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01.11.2011

Eingeschworene Gemeinschaft

Drei "Generationen" des Löschzugs Zewen.
Drei "Generationen" des Löschzugs Zewen.
Klein aber fein: Im Vergleich mit anderen Freiwilligen Feuerwehren stellt der Löschzug Zewen (LZ) mit 13 Mitgliedern eine der kleinsten Löschmannschaften in Trier. Gerade deshalb sind die Männer aber in Einsätzen besonders motiviert und in ihrem Stadtteil zur Stelle, wenn sie gebraucht werden.

„Hilfe! Hilfe!“ Die Schreie aus dem Badezimmer im ersten Stock des Einfamilienhauses sind nicht zu überhören. Dann fährt auch schon das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Zewen vor. Die Männer des Löschzugs springen aus dem Auto und greifen sofort nach Steckleitern und Schläuchen. Während vier Feuerwehrleute durch den engen Durchgang zwischen Haus und Garage in den Garten eilen, stellt der Rest der Truppe die Wasserversorgung sicher. Hinter dem Haus ist binnen Sekunden die Leiter zusammengesteckt und an die Hauswand gelehnt. Zwei Atemschutzgeräteträger erklimmen Sprosse um Sprosse, öffnen oben angekommen das abgekippte Badfenster und verschwinden im Haus. „Sie finden gleich die verletzte Person und ziehen ihr die so genannte Fluchthaube über den Kopf“, erläutert Löschzugführer Ewald Gruchey den Vorgang und fügt hinzu: „Das ist eine spezielle Kopfmaske, die dem Opfer für wenige Minuten das Atmen selbst in dichtem Qualm erlaubt.“

Gruchey hat sein eigenes Haus als Übungsobjekt zur Verfügung gestellt. Das Szenario: ein Dachstuhlbrand. Eine Person hat sich ins Badezimmer geflüchtet und muss schnellstens befreit werden. Ein Einsatz der Drehleiter ist aufgrund des engen Durchgangs zum Garten nicht möglich. Für die Zewener Feuerwehrleute ein ideales Training, denn im Stadtteil gibt es viele schmale Gassen, in der großes Feuerwehrgerät oftmals nicht eingesetzt werden kann. Nachbarn, Freunde und Familienmitglieder von Gruchey haben sich im Garten eingefunden und verfolgen gebannt die Rettungsaktion. Mehrere LZ-Mitglieder stehen vor der Hauswand, die Wasserschläuche einsatzbereit in den Händen. Dabei handelt es sich um eine Trockenübung ohne Wasser. „Was glauben Sie, was mir meine Frau erzählt, wenn ich das Bad unter Wasser setzen würde“, sagt Gruchey grinsend.

Am Fenster erscheint auf einmal einer der Atemschutzgeräteträger und beginnt, die Leiter wieder hinab zu steigen. Das „Opfer“ folgt ihm, mit der angekündigten „Fluchthaube“ ausgestattet und durch ein Seil vom zweiten Feuerwehrmann im Badezimmer gesichert. Wenige Augenblicke später haben sie festen Boden unter den Füßen. Die Rettung ist geglückt, die Übung abgeschlossen.

„Wir helfen, wo wir können“

Der LZ hat einen Altersdurchschnitt von 30 Jahren. Gruchey ist der Dienst- älteste. Seit 1974 ist er im LZ Zewen aktiv. Damals war der Zug noch einer der mitgliederstärksten. Heute sind es noch 13 Männer. „Es könnten mehr sein“, räumt Gruchey ein, gibt sich aber selbstbewusst: „Wir helfen trotzdem, wo wir können und stecken den Kopf nicht in den Sand“. Im Zug selbst herrscht eine gute Kameradschaft, genau wie zwischen den Trierer Löschzügen untereinander. Dispute gebe es zwar auch, diese würden jedoch stets sachlich und zielgerichtet geführt, so der LZ-Führer.

Auch im Ort packen die Jungs kräftig mit an. Egal ob Martinsfeuer, Fastnachtsumzug oder Volkstrauertag: Die Zewener können sich auf ihre Feuerwehr verlassen. „Wir sind im Ort sehr angesehen, aber das Nachwuchsproblem ist nicht von der Hand zu weisen“, sagt Gruchey ernst.

Der Jugendfeuerwehr (JF) misst er die größte Bedeutung bei, denn „da lernt man das Handwerk und knüpft Kontakte. Eine Jugendfeuerwehr in Trier zu gründen, war eine der besten Entscheidungen überhaupt. Sonst hätten heute alle Feuerwehren wesentlich mehr Probleme mit dem Nachwuchs als sowieso schon.“ Beispielsweise konnten kürzlich drei junge Männer aus der JF in den Zug übernommen werden.

Da Zewen selbst keine Tagesverfügbarkeit gewährleisten kann, wird im Notfall die Freiwillige Feuerwehr Igel alarmiert. „Eine tolle Kooperation, aus der mittlerweile Freundschaften erwachsen sind“, unterstreicht Gruchey. Bei Großeinsätzen im Stadtgebiet zahlt sich seine langjährige Tätigkeit als Trierer Jugendfeuerwehrwart aus: Viele der Aktiven kennt er von Kindesbeinen an und freut sich über bekannte Gesichter am Einsatzort. „Das läuft dann ganz von selbst und man weiß, dass man sich auf die Kollegen hunderprozentig verlassen kann."
 
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