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28.06.2011

Engere Zusammenarbeit angestrebt

OB Klaus Jensen freut sich über die Büste der römischen Kaiserin Agrippina, die ihm sein Kollege Boris Miletic als Geschenk mitgebracht hat. Foto: Lorig
OB Klaus Jensen freut sich über die Büste der römischen Kaiserin Agrippina, die ihm sein Kollege Boris Miletic als Geschenk mitgebracht hat. Foto: Lorig
Mit einem Festakt feierten Trier und Pula den 40. Geburtstag ihrer Partnerschaft. OB Klaus Jensen und Bürgermeister Boris Miletic waren sich einig, dass sie sich vor allem beim Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien bewährte, als Pula rund 15 000 Flüchtlinge zu versorgen hatte. Künftig müssen bei den Städtepartnerschaften nach Einschätzung von Jensen neue Formen entstehen, um auch auf diesem Weg Frieden und Freiheit langfristig zu sichern.

Die Partnerschaft war am 25. April 1970 in Pula und am 8. September 1971 in Trier vom damaligen OB Josef Harnisch und seinem Kollegen Josip Laric besiegelt worden. Für das Zustandekommen dieser nicht alltäglichen Verbindung leisteten übergeordnete Stellen, so Jensen in seiner Rede, wertvolle „Hebammendienste“: „Das Auswärtige Amt und der Städtetag warben vor dem Hintergrund der neuen politischen Ausrichtung einer Öffnung nach Osten für den Abschluss von Städtepartnerschaften auch mit Kommunen im damaligen Jugoslawien und halfen bei der konkreten Umsetzung mit.“

Zahlreiche Gemeinsamkeiten

Der OB begrüßte bei der feierlichen Ratssitzung im Rathaussaal viele Kommunalpolitiker und Vertreter von Hilfsorganisationen, die eine wichtige Rolle beim Zustandekommen und späteren Erfolgen der Partnerschaft spielten. Pula und Trier hätten sehr schnell festgestellt, dass ihre Städte gut zueinander passen: „Die gleich gelagerte römische Vergangenheit,  eine gemeinsame, oftmals leidvolle Geschichte an der Grenze unterschiedlicher Völker, die annähernd gleiche Größe und ihre vergleichbare Stellung als regionale Wirtschafts- und Tourismuszentren trugen dazu bei“, betonte Jensen. Diese Gemeinsamkeiten hob auch Josip Spoljaric, kroatischer Generalkonsul in Frankfurt, in seinem Grußwort hervor.
Ihre größte Bewährungsprobe bestand die Freundschaft beim jugoslawischen Bürgerkrieg Anfang der 90er Jahre. „Trier half mit verschiedenen Aktionen und Zeichen der Solidarität nach Kräften mit, die Not in der Partnerstadt zu lindern. Schon damals spürte man, dass die Ereignisse die beiden Städte näher zusammenbrachten als jemals zuvor“, betonte Jensen. „Deutschland war schon immer ein großer Freund Kroatiens und hat gerade während des Kriegs geholfen“, ergänzte Miletic.

Uni-Kooperation vorgeschlagen

Beide Stadtoberhäupter beschränkten sich in ihren Reden nicht auf einen Rückblick. Miletic hob den geplanten Austausch der Trierer IGS mit einer Schule aus Pula hervor und schlug eine Kooperation beider Universitäten vor. Für Jensen muss 66 Jahre nach Kriegsende und gut 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs über neue Formen der „unverzichtbaren Erinnerungsarbeit für die Aufrechterhaltung von Frieden und Freiheit“ nachgedacht werden: „Diese Aufgabenstellung ge-hört sicherlich auch zu den Herausforderungen unserer Städtepartnerschaften. Begegnungen, Erfahrungsaustausche und Freundschaften bleiben das beste Mittel, sich kennen zu lernen, Vorurteile abzubauen und die immer neuen Herausforderungen gemeinsam und nicht gegeneinander zu lösen“, so der OB.

OB Klaus Jensen drückte in der feierlichen Stadtratssitzung seine Freude über den Beschluss des Brüsseler Gipfels aus, dass der Staat Kroatien, zu dem Pula seit den 90er Jahren gehört, ab Juli 2013 EU-Mitglied sein wird. Die politische Annäherung zwischen beiden Ländern erreiche damit ihren Höhepunkt. „Bekanntlich steht diese Europäische Union in diesen Tagen aus ganz anderen Gründen bei uns in einem teilweise recht düsteren Licht. All zu schnell gerät dabei in Vergessenheit, was wir dieser politischen Union alles verdanken und welch ein Gewinn es ist, wenn Länder, die noch vor nicht allzu langer Zeit unfreien Systemen oder Blöcken angehörten, nach einem langwierigen und schwierigen Demokratisierungsprozess nunmehr Mitglied der demokratischen Völkergemeinschaft in der Europäischen Union werden“, betonte Jensen.
Generalkonsul Josip Spoljaric sprach bei dem Festakt von dem „glücklichen Umstand“, dass Trier und Pula ihr Jubiläum gleichzeitig mit dem 20. Geburtstag der kroatischen Unabhängigkeit und dem erfolgreichen Abschluss der Aufnahmeverhandlungen des Landes feiern konnten.

Direkte Flugverbindung

Jensen und Pulas OB Boris Miletic würdigten den ehrenamtlichen Einsatz der im Oktober 2009 gegründeten Pula-Trier-Gesellschaft mit ihrem Präsidenten Hartmut Gürke. „Wir wissen, dass das kein leichtes Unterfangen ist, doch die ersten Schritte sind vielversprechend und vielleicht trägt auch die momentan günstige direkte Flugverbindung zwischen Frankfurt-Hahn und Pula dazu bei, die nicht unbeträchtliche Entfernung einfacher überwinden und somit das Netz der Kontakte und Begegnungen noch engmaschiger knüpfen zu können“, sagte Jensen. Die Pula-Trier-Gesellschaft bietet Reisen in die Partnerstadt an. Die nächste ist für September geplant.

Der direkte Kontakt der Bewohner beider Städte gibt nach Einschätzung von Miletic Anregungen für eine „noch innigere und qualitätsvollere Zusammenarbeit“. Der Kroatisch-Kurs am städtischen Bildungs- und Medienzentrum in Trier soll nach der erfolgreichen Premiere fortgesetzt werden. Dessen Dozentin Sanja Groß übersetzte die Reden der Gäste in der feierlichen Stadtratssitzung.

Miletic beschrieb Pula in seiner Rede als „multikulturelle und multiethnische Stadt mit 21 Minderheiten, denen es ermöglicht wurde, ihre Identität, Traditionen und Sitten zu pflegen.“ In der etwa 70 000 Einwohner zählenden Hafenstadt mit rund 3000- jähriger antike Geschichte entstanden  die wertvollsten Denkmäler dieser Epoche in Kroatien, darunter die riesige Arena. Dort gastierten mit Luciano Pavarotti, José Carreras, Placido Domingo, Ricardo Muti, Elton John und Sting in den letzten Jahren viele hochkarätige Stars. Pulas Bürgermeister hielt seine Rede, die die Besucher im Großen Rathaussaal mit langanhaltendem Beifall honorierten, komplett in Deutsch.

Fünftägiger Besuch

Die Geschenke beim Jubiläumsfest am Mittwoch nahmen direkten Bezug auf gemeinsame römische Wurzeln beider Städte. Jensen überreichte Münzen des Kaisers Konstantin. Miletic schenkte seinem Amtskollegen eine Büste von Agrippina, der Mutter von Kaiser Nero. Das Musikprogramm gestaltete der Projektchor des Rathauses unter der Leitung von Pia Langer. Die zwölfköpfige Delegation aus Pula wat fünf Tage zu Gast. Dabei wurden zwei Ausstellungen mit Exponaten aus der  Partnerstadt eröffnet.