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13.08.2019

Stresstest für den Stadtwald

Fichte mit Borkenkäferschaden
Die Rinde dieser Fichte blättert nach einem Borkenkäferbefall ab. Försterin Kerstin Schmitt muss den Baum so bald wie möglich fällen lassen, damit sich die Schädlinge nicht weiter ausbreiten.

Hitzewellen und Trockenheit sind ein Zeichen des Klimawandels und wirken sich zunehmend auf die Natur aus. Auch in Trier zeigen sich die Folgen mit Baumschäden und Feldbränden, die immer häufiger auftreten.

143 Vegetationsbrände (Wald, Feld, Wiese) in Trier meldet die Feuerwehr allein für die Monate Juni und Juli. Andreas Kirchartz, Leiter der Berufsfeuerwehr, berichtet: „Mehrfach musste die Leitstelle personell zur Einsatzunterstützung verstärkt werden. Trockenheit und Hitze sind ein erheblicher Faktor für die Entstehung und Ausbreitung dieser Brände." Glimmende Zigaretten und entsorgte Grillkohlereste werden unter diesen Umständen zu Brandbeschleunigern. „Fahrzeuge dürfen nicht auf trockenem Gras abgestellt werden. Die Auspuffanlage kann zu einem Brand führen", betont Kirchartz.

Statistisch gesehen ist der Sommer 2019 gar nicht so ungewöhnlich trocken. Doch punktuelle Wolkenbrüche wie am 11. Juli, als in Trier innerhalb einer Stunde 40 bis 50 Liter Regen auf den Quadratmeter fielen, bringen dem Wald nichts: Der trockene Boden ist nicht aufnahmefähig, die Wassermassen fließen schnell wieder ab und die Feuchtigkeit dringt nicht bis zu den Wurzeln vor. Hinzu kommt, dass die Bäume noch von der Dürre des Jahres 2018 geschwächt sind.

Kerstin Schmitt, Försterin im städtischen Revier Weisshaus/Pfalzel wünscht sich deshalb „vier Wochen Landregen", um den Boden gründlich zu durchfeuchten. „Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, die Trockenperiode dauerte in den letzten Jahren oft bis in den September und Oktober." Das habe dazu geführt, dass auch widerstandsfähige Arten wie die Küstentanne, die Roteiche und die Buche Schäden aufweisen.

Schmitts größtes Sorgenkind ist der Fichtenbestand, der durch den Borkenkäfer gefährdet ist. Hier verstärken sich zwei Tendenzen gegenseitig: Die Bäume sind durch die Trockenheit geschwächt und der Borkenkäfer vermehrt sich bei anhaltend warmen Temperaturen exponentiell. Unter diesen Umständen kann ein Schädlingsbefall zum Absterben der Fichten führen. Um ein Ausbreiten des Käfers einzudämmen, werden befallene Bäume sofort geschlagen. Schmitt: „Wir müssen die Bestände laufend überprüfen, das ist logistisch und personell sehr aufwändig. Meine Mitarbeiter waren auch bei 40 Grad im Dauereinsatz. Bisher haben wir die Lage unter Kontrolle."

Bewässerung seit April

Die Trockenheit setzt nicht nur den Wäldern zu, sondern auch den Bäumen in den Parks, auf den Friedhöfen und an den Straßen. Großflächige dauerhafte Schäden gebe es aber bisher nicht, nur sehr vereinzelt seien Bäume wegen der Trockenheit abgestorben, erläutert Christian Thesen, Sachgebietsleiter für Stadtbäume beim StadtGrün Trier. „Da wir seit April durchgängig den Baumbestand und speziell die nachgepflanzten Jungbäume wässern, sind die Ausfallzahlen bisher moderat." Um der Trockenheit auch in Zukunft zu begegnen, werden Unterflur-Bewässerungssysteme getestet. Das hat den Vorteil, dass kein Wasser an der Oberfläche verdunstet und es direkt an die Wurzeln gelangt.

Keinen Grund zur Besorgnis sehen die Stadtwerke in puncto Trinkwasserversorgung. Zwar ist der Wasserspiegel in der Riveris-Talsperre, dem wichtigsten Reservoir für Trier, seit dem diesjährigen Höchststand Anfang Juni um vier Meter gefallen. Der jetzige Füllstand auf einer Höhe von 315 Metern über dem Meeresspiegel sei aber ein durchaus gewöhnlicher Wert für den Sommer, erläutert Pressesprecher Carsten Grasmück. Ziel sei es, den Wasserstand bis zum Spätherbst nicht unter 311 Meter absinken zu lassen. Dies entspricht einem Volumen von circa 2,6 Millionen Kubikmetern. Darüber hinaus nutzen die Stadtwerke für die Trinkwasserversorgung die Tiefenbrunnen im Kylltal.

Ralph Kießling