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21.02.2023

Triers Bevölkerung unter der Lupe

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Bevölkerungszahl in Trier von 2012 bis 2022
Die Grafik zeigt die Bevölkerungsentwicklung in Trier, wo Ende 2022 exakt 111.836 Personen gemeldet waren. 2015 sticht wegen der vielen Flüchtlinge, die damals kamen, hervor. Grafik: StadtForschungEntwicklung

Welche Trierer Ortsbezirke haben den stärksten Zuwachs, welche den niedrigsten? Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Bevölkerungszahlen Triers aus und welche Haushaltstypen sind in der Stadt zu finden? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt der aktuelle Bevölkerungsbericht des Amts StadtForschungEntwicklung, den die RaZ vorstellt.

Das Team um Amtsleiter Dr. Johannes Weinand, Dr. Nicole Thees und Tobias Trappen hat in dem Bericht eine Reihe von interessanten Zahlen und Fakten zum Stichtag 31. Dezember 2022 zusammengestellt. Demnach waren damals exakt 111.836 Personen in der Stadt gemeldet. Im Jahr davor lag die Bevölkerung bei 110.186. Die Einwohnerzahl ist somit von 2021 bis 2022 um 1650 Personen angestiegen (+1,5 Prozent). Hierbei handelt es sich laut den Autoren um das höchste Plus seit 2015.

Den größten Zuwachs in den letzten zehn Jahren verzeichnen – durch Neubaugebiete – Filsch und Feyen-Weismark. In Filsch hat sich die Einwohnerzahl von 821 im Jahr 2012 auf 1820 im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. In Feyen-Weismark stieg sie von knapp 5900 (2012) auf über 7100 (2022) um gut ein Viertel.

Das Durchschnittsalter in Trier ist von 41,2 (2012) auf 41,7 Jahre (2022) leicht gestiegen. Dennoch liegt Trier noch unter dem Bundesdurchschnitt, der Ende 2021 bei 44,7 Jahren lag. In der Altersstufe ab 55 gibt es mehr Frauen als Männer – mehr Männer gibt es hingegen zwischen 25 und Ende 40. Die Expertinnen und Experten von StadtForschungEntwicklung haben auch die Bevölkerungsbewegungen genau unter die Lupe genommen: Demnach wurden in Trier 2022 insgesamt 972 Babys geboren und 1267 Menschen sind gestorben. Der natürliche Saldo – die Differenz zwischen Lebendgeborenen und Gestorbenen – lag somit im Minus von 295 Personen. Prägnant ist, dass der natürliche Saldo bereits die letzten vier Jahrzehnte im negativen Bereich liegt. Aufgefangen wird er jedoch durch einen anderen Faktor: So erreichte der Wanderungssaldo – also die Differenz zwischen Zu- und Fortgezogenen – 2022 ein Plus von über 2200 Personen. 17.833 Menschen zogen nach Trier, während 15.606 der Stadt den Rücken kehrten. Knapp die Hälfte dieser Zu- und Wegzüge ist jeweils auf die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Dasbachstraße zurückzuführen. Im Saldo waren es 755 Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung und 1452 Zuwanderer im sonstigen Stadtgebiet. Insgesamt verzeichnete Trier im letzten Jahr also einen positiven Gesamtsaldo von gut 1900 Personen. Der Ortsbezirk mit dem höchsten positiven Gesamtsaldo durch die Erstaufnahmeeinrichtung war Nord mit einem Plus von 875 Personen. Lediglich in vier Bezirken gab es einen negativen Gesamtsaldo: Mit einem Minus von 27 Personen fiel dieser am höchsten in Euren aus.

Ebenfalls untersucht haben Wei- nand, Thees und Trappen die Auswirkungen des seit einem Jahr andauernden Kriegs in der Ukraine auf die Bevölkerungszahlen Triers. Laut dem Bundesamt für Statistik hat Deutschland seit Kriegsbeginn rund eine Million Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Auch in Trier ist erwartungsgemäß ein Zuwachs zu verzeichnen: Ende 2021 waren hier 364 ukrainische Staatsangehörige gemeldet. Diese Zahl stieg bis Ende 2022 auf 1814 – also ein Zuwachs von 1450 Personen. Der absolute Großteil sind Frauen (66 Prozent) sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (32,8 Prozent). Besonders viele Menschen wurden von den Ortsbezirken Mitte/Gartenfeld, Nord und Ehrang/Quint aufgenommen. Auch die verschiedenen Haushaltstypen werden untersucht: Ende 2022 gab es knapp 63.200 Haushalte. In rund 53.300 gab es keine Kinder, während in knapp 9900 mindestens eines lebt.

StadtForschungEntwicklung schaut aber nicht nur zurück, sondern auch voraus: So erstellen die Expertinnen und Experten kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnungen, die in Rheinland-Pfalz einmalig sind. Amtsleiter Weinand erläutert: „Diese sind von besonderer Bedeutung, denn sie zeigen auf, wie die zukünftigen Bevölkerungsentwicklungen bis 2045 in den Ortsbezirken unter bestimmten Annahmen sein können. Damit sind Entscheidungen zur Infrastruktur, etwa bei Schulen, besser zu begründen."

Björn Gutheil