Sprungmarken
09.05.2006

Familien immer stärker unter Druck

Städtische Zuschüsse für Erziehungshilfen weiter gestiegen

Zu den freien Trägern, mit denen das Jugendamt bei stationären Hilfen kooperiert, gehört die Gesellschaft für Sozialprojekte (geso). Sie betreibt unter anderem eine ländliche Jugendwohngruppe auf dem Laeisenhof.             Archivfoto: geso
Zu den freien Trägern, mit denen das Jugendamt bei stationären Hilfen kooperiert, gehört die Gesellschaft für Sozialprojekte (geso). Sie betreibt unter anderem eine ländliche Jugendwohngruppe auf dem Laeisenhof. Archivfoto: geso
Weil immer mehr Eltern mit der Bewältigung des Alltags überfordert sind und zum Teil schon Elfjährige monatelang die Schule schwänzen, muss das Rathaus immer mehr Geld für „erzieherische Hilfen“ ausgeben: Letztes Jahr überstieg der Zuschuss die Grenze von sieben Millionen Euro, im Vergleich zu 2004 ein Anstieg um rund 210000 Euro. Das geht aus einer Bilanz hervor, die im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde.

Weil die Konflikte immer gravierender werden und die Familie als schützendes System in vielen Fällen wegbricht, reichen ambulante Hilfen oft nicht aus und eine Betreuung in einem Heim ist unumgänglich: Der Aufwand für diese stationären Hilfen, die knapp ein Prozent der Trierer unter 20 Jahren benötigten, lag nach Angaben von Dorothee Wassermann vom städtischen Jugendamt bei rund 4,2 Millionen Euro. Am häufigsten betroffen sind Elf- bis 15jährige. In vielen Fällen verschärfen sich die Konflikte in den Familien noch durch wirtschaftliche Probleme, vor allem wegen Arbeitslosigkeit.

Schutz für psychisch Kranke

Der Bericht enthält auch eine Bilanz über die 80 Heimunterbringungen, die 2005 beendet wurden: Bei zwölf Personen war die Betreuung erfolgreich, denn sie wurden in die Selbstständigkeit entlassen. Genauso hoch war die Zahl der gescheiterten Versuche. Weitere 23 Jugendliche kehrten ins Elternhaus zurück und werden teilweise weiterhin ambulant betreut. Zehn leben jetzt in einer betreuten Wohngruppe und sieben in einer Pflegefamilie. Ein Heim bietet auch Schutz für Jugendliche, die wegen einer psychischen Erkrankung sich und andere gefährden könnten. Außerdem ist auch die ambulante Erziehung gefährdeter Kinder und Jugendlicher in einer Tagesgruppe möglich: Hier stieg der Zuschuss mit einem Plus von 12,9 Prozent überdurchschnittlich stark an.

Eingliederungshilfen

Auf eine wachsende Überforderung vieler Eltern weist auch die immer größere Nachfrage nach der sozialpädagogischen Familienhilfe hin: Für 1998 sind 42 Fälle verzeichnet, vergangenes Jahr waren es schon 108. Der Aufwand stieg in dieser Zeit von rund 162.000 auf fast 600.000 Euro. 2005 wurden mehr als 300 Kinder in diesem Rahmen betreut, mehr als doppelt so viel wie 1998.

Einen drastischen Anstieg der Zuschüsse (plus 75,3 Prozent) verzeichnet die Bilanz bei den Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche. Besonders stark betroffen sind Drei- und Vierjährige. Das hängt vor allem damit zusammen, dass immer mehr Kindergärten und Tagesstätten das Jugendamt frühzeitig über entwicklungsverzögerte oder verhaltensauffällige Kinder informieren. Ein weiterer Schwerpunkt der Eingliederungshilfen, die 2005 mit rund 641.000 Euro zu Buche schlugen, liegt bei den Jugendlichen, die vor allem wegen psychischer Störungen als Folge von Drogenkonsum oder wegen Essstörungen Hilfe brauchen.