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04.05.2010

Integration als roter Faden

Großer Handlungsbedarf für die Integration der in Trier lebenden Migranten besteht in den Bereichen Spracherwerb, Bildung und Arbeit. Nötig sind unter anderem kleinere Kitagruppen, „Deutsch als Fremdsprache“ als verbindlicher Unterricht und Vorbereitungsklassen für junge Quereinsteiger ins deutsche Bildungssystem. Das geht aus der Zwischenbilanz des Trierer Integrationskonzepts hervor. „Bildung ist der Schlüssel zur Integration, Arbeit der Motor“, betonen die Autoren.

Für OB Klaus Jensen und Dr. Maria Duran Kremer, Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration, beginnt jetzt mit der Bürgerbeteiligung eine entscheidende Phase: Das Konzept kann online nachgelesen werden, bis 15. Juni ist die Abgabe einer Stellungnahme möglich. Im Büro des Beirats im Rathaus werden Sprechstunden für verschiedene Migrantengruppen angeboten, um auf einem weiteren Weg ein Feedback zu erhalten. Die Anregungen fließen vor der Diskussion in den städtischen Gremien in das Konzept ein. Der Stadtrat soll möglichst bis Jahres-ende einen Grundsatzbeschluss fassen. Dieser hat verbindlichen Charakter für Projekte in städtischer Zuständigkeit. Das Konzept soll regelmäßig überprüft und fortgeschrieben werden.

Die Bürgerbeteiligung hat auch deswegen zentrale Bedeutung für den Prozess, weil, so Duran Kremer, „Integration keine Einbahnstraße ist“. Migranten und Einheimische müssten sich aufeinander zu bewegen. Im Juli 2007 hatte ein Arbeitskreis ein Papier für ein strategisches Integrationskonzept vorgelegt. Anfang 2008 folgte die Auftaktveranstaltung unter dem Motto „Trier. Mit Vielfalt in die Zukunft“ mit 170 Teilnehmern. Neben dem Lenkungsausschuss, in dem Stadtratsvertreter mitarbeiteten, entstanden im August 2008 Projektgruppen zu fünf Schwerpunkten. Die landesweite Vernetzung und der Austausch sind unter anderem durch die Beratung der Projektgruppe InPact sichergestellt.
In einer zukunftsorientierten Gesellschaft ist, so Jensen, Integrationspolitik eine Querschnittsaufgabe und muss sich „wie ein roter Faden durch die Kommune ziehen.“ Das Konzept enthält viele Vorschläge, wie das Rathaus mit gutem Beispiel vorangehen kann. Bei Einstellungsverfahren soll geprüft werden, ob Migranten angemessen be-rücksichtigt sind. Ein Dolmetscherpool oder ein Sprachlotse im Rathaus stehen ebenso auf der Liste wie interkulturelle Schulungen für Mitarbeiter  mit viel Publikumskontakt.

Damit sich Migranten von Anfang an in Trier wohlfühlen, sollen sie vom Ortsvorsteher begrüßt werden und einen Willkommensflyer mit speziellen Infos erhalten. Die AG Wohnen und Leben schlägt zudem eine vom OB eingesetzte Vertrauensperson vor Ort vor. Im Bereich Gesundheit/Pflege soll die elektronische Gesundheitskarte zum verstärkten Informationsaustausch genutzt werden. Bisher können Migranten oft Befunde nicht verstehen und daher bei einem Arztwechsel wichtige Informationen nicht weitergeben.