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10.01.2023

Viel mehr als nur eine Bibliothek

Die neue Kinderbuchabteilung sieht Bücherboxen vor, aus denen sich auch die Kleinsten bedienen können (links in der Skizze). Der gelbe Bereich rechts dient zum Hausaufgaben machen, die beliebte Lok Emma (hinten) bleibt erhalten. Abbildung: Architekturbüro Bohl
Die neue Kinderbuchabteilung sieht Bücherboxen vor, aus denen sich auch die Kleinsten bedienen können (links in der Skizze). Der gelbe Bereich rechts dient zum Hausaufgaben machen, die beliebte Lok Emma (hinten) bleibt erhalten. Abbildung: Architekturbüro Bohl
Die Stadtbücherei Trier erfährt nach den Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie wieder einen großen Zulauf von Bürgerinnen und Bürgern. Das zeigt die Bilanz der Jahre 2020 bis 2022, die Leiterin Andrea May dem Dezernatsausschuss III vergangene Woche vorstellte. Neben einem Blick zurück schaute sie auch in die Zukunft, die einige Neuerungen bereithält.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Stadtbücherei insgesamt 373.500 Ausleihen, was einer deutlichen Steigerung zum Jahr 2019 – dem Referenzjahr vor den Corona-Einschränkungen – entspricht. Damals lag die Zahl der Ausleihen bei 313.000. Zurückzuführen ist die Steigerung vor allem auf die gestiegene Nachfrage nach digitalen Angeboten, insbesondere bei der Onleihe. Das Interesse an Digitalem stieg die vergangenen Jahre konstant an und lag 2022 bei 167.500 (2019: 101.000). Die Ausleihen der zurzeit 81.000 Medien vor Ort im Palais Walderdorff sind hingegen leicht zurückgegangen – von 212.000 im Jahr 2019 auf 206.000 im vergangenen Jahr. May rechnet aber damit, dass diese Zahl wieder nach oben gehen wird.

Virtuelle Videothek

Der gestiegenen Nachfrage nach den digitalen Angeboten ist die Stadtbücherei mit einer Ausweitung des Angebots nachgekommen: So können Nutzerinnen und Nutzer bei „Filmfriend" – der virtuellen Videothek der Bücherei – auf zahlreiche Filme und Serien zugreifen. Aber auch für Musikfans bietet die Bücherei das richtige digitale Angebot: Der „Freegal Music Service" ermöglicht den Zugriff auf Millionen Songs und Hörbücher. May weiß: „Die Ausleihe der digitalen Medien ist mit einer Steigerung von mehr als 30 Prozent keine Überraschung, denn hier hat uns die Zeit der häuslichen Langeweile natürlich geholfen." Die fortschreitende Digitalisierung spiegelt sich auch bei der Ausleihe und Rückgabe wider: Hier ist ein Terminal geplant, an dem Gäste beides selbst erledigen können.

Der Zuspruch der Stadtbücherei lässt sich auch an der deutlich gestiegenen Zahl an Neuanmeldungen ablesen: 2022 erhielten insgesamt 1822 Menschen einen Bibliotheksausweis, 2019 waren es 1126 und im Jahr davor 967. Die Zahl der Besuchenden ist hingegen noch nicht auf dem alten Niveau angelangt: 2022 wurden 87.000 Menschen begrüßt, 2019 waren es 100.900 und im Jahr davor 93.100.

Die Trierer Stadtbücherei ist nicht nur ein Ort zum Lesen oder Ausleihen von Büchern, sondern auch für eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Im vergangenen Jahr bot die Einrichtung insgesamt 450 davon an – von Bücherclubs über Lesungen, Workshops, Bücherflohmärkte bis hin zu Exkursionen. Knapp 7500 Menschen nutzten diese Angebote. 2019 waren es knapp 5900 Personen, die die damals 130 Veranstaltungen besuchten.

Besonders beliebt bei jungen Leuten sind die vielfältigen Buchclubs für Kinder und Jugendliche: Von Montag bis Freitag finden diese zu unterschiedlichen Themen statt. Es wird über Bücher geredet, Roboter getestet, Tomaten gezüchtet, das Vorlesen trainiert und einander selbst Geschriebenes gezeigt. Die Lesereihe „Pride für alle" aus dem vergangenen Herbst bot interessante Lesungen und Vorträge, die auf die unterschiedlichen Lebensentwürfe in der Stadt aufmerksam machten und für Akzeptanz und Toleranz warben. Eine weitere Veranstaltungsreihe, die 2022 ins Leben gerufen wurde, war der „Fischers Maathes"-Buchclub für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.

Räumlich soll sich in der Kinderbuchabteilung demnächst einiges ändern: Ziel ist, die Räumlichkeiten an den aktuellen Bedarf anzupassen. So erwartet die Kinder künftig ein großes rotes „Eintrittsmöbel", auf dem Bücher präsentiert werden und das zum Schmökern einlädt. Die altbekannte und beliebte Lok Emma bleibt erhalten, verrät May. Bücherboxen soll es auch den Kleinsten unter einem Meter ermöglichen, das passende Buch auszusuchen. Für die größeren Kinder soll es eine Ecke geben, in der Hausaufgaben gemacht werden können.

Björn Gutheil