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28.04.2015

Ungebrochene Faszination der Fotografie

Klaus Meis präsentiert eine historische Plattenkamera.
Klaus Meis präsentiert in seinem Atelier in Trierweiler-Fusenich eine historische Plattenkamera.
Seit 50 Jahren ist der 70-jährige Klaus Meis VHS-Dozent. Neben Durchhaltevermögen zeichnen den früheren Oberstudienrat Vielseitigkeit und Flexibilität aus: Er startete mit Deutschkursen für Franzosen und machte sich dann einen Namen durch Foto-Workshops. Das Spektrum reicht von Grundlagenkursen über Porträts bis zu Landschafts- und Luftbildaufnahmen. Im Interview mit der Rathaus Zeitung (RaZ) blickt er zurück.

RaZ: Wie kam es zu derZusammenarbeit mit der VHS?

Klaus Meis: Ich war Abiturient, konnte sehr gut Französisch. Auf der Suche nach einer Arbeit zur Finanzierung des Studiums habe ich dem Leiter der VHS angeboten, Deutschkurse für in der Region lebende Franzosen zu geben. Das waren damals immerhin rund 20.000 Personen, fast ausschließlich Militärs und ihre Familien. Da ich noch kein Examen vorzuweisen hatte, hat sich der Chef der VHS einfach in der ersten Stunde in meinen Unterricht gesetzt, um zu prüfen, ob ich geeignet bin. Danach habe ich fast zehn Jahre Deutschkurse gegeben. Daraus haben sich viele persönliche Kontakte ergeben, die bis heute Bestand haben.

Sie haben mit ihren Kursen 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angefangen, in dem sich Deutsche und Franzosen gegenübergestanden haben. Gab es noch Ressentiments bei einigen Kursteilnehmern?

Ganz im Gegenteil. Das hatte auch damit zu tun, dass ich auf die Teilnehmer zugegangen bin. Wir haben über den Unterricht hinaus Kontakte gepflegt,  Essen organisiert oder sind gemeinsam zum Wandern gegangen.

Gab es eine Verbindung der Sprachkurse zu Ihrer beruflichen Tätigkeit?

Ich habe Lehramt studiert, unter anderem für Französisch, und danach an der Realschule Bitburg unterrichtet. Später habe ich zusätzlich noch Geographie und Geschichte studiert.

Wie entstand die Idee, zusätzlich Fotokurse bei der VHS anzubieten?

Neben meiner Arbeit als Lehrer habe ich eine Lehre als Fotograf gemacht,  den Gesellenbrief und den Meistertitel erworben. Später konnte ich beide Berufe verbinden und wurde Fachlehrer für Fotografie an der Berufsbildenden Schule für Gewerbe und Technik. Dann kam ich auf die Idee, bei der VHS neben Sprach- auch Fotokurse anzubieten. Diese Workshops in meinem Atelier gibt es seit etwa 30 Jahren. Die Leidenschaft für die Fotografie habe ich von meinem Vater geerbt. Man lernt sehr viel, unter anderem durch die Auseinandersetzung mit den fotografierten Objekten, egal ob in der Natur- oder der Architektur- und Porträtfotografie. Neben der VHS-Tätigkeit gehörte ich 1998 zu den Gründern der Fotografischen Gesellschaft, habe mich an Ausstellungen beteiligt und war als Kurator tätig.

Ein weiterer Beleg Ihrer Foto-Leidenschaft sind die zahlreichen historischen Kameras in ihrem Atelier. Stammen diese aus Familienbesitz?

Eine in Trier hergestellte „Foinix“- Kleinbildkamera habe ich zum Beispiel von meinem Vater zur Kommunion erhalten.

Was ist für Sie der Ansporn, seit 50 Jahren als Dozent tätig zu sein?

Als ich noch jünger war, hat der zusätzliche Verdienst mit Sicherheit eine Rolle gespielt. Vor allem macht es immer noch Spaß, mit den Teilnehmern praktisch zu arbeiten. Aus den Gruppen mit acht bis zehn Personen bekomme ich gerade in den letzten Jahren immer wieder ein positives Feedback. Das motiviert natürlich zum Weitermachen. Zudem gibt es viele Stammkunden. Ich biete auch Workshops für Kinder und Jugendliche an. Außerdem sind Vormittagskurse für Senioren hinzugekommen. 

Wie hat sich die Digitalfotografie ausgewirkt?

Die Teilnehmerzahl ist deutlich gestiegen, vor allem bei jungen Frauen. Früher gab es vor allem Technik- und Laborkurse, die mehr die Männer interessiert haben. Das ist weggebrochen. Im Digitalzeitalter rücken Gestaltungsfragen stärker in den Blickpunkt. Die Vermittlung von technischem Basiswissen spielt aber nach wie vor eine Rolle. Viele kaufen sich eine Digitalkamera und glauben, dass sich alles automatisch regelt. Das Gestalten beruht aber immer auf der Technik. Ich gehe auf die historische Entwicklung ein, aber auch auf Kriterien für Kaufentscheidungen, weil das Tempo der Neuentwicklungen sehr hoch ist.

Führt die Digitalfotografie einschließlich der Handy-Kameras zu einer fast unübersehbaren Bilderflut?

Diese Einschätzung teile ich nur bedingt. Hinzu kommt die Archivierung. Viele Speichermedien können in ein paar Jahren nicht mehr genutzt werden. Viele Teilnehmer haben keine Vorstellung, wie flüchtig diese Bilddateien sind. Daher gebe ich Tipps für externe Festplatten oder andere Archivierungsmöglichkeiten. Als berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ftographie bin ich immer über die neuesten Trends informiert.

Das Gespräch führte Petra Lohse