Pflege hat besseres Image verdient
In mehreren Städten liegen derzeit auffällig viele 50-Cent-Münzen auf dem Boden. Wenn Passanten sie aufheben, erleben sie eine Überraschung: Auf der Rückseite steht der Satz: „Wenn Sie zu alt sind, um das selbst aufzuheben, sind wir für Sie da. Die Altenpflege.“ Diese Botschaft soll dazu veranlassen, sich über das Internetportal www.pflegesignal.de intensiver mit dem Thema zu befassen.
Bei der Trierer Präsentation betonte Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel, die Sicherung der Pflegeinfrastruktur in einer alternden Gesellschaft sei eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre. Die Kampagne solle klar machen, mit wie viel Professionalität, aber auch Wärme, Respekt und Menschlichkeit die älteren Menschen in den Einrichtungen betreut würden. Diese Arbeit sei zwar anspruchsvoll, aber auch sehr erfüllend und biete sehr gute Zukunftschancen. Die Pflegegesellschaft als Veranstalter der Kampagne ist eine Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege und des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste.
Bereits 2010 fehlten in Rheinland- Pfalz 1000 Fachkräfte in der Pflege, bis 2020 wird die Zahl auf 3000 steigen. In Trier gibt es aktuell nach Einschätzung von Caritasdirektor Dr. Bernd Kettern noch keine dramatischen Engpässe. Die Caritas, die sieben ökumenische Sozialstationen in Trier betreibt, könne derzeit alle 13 Ausbildungsplätze besetzen.
Große Auswahl für Bewerber
Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und des Jobcenters in Trier betreut aktuell 50 freie Arbeitsstellen im Gesundheits- und Sozialwesen. Mit zwölf Angeboten allein in Trier ist die Nachfrage in der Altenpflege am größten. In der Region sind derzeit 290 Jobs im Gesundheits- und Sozialwesen unbesetzt. Fast 90 dieser Ausschreibungen richten sich an Altenpfleger und Altenpflegehelfer.
Nach der Erfahrung von Kettern wird es von Jahr zu Jahr schwerer, Lehrstellen zu besetzen. „Die Arbeit in der Pflege ist kein Schönwetter-Beruf, aber man erfährt auch vielfältige Anerkennung und Bestätigung“, betonte der Caritasdirektor. Wie Oberbürgermeister Klaus Jensen mahnte er bei der Vorstellung der Kampagne grundlegende Verbesserungen an, um die betreuenden Angehörigen zu entlasten und den Pflegeberuf attraktiver zu machen: „Oft sind die Bedingungen nicht mehr zumutbar. Der Alltag in der Pflege ist komplett durchgetaktet. Es droht eine Überdehnung des Systems.“
Jensen beklagte die Unterbezahlung vieler Mitarbeiter: „Oft wird die Instandhaltung eines Autos viel besser entlohnt als die Pflege eines Menschen.“ Zudem müssten die Bedingungen so verbessert werden, dass im Interesse der älteren Menschen eine „Entschleunigung“ der Pflege im Alltag möglich sei. Der OB warnte mit Blick auf die alternde Gesellschaft aber auch vor unnötigen Ängsten: „Wir haben in Trier eine sehr gute Infrastruktur in der Pflege. Niemand muss unversorgt bleiben.“