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31.03.2015

Stabwechsel im Rathaus

Klaus Jensen übergibt die Amtskette des Oberbürgermeisters an Wolfram Leibe
OB Klaus Jensen (r.) überreicht seinem Nachfolger Wolfram Leibe im Rathaus die goldene Amtskette, die das Stadtoberhaupt bei herausragenden protokollarischen Anlässen trägt.
Mit dem Dienstantritt von Wolfram Leibe als neunter Trierer Oberbürgermeister der Nachkriegszeit beginnt am 1. April eine neue Ära im Rathaus. Eine Woche zuvor hatte Leibe im Rahmen einer feierlichen Stadtratssitzung in der Europahalle den Amtseid auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung des Landes Rheinland-Pfalz abgelegt.

Wolfram Leibe hatte sich als Kandidat der SPD bei der Stichwahl im Oktober mit 50,2 Prozent der Stimmen gegen die von der CDU nominierte Bewerberin Hiltrud Zock durchgesetzt. Der aus Grißheim in Baden stammende Jurist leitete von 2008 bis 2012 die Trierer Arbeitsagentur. Zuletzt war der 54-Jährige Mitglied der Geschäftsführung in der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Agentur für Arbeit in Stuttgart.

Nachdem er die Ernennungsurkunde aus den Händen seines Vorgängers Klaus Jensen entgegengenommen hatte, benannte Leibe in seiner Antrittsrede vor rund 400 Gästen in der Europahalle die unmittelbar drängenden „Pflichtaufgaben“ am Beginn seiner achtjährigen Amtszeit: das Thema Bildung mit der weiteren Sanierung von Schulgebäuden, die Kultur mit dem Neubau des Theaters und die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums mit der Renovierung der 700 städtischen Wohnungen. An die Bürger wandte sich Leibe mit dem Versprechen, „dass ich Oberbürgermeister für alle Triererinnen und Trierer bin und nicht nur für die, die mich gewählt haben.

Neben der Beschreibung seiner kommunalpolitischen Prioritäten, zu denen er auch die Schaffung einer „Stadt für alle Lebensalter“ und die Sicherstellung der innerstädtischen Mobilität zählte, skizzierte Leibe sein Rollenverständnis als Oberbürgermeister: Er sieht sich als „Impulsgeber für die Stadt“, kündigte einen sachorientierten Stil ohne Eitelkeiten und Rechthaberei an und bot dem Stadtrat eine ergebnisorientierte Zusammenarbeit an, die „in der Regel der Garant für den Erfolg“ sei. Die Beteiligung der Bürger an wichtigen Projekten ist für den neuen Oberbürgermeister „unverzichtbarer Bestandteil zeitgemäßer Kommunalpolitik“. Seinen Anspruch an die von ihm geleitete Stadtverwaltung formulierte er mit den Worten „schnell, kompetent und freundlich“.

Nichtwähler überzeugen

An der Spitze der Ehrengäste bei der Amtseinführung Leibes, zu der auch Bischof Stephan Ackermann, Minister Romain Schneider als Vertreter der Regierung Luxemburgs, Beigeordnete Doan Tran aus der Partnerstadt Metz und Alt-OB Helmut Schröer gekommen waren, stand Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Es ist nicht egal, wer Oberbürgermeister ist“, betonte sie in ihrem Grußwort. „Er ist der Taktgeber, dessen Stil und Dynamik die Arbeitsweise der Verwaltung bestimmt.“ Mit Blick auf die allenthalben sinkende und bei der OB-Wahl in Trier besonders niedrige Wahlbeteiligung, die bisweilen traurig und ratlos mache, empfahl die Ministerpräsidentin, die Bürger durch „verlässliche und geradlinige Arbeit“ nachträglich zu überzeugen. Bei der Weiterentwicklung der Stadt könne das Rathaus auch künftig auf die Unterstützung der Landesregierung zählen, unterstrich Dreyer. „Wir wollen weiter Hand in Hand arbeiten, das ist mein Angebot und mein Versprechen.“

Triers scheidender OB Klaus Jensen hatte zu Beginn der Feierstunde in  der Europahalle einige der Herausforderungen umrissen, die auf seinen Nachfolger zukommen, darunter die Vergrößerung des eingeengten Spielraums der kommunalen Selbstverwaltung, den Schutz der Demokratie vor extremistischen Umtrieben und die Weiterentwicklung des sich aktuell „auf dünnem Eis“ bewegenden Projekts Europa in der Grenzregion: „Der Krise im Großen setzen wir Fortschritte im Kleinen entgegen.“ 

Im Namen des Stadtrats hieß Dr. Ulrich Dempfle, Vorsitzender der CDU- Fraktion, Wolfram Leibe willkommen: „Wir, das sage ich ausdrücklich für alle hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen, nehmen Sie mit offenen Armen auf. In einer offenen und geradlinigen Diskussions- und Streitkultur ringen wir um eine gute Zukunft für unsere Stadt. Wir hoffen und freuen uns darauf, dass Sie sich mit ihren Gedanken intensiv einbringen.“ Im Hinblick auf das weiterhin hohe Defizit im städtischen Haushalt komme es darauf an, Sparsamkeit zu leben, ohne die Zukunft der Stadt durch ausbleibende Investitionen aufs Spiel zu setzen, so Dempfle.

Sabine Borkam formulierte als Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung ihre Erwartungen an den neuen OB in Anlehnung an das Leitbild der Stadt Trier: „Ein zentrales Anliegen des Rathauses ist die Förderung von partnerschaftlichem Umgang, Offenheit, Solidarität und einem guten Betriebsklima. Entscheidungen sollen transparent, verständlich, überzeugend und verbindlich sein.“

Jensens Ausdauer

Neben dem Ausblick auf die Amtszeit Wolfram Leibes bot die feierliche Stadtratssitzung auch die Gelegenheit für einen Rückblick auf die vergangenen acht Jahre. „Die Stadt ist noch ein Stück bunter und offener geworden“, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, selbst Trierer Bürgerin. Die positive Stadtentwicklung in Feyen und Trier-West sowie die verbesserte Finanzsituation der Kommune seien der Ausdauer von Klaus Jensen zu verdanken. Wolfram Leibe hatte den Dank für die Lebensleistung Jensens an den Beginn seiner Antrittsrede gestellt. Bei dessen Arbeit habe immer das gute Ergebnis für die Menschen in Trier im Mittelpunkt gestanden, ohne Hang zur Selbstdarstellung und persönlichen Eitelkeit.

Mit Stücken von Wolfgang Amadeus Mozart und Jacques Offenbach verliehen die Sopranistinnen Evelyn Czesla und Joana Caspar zusammen mit den Musikern des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier unter Leitung von GMD Victor Puhl der Veranstaltung einen festlichen Rahmen.