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22.02.2011

1000 Stückchen werden ein Stück

Thomas Egger lässt sich von Dominique Breidenstein und Jutta Lamberty (v. l.) die Kunst des Quiltens  erklären.
Thomas Egger lässt sich von Dominique Breidenstein und Jutta Lamberty (v. l.) die Kunst des Quiltens erklären.
Wenn Besucher ins Rathaus kommen,  um die neue Ausstellung im „Trier- Zimmer“ zu sehen, sind sie zuerst überrascht von der Farbigkeit und Größe der Arbeiten. Mit 150 x 195 cm ist die „Große Sternendecke“ dort die herausragende Arbeit. Seit 1989 finden im „Trier-Zimmer“ in unregelmäßigen Abständen Malerei-, Skulptur- oder Fotoausstellungen statt. Kulturdezernent Thomas Egger eröffnete letzten Dienstag erstmalig eine Schau textiler Arbeiten von Jutta Lamberty und Dominique Breidenstein. „Patchwork“ lautet der Oberbegriff der vielseitigen Handarbeitskunst: Unzählige kleine und gleichförmige Stoffstücke werden zu einem Muster zusammengefügt, das sich beliebig wiederholt und ein Wandbehang, eine Decke, eine Tasche oder ein Kleidungsstück werden kann.

Bereits 980 v. Chr. entstand ein ägyptischer Baldachin aus gefärbtem Gazellenleder. Er gilt als das älteste erhaltene Beispiel antiken Patchworks oder Piecework (wörtlich Stückwerk). Später findet man Belege in China und Japan. Meist wurden Stücke aus Fell, Leder und Gewebe zusammengefügt. Muster und Farben sollten Unheil abhalten, Fruchtbarkeit bringen und dem Träger Glück und Ansehen verschaffen. Bis zum Mittelalter wurden Teile alter Kleidung dicker genäht, „geflickt“ und gesteppt. Sie sollten wärmen und schützen. In den USA perfektionierten frühe Siedler Patchwork zu einer handwerklichen Kunstform. Je nach Region entstanden verschiedene Stile für die Quilts (Stofflagen), die als Bettdecke oder Wandbehang häufig das einzige Schmuckstück in den kargen Hütten waren.

Heute ist Patchwork wieder ein Trend und hat sich zu einer eigenen Kunstform entwickelt. In modernen Varianten ist alles möglich: Folien, Metalle, Leder, kleine Holzstücke, sogar Briefmarken – alles, was geht, wird verarbeitet und oft mit Knöpfen oder Perlen vernäht. Auch die Trierer Künstlerinnen Jutta Lamberty und Dominique Breidenstein haben ihre Arbeiten in mehreren Ausstellungen, unter anderem in Frankreich, gezeigt. Sie sind Mitglieder der Patchwork-Gilde Deutschland und beherrschen die Techniken perfekt.
 
Während der Vernissage erklärten sie ihre Arbeitsweise anhand der Exponate. Besonders eindrucksvoll sind die Arbeiten „Auge des Pfaus“ von Dominique Breidenstein, die eine Pfauenfeder als modernes Wandbild entworfen und genäht hat, sowie der „Blick des Leoparden“ von Jutta Lamberty, die ein Leoparden-Gesicht in unzähligen „Kaleidoskop“-Stückchen verarbeitet hat. Oft sind es mehrere Tausend Einzelteile, die zusammengenäht werden. Das kenne er aus seiner Arbeit im Rathaus meinte Kulturdezernent Egger. Dort müsse man auch viele kleine Dinge erarbeiten um nachher ein großes Ganzes zu erhalten.
  • Ausstellung im „Trier-Zimmer“ bis 31. Mai, geöffnet werktags 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Besuch nach vorheriger Anmeldung: 0651/718-1010.