrunnens, der Kastilport und des Georgsbrunnens am Kornmarkt hat sich die Gesellschaft stark engagiert. Weniger bekannt sind die vielen kleinen Projekte in den Stadtteilen, die mit einigen Hundert oder wenigen Tausend Euro unterstützt werden. Der Begriff „Kulturdenkmal“ beschränkt sich dabei nicht auf Gebäude: Die Anschaffung wertvoller Stücke für die Museen und Bibliotheken oder die Unterstützung von Ausstellungen zählt ebenso zu den Anliegen des rund 400 Mitglieder zählenden Vereins wie die Wiederherstellung der alten Schulorgel im MPG. Seit jeher gehört die Kulturstiftung der Sparkasse zu den wichtigsten Geldgebern.