Sprungmarken
02.10.2007

Meinung der Fraktionen

CDU in Trier-West 9/07CDU
Kein vergessener Stadtteil

Trier-West war die nächste Station der CDU-Stadtratsfraktion auf ihrer Reise durch die Stadtteile. Es gibt dort erstaunlich viel Entwicklungspotenzial, das es intelligent zu nutzen gilt. Das beginnt bei dem ehemaligen Bus-Depot der Stadtwerke, das einer anderen Verwendung harrt. Das Gelände des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes bedarf dringend eines Nutzungs-Konzepts. 2009 wird die Jägerkaserne geräumt. Es gibt auch schon Ideen für eine künftige Nutzung: Dort könnte ein Innovationszentrum errichtet werden, das jungen Absolventen der Fachhochschule die Gelegenheit bietet, erste Schritte zur Selbständigkeit zu machen. Der Rundgang endete bei den dringend sanierungsbedürftigen städtischen Wohnungen. „Trier-West ist für uns kein vergessener  Stadtteil“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Berti Adams abschließend. „Wir werden uns den vielfältigen Problemen dieses Stadtteils auch künftig intensiv widmen!“

Thomas Albrecht




SPD
Ein Tag wie alle anderen?

Am 20. September war Weltkindertag – ein Tag, der seit 1989 weltweit dem Kind gewidmet ist. Was geht das uns an?
Es ist leider schlimmer geworden. In Deutschland leben gegenwärtig 2,6 Millionen Kinder von der Unterstützung des Staates. 20 000 Kinder sind bei uns auf der Straße unterwegs auf der Suche nach einer Bleibe, einem „Daheim“, nach jemandem, der sich für sie verantwortlich fühlt, sie nicht ausbeutet als kleine Konsumenten oder als Sexspielzeug. Wenn dann die Verwahrlosung einsetzt, folgen fast logisch das Bandenunwesen und die Kinderkriminalität. Dieser Kreislauf ist eigentlich jedem bekannt. Was ist zu tun?

Der Staat und die Stadt können und müssen die Rahmenbedingungen für das Aufwachsen der Kinder verbessern etwa durch die Ganztagsbetreuung in Kindergärten und Schulen. Aber dafür muss erst einmal das Geld für Personal und Räumlichkeiten bereit gestellt werden. Dieses Ziel verfolgt die SPD-Stadtratsfraktion mit Engagement.

Weiterhin gibt es viel zu tun. Diejenigen, die „festen Boden unter den Füßen“ haben, sollten sich angesprochen fühlen. Die Kinderhilfsorganisationen bei uns, wie auch der Kinderschutzbund suchen dauerhaft Sponsoren und ehrenamtliche Helfer. Vieles kann der Einzelne leisten, wenn eine gute Organisation im Hintergrund steht! Er kann sich selbst und den Kindern einen großen Dienst erweisen.

Kinder brauchen Menschen, die ihnen die Teilhabe am Leben ermöglichen, so wie es im Grundgesetz vorgesehen ist. Dazu bedarf es der verlässlichen, dauerhaften Begleitung, die Vertrauen schafft. Ohne Vertrauen keine Lebensfreude, ohne Lebensfreude keine Leistungsfreude und kein Selbstvertrauen! Dieses ist aber Grundlage für ein geglücktes Leben.

Neben der materiellen Hilfe ist also auch die geistig emotionale Hilfe so wichtig wie das tägliche Brot. Es wäre ein schönes Geschenk, das Teilen zu üben beim Genießen der Güter, die reichlich vorhanden sind. Die Pfarrgemeinden, das Theater, die Museen, die Konzertveranstalter, die Sport- und Musikvereine, Mal- und Spielgruppen – sie alle nehmen gerne Kinder auf und führen sie in eine neue Welt. Man muss ihnen die Kinder nur bringen!

Waltraud Jammers




Bündnis 90/Die Grünen
Kröten schlucken

In Tarforst soll ein schöner neuer Kunstrasenplatz gebaut werden. Die Gelder sind bewilligt, Gestaltungsverträge liegen vor – eigentlich könnten die Bagger rollen. Aber das Gelände ist nur scheinbar unbewohnt. Im Boden des zukünftigen Sportplatzes haben sich Kreuzkröten angesiedelt, und die stehen unter Naturschutz. Schon haben wir zwei rivalisierende Lager: Auf der einen Seite die Sportbegeisterten – darunter viele Kinder – die schon lange auf ihren Kunstrasenplatz warten. Auf der anderen Seite die Kröten, die sich an ihrem Artenschutz erfreuen.

Weil die Kröten nicht einfach ignoriert werden dürfen, kommt es nun zu Verzögerungen: Sie müssen in vielen Arbeitsstunden abgesammelt und umgesiedelt werden. Damit noch nicht genug: Die nächste Laichzeit im Frühjahr 2008 soll ebenfalls abgewartet werden, weil man davon ausgeht, dass sich noch viele Kröten im Erdreich befinden. Verzögerungen des Baubeginns und Mehrkosten sind die Folgen. Der Ärger schlägt hoch: Sind die Interessen der Bevölkerung nicht höher anzusiedeln als der Schutz irgendwelcher Krabbelviecher mit meist zum Schmunzeln reizendem Namen? Da besetzt der Kammmolch den Handwerkerpark und die Mopsfledermaus legt den Baubetrieb auf dem Hahn lahm. Kleine Biester – große Wirkung, könnte man meinen.

Artenschutz beginnt aber nicht im fernen Borneo oder sonst wo weit weg, sondern genau zu unseren Füßen. Durch unsere rege Bau- und Zersiedelungstätigkeit haben wir viele Lebewesen in die Enge getrieben und eine Unterschutzstellung dieser Tiere überlebensnotwendig gemacht.

Wenn eine Tierart im fernen Regenwald ausstirbt, bedauern wir das alle sehr. Das Artensterben in unseren Breiten geschieht dagegen viel lautloser und oft unbemerkt. Wir haben die Verantwortung, unsere Umwelt – belebt und unbelebt – zu schützen und die Artenvielfalt auch für die folgenden Generationen zu erhalten.

Wenn sich nun der Baubeginn des schönen neuen Kunstrasenplatzes ein wenig verzögert, dadurch aber Lebewesen gerettet werden können, dann ist das eine Kröte, die wir ohne Murren und gerne schlucken sollten.

Lydia Hepke




Camping-Familie HaagUBM
Familie Haag qualifiziert sich für Trier
 
Was 2004 mit der Übernahme des in die Jahre gekommenen Treviris-Campingplatzes begann, ist mittlerweile zu einem kleinen Wirtschaftsunternehmen herangewachsen. Denn neben dem Campingplatz bewirtschaftet Familie Haag nun auch den Wohnmobilstellplatz unterhalb der Mosel-
auen, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut.

Seit der Übernahme hat sich fast alles geändert. Aber damit nicht genug. Zur Zeit qua-lifizieren sich Helga und Norbert Haag durch individuelle Beratung und Workshops. Ziel ist, eine umweltfreundliche Betreibung des Platzes zu erreichen. Das beginnt mit der Müllsortierung und Entsorgung, führt über die effiziente Nutzung von Energie und Wasser und endet in der Verwendung von ökologischen Reinigungsmitteln, um die Belastung für Böden und Gewässer zu reduzieren. Das vom Verein „Ecocamping“ durchgeführte Projekt, an dem sich 20 Campingplätze beteiligen, findet große Unterstützung durch das Land Rheinland- Pfalz, weil gleich zwei Ministerien das Projekt begleiten. Anfang nächsten Jahres, da ist sich die UBM-Fraktion sicher, wird Familie Haag die Auszeichnung „Ecocamping Umweltmanagement“ erhalten. Dies trägt zu einer Qualitätssteigerung bei, fördert den Tourismus und ist mit ein Grund dafür, dass Trier auch für Camper immer eine Reise wert ist.
 
Hans-Alwin Schmitz






FDP
Ratsherrenmesse - eine gute Tradition
 
Alljährlich begeht die Pfarrei St. Paulin Anfang Oktober die „Trierer Märtyrertage“. Dabei gedenkt sie mit Vertretern des Trierer Stadtrats in einer feierlichen Ratsherrenmesse ihrem einstigen Bürgermeister (consul) Palmatius, der zusammen mit einigen seiner Ratsherren im Jahre 286 den Märtyrertod gestorben sein soll. Die beeindruckenden Deckengemälde der barocken Kirche nehmen Bezug auf dieses Ereignis, das die standhafte Haltung des damaligen Bürgermeisters und seiner Ratsherren hervorhebt, ohne dass jene – unbeeindruckt von allen Drohungen – ihre Ideale aufgegeben oder sich gar aus
opportunistischen Gründen der Provinzverwaltung gebeugt hätten.

Inwieweit jene Überlieferung der Wirklichkeit entsprach oder zumindest auf einen wahren Kern zurückgeht, ist umstritten. Denn die frühesten Nachrichten über Trierer Märtyrer stammen erst aus nachantiker Zeit. Im Jahre 1072 will man in der Krypta von St. Paulin eine heute verschollene Bleitafel mit einem Bericht über die Vorgänge des dritten Jahrhunderts gefunden haben. Sie sei von Trierer Christen in Erwartung des verheerenden Normannenangriffs von 882 angefertigt worden, um die Namen der Märtyrer und die Anordnung ihrer Särge in der Krypta von St. Paulin festzuhalten. Auf dieser Überlieferung basieren die umfangreichen Verehrungen der Trierer Märtyrer bis in die heutige Zeit.

Unabhängig von den ungeklärten Fragen, die an jener Überlieferung haften, ist es zweifellos eine gute Tradition, die Ratsherrenmesse zu pflegen. Einerseits sollte sie alle in der Kommunalpolitik Tätigen daran erinnern, dass mancher ihrer Vorgänger, die etwa während des Separatismus und des passiven Widerstands (1923/24) ausgewiesen wurden oder nach 1933 politischen Verfolgungen ausgeliefert waren, in schwierigen Zeiten standhaft blieben. Andererseits ist sie aber auch Mahnung, seine eigene Überzeugung stets so zu vertreten, dass sie nicht Opfer opportunistischer Ziele wird.

Dr. Karl-Josef Gilles