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02.05.2006

Das Beil ist immer im Einsatzgepäck

100 Jahre Rettungsdienst (III): Technische Hilfe

Beim Befreien von Unfallopfern aus einem stark demolierten Fahrzeug und der medizinischen Erstversorgung der Verletzten arbeiten Feuerwehrmänner und Rettungssanitäter Hand in Hand. Archivfoto: Feuerwehr
Beim Befreien von Unfallopfern aus einem stark demolierten Fahrzeug und der medizinischen Erstversorgung der Verletzten arbeiten Feuerwehrmänner und Rettungssanitäter Hand in Hand. Archivfoto: Feuerwehr
Die Einsatzkräfte des Rettungsdienstes kümmern sich nicht nur um die medizinische Hilfe für Personen in akuter Lebensgefahr, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall: Sie sind auch gefordert bei der Bergung von Unfallopfern im Straßenverkehr oder auf einer Baustelle. In der Zusammenarbeit mit spezialisierten Einheiten der Feuerwehr, wie zum Beispiel der Höhenrettung, stellen Notärzte und Rettungsassistenten eine qualifizierte Versorgung sicher. Das Einsatzspektrum ist sehr vielseitig und umfasst unter anderem die Rettung gefährdeter Tiere oder auch das schnelle Öffnen von Wohnungstüren, wenn sich dahinter hilflose oder akut gefährdete Personen befinden.

Wasser- und Eisrettung

Wenn die Drehleiter mit Rettungskorb eingesetzt wird, können Patienten auch aus oberen Stockwerken von Wohngebäuden oder Baustellen besonders schonend und sicher rausgeholt werden. Das gilt vor allem, wenn zum Beispiel wegen einer Wirbelsäulen- oder Beckenfraktur eine Bergung mit anderen Methoden zu riskant wäre. Für alle weiteren Einsätze, bei denen die Drehleiter nicht verwendet werden kann, steht zum Bespiel die Höhenrettung zur Verfügung. Für die Wasser- und Eisrettung stehen Feuerwehrtaucher sowie spezielle Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände bereit.

Spreizer und aufblasbare Kissen

Bei schweren Kollisionen mit eingeklemmten Personen oder Betriebsunfällen ist neben dem Rettungsdienst auch der technische Rüstzug mit seinen Spezialwerkzeugen gefordert, um die Opfer zu befreien. Wenn ein Auto sehr stark eingedrückt oder zertrümmert ist, bedeutet das aber nicht automatisch, dass die Insassen besonders schwer verletzt sind: „Das kann auch ein Indiz dafür sein, dass das Fahrzeug beim Crash besonders viel Aufprallenergie aufgenommen hat, die dann nicht mehr weitergeleitet wird“, erläutert Rainer Lübeck von Rettungsdienst.

Nach der ersten Absicherung der Unfallstelle sowie der Stabilisierung lebenswichtiger Vitalfunktionen des Patienten (Atmung und Kreislauf), beginnt in enger Absprache zwischen Notarzt und Einsatzleiter der Feuerwehr die patientenorientierte Rettung: Das bedeutet vor allem die Vermeidung zusätzlicher Verletzungen während der oft komplizierten Befreiung der Unfallopfer. Dafür werden vor allem hydraulische Werkzeuge, wie Spreizer und Schere, eingesetzt, aber auch pneumatische Rettungsgeräte: Dazu gehören zum Beispiel Kissen, mit denen ein Unfallauto vorsichtig angehoben wird.

In den letzten Jahren hat sich nach Einschätzung von Lübeck die technische Ausstattung immer weiter ausdifferenziert und verbessert. Es gibt aber auch einfache Werkzeuge, die nach wie vor unverzichtbar sind: Ein Beil gehört zur Grundausstattung jedes Feuerwehrmanns und ist zum Beispiel zum Offenhalten einer Tür oder für das Einschlagen eines Fensters sehr nützlich.

Als einzige Berufsfeuerwehr in Rheinland-Pfalz bilden die Trierer alle Einsatzkräfte zusätzlich umfassend auf der eigenen Schule zum Rettungsassistenten aus. Eine Feuerwehr mit eigenem Rettungsdienst, deren Mitarbeiter zusammen ausgebildet werden und gemeinsam üben, kann sehr gezielt und effizient arbeiten. Es ist im Prinzip egal, wer zuerst am Unfallort eintrifft, denn jeder Feuerwehrmann kann im Notfall auch die medizinische Erstversorgung der Opfer übernehmen. Umgekehrt ist ein Rettungssanitäter auch in der Lage, ein Auto aufzubrechen.