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21.12.2010

Investor für Eishalle händeringend gesucht

Seit der Schließung und der späteren Demontage des defekten Dachs hat sich der Zustand der Eissportanlage zusehends verschlechtert. Sie ist jetzt ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt.
Seit der Schließung und der späteren Demontage des defekten Dachs hat sich der Zustand der Eissportanlage zusehends verschlechtert. Sie ist jetzt ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt.
Sollte bis zum nächsten August kein privater Investor und Betreiber gefunden werden, der die nötigen Investitions- und Betriebskosten der Eissporthalle übernimmt, muss über die weitere Verwendung der Anlage in der Diedenhofener Straße erneut beraten und entschieden werden. Im Klartext: Die Stadt Trier wird keine weiteren Gelder in die Eissporthalle stecken, der endgültige Abriss droht.   

Damit schloss sich der Stadtrat bei vier Gegenstimmen von SPD, FDP und Linken sowie einer Enthaltung der CDU dem Votum des Stadtvorstandes an, der eigentlich schon in der letzten Sitzung des Jahres 2010 die Finalrunde für die Eissporthalle einläuten und die endgültige Schließung veranlassen wollte. Doch nachdem sich im vorbereitenden Ausschuss mehrere Stadtratsmitglieder unterschiedlicher Fraktionen nicht mit dem Aus abfinden wollten und Änderungsanträge ankündigten, wurde die Vorlage um die achtmonatige Galgenfrist erweitert. Doch im Kern bleibt die Botschaft gleich: Der Betrieb der Eissporthalle durch die Stadt wird nicht wieder aufgenommen, da die erforderlichen Investitions-, Betriebs- und Folgekosten den defizitären Haushalt dauerhaft und nachhaltig belasten.
 
Auf den möglichen privaten Retter kommt einiges zu. Zwar könnte er das Objekt und das Gelände sehr günstig erwerben. Der Gutachterausschuss der Stadt hat den Verkehrswert der Eislaufhalle mit Nebengebäuden und Clubhaus mit einem Euro, den Verkehrswert für Bauland mit Sportnutzungen mit 40 000 Euro ermittelt. Doch die Bausubstanz der „Eissporthalle“ hat sich nach der Demontage des Daches seit 2008 erheblich verschlechtert. Die Betonbodendeckung der Eislauffläche weist großflächige Abplatzungen auf, wegen Schäden an den Verdichtern musste das Kühlsys-tem abgeschaltet werden. Um der Gefahr von Ammoniakaustritten entgegenzuwirken, wurden bereits im November 2009 die sich unterhalb der Betondecke in der Verrohrung befindlichen 4000 Liter Ammoniak abgepumpt.

Zu diesen akuten technischen Mängeln addieren sich grundsätzliche bauliche und funktionale Defizite. Zur Beseitigung des Sanierungsstaus sind 300.000 bis 400.000 Euro erforderlich, für den Neubau der Halle mit entsprechenden Erweiterungen wurden Investitionskosten von 2,7 bis 5,1 Millionen Euro geschätzt. Damit nicht genug. Bisher hat die Stadt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von rund 250.000 Euro gezahlt. Auch diese Mittel fallen angesichts der desolaten Haushaltssituation künftig weg.
 
Stimmen der Fraktionen

Bernd Michels, CDU, begrüßte den achtmonatigen Aufschub. „Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen“, kommentierte er die aussichtslos erscheinende Situation. Trotzdem solle, so sein Appell, die Verwaltung alle vertretbaren Anstrengungen unternehmen, die Eishalle – gegebenfalls auch an einem anderen Standort – zu retten.

Auch Sven Teuber signalisierte für die SPD Zustimmung. Seine Fraktion habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sei froh, dass die ursprüngliche Vorlage, die ein sofortiges Aus bedeutet hätte, geändert wurde. „Es gibt eine neue Chance – aber ganz klar ist, dass die Stadt nicht in der Lage ist, die Eishalle zu betreiben.“

Corinna Rüffer, Bündnis 90/Die Grünen, erinnerte an die prekäre finanzielle Lage der Stadt. „Wir haben keinen müden Heller, um die Eissporthalle zu retten!“ Auch ein privater Investor werde sich angesichts der hohen Investitionskosten schwer tun. Sie habe den Verdacht, dass die endgültige Entscheidung für oder gegen die Eissporthalle auf die Zeit nach der Wahl verschoben werden solle. Prinzipiell stimme ihre Fraktion der Vorlage aber zu.

Hans-Alwin Schmitz, FWG, erinnerte daran, dass es hier im Grunde um eine freiwillige Leistung gehe. „Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Zum einen will ich erhalten, zum anderen können wir uns die Kosten nicht leisten.“ Er regte an, sich funktionierende privat betriebene Eissporthallen in Belgien anzusehen. Auch seine Fraktion stimme zu.

Die FDP stimmte nicht geschlossen ab. Felix Brand kämpfte leidenschaftlich für den Erhalt der Eishalle und verwies auf die aktuelle Internetpetition, der sich schon über 2 000 Unterstützer angeschlossen hätten. Er stellte einen Änderungsantrag, der angemessene Planungskosten für  den Erhalt der Eishalle vorsah. Die Mehrheit der FDP-Fraktion votierte für den Aufschub und die Suche nach einem privaten Investor.

Katrin Werner, Die Linke, lehnte die Vorlager ab: „Wir sind ganz entschieden für den Erhalt der Eissporthalle und ein ganzheitliches Kultur- und Freizeitangebot.“