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08.03.2016 | Petrus-Skulptur wiederentdeckt

Die späte Heimkehr des Stadtpatrons

Foto: OB Wolfram Leibe nimmt im Depot des Stadtmuseums die seit über 70 Jahren verschollene Petrus-Skulptur in Empfang.
OB Wolfram Leibe (2. v. l.) nimmt im Depot des Stadtmuseums die seit über 70 Jahren verschollene Petrus-Skulptur in Empfang. Mit dabei: Restaurator Henning Wirtz (l.), Karl-Heinz Scheurer, Vorsitzender der Trier-Gesellschaft (2.v. r.) und Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr (r.). Foto: Stadtmuseum Simeonstift
Es ist das Ende einer Odyssee: Mehr als 70 Jahre war die Petrus-Skulptur des alten Rathauses am Kornmarkt verschollen – jetzt ist die Figur überraschend wieder aufgetaucht. Die Nachkommen eines Trierer Steinmetzes in Frankreich haben sie der Stadt übergeben.

„Wir sind froh, den Stadtpatron des alten Rathauses nach seiner jahrzehntelangen Reise wieder in Trier zu haben“, erklärte Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der die Skulptur in Empfang nahm. Mehr als 60 Jahre gehörte die Sandsteinfigur zum Erscheinungsbild des alten Trierer Rathauses. Vom Giebel des historistischen Anbaus aus dem späten 19. Jahrhundert wachte der Stadtpatron über den Kornmarkt. Die Darstellung des Apostels ist stark an das Trierer Stadtwappen angelehnt: In seiner rechten Hand befindet sich ein Schlüssel aus Messing – sein Haupt- attribut, das ihn als Himmelspförtner ausweist. In der Linken hält Petrus ein Buch, das für das Evangelium steht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Statue gemeinsam mit den Figuren des Georgsbrunnens durch den Steinmetzbetrieb Martini eingelagert, um sie vor Kriegsschäden zu bewahren. Während der Brunnen nach Kriegsende wieder aufgebaut wurde, war das Rathaus zerstört und der angestammte Platz des Stadtpatrons damit nicht mehr vorhanden. Die Figur geriet in Vergessenheit – bis vor einigen Monaten eine französische Familie das Stadtmuseum Simeonstift kontaktierte und die Geschichte aufklären konnte.

Anruf aus der Champagne

Der Trierer Steinmetz, der während des Krieges für die Einlagerung der Skulptur verantwortlich war, behielt sie in den Wirren der Nachkriegszeit in seiner Obhut – von Seiten der Stadt sei nach der Zerstörung des alten Rathauses keine Rückgabe angefragt worden. Nach der Schließung des Steinmetzbetriebs transportierte sein Neffe, ebenfalls Steinmetz, die Figur in die französische Region Champagne, wo er mittlerweile lebte. Zu der von ihm geplanten Restaurierung kam es allerdings nicht mehr. Die Witwe setzte sich nach dem Tod ihres Mannes mit der Stadt Trier in Verbindung, um die Petrus-Figur wieder an den Ort zu bringen, an den sie gehöre.

Ein ehrenvoller Platz ist schon auserkoren: Die lebensgroße Skulptur soll im Rathaus am Augustinerhof aufgestellt werden. Zuvor steht jedoch die Restaurierung an: Dabei wird Steinmetz Henning Wirtz zunächst eine Moos- und Schmutzschicht entfernen, die sich angesammelt hat, da die Figur bisher im Freien stand. Außerdem sollen an einigen Stellen Abplatzungen ausgebessert werden. Umfangreichere Rekonstruktionen sind nicht geplant. „Die Skulptur befindet sich generell in einem guten Zustand und wir wollen sie soweit wie möglich in ihrem Originalzustand belassen“, erläutert Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr. Finanziert wird die Restaurierung durch die Trier-Gesellschaft und das Stadtmuseum.