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01.07.2008

Alle Angebote unter einem Dach

Ärztin Elisabeth Lichter-Tielmann (rechts) und Katrin Laros vom Mutterhaus betreuen drei Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie in einem Raum der Ergo-Therapie.
Ärztin Elisabeth Lichter-Tielmann (rechts) und Katrin Laros vom Mutterhaus betreuen drei Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie in einem Raum der Ergo-Therapie.
Seit zehn Jahren werden Kinder und Jugendliche im Trierer Mutterhaus psychiatrisch und psychologisch betreut. Bei einem Symposium gratulierten die Mainzer Gesundheitsministerin Malu Dreyer sowie Vertreter von Kinder- und Jugendeinrichtungen der Klinik. „Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Das ist das Verdienst der Leitung des Krankenhauses, aller Mitarbeiter und vor allem des Chefarztes Dr. Alexander Marcus“, unterstrich Dreyer.

Die Tagesklinik und die am 1. April eröffnete psychiatrische Institutsambulanz seien unverzichtbar für eine gute Versorgung. Mit den drei Stationen biete das Mutterhaus eine qualitativ hochwertige und innovative Behandlung. Das Land förderte die Erweiterung mit rund fünf Millionen Euro. Damit wurde auf den großen Bedarf reagiert, der immer wieder zu einer Überbelegung geführt hatte. 1991 gab es in Rheinland Pfalz erst eine Kinder- und Jugendpsychiatrie, mittlerweile sind es neun.

Selbstbewusstein steigern

Auf der bunten Platte, die Dreyer bei der Feier als Geschenk der Kinder erhielt, sind Federn, Steine, Schwämme und Holzstücke befestigt. Vier Patienten hatten sie mit Heilpädagogin Susanne Kling hergestellt: „Die Kinder haben gemeinsam entschieden, wie die Gestaltung aussieht. Das ist eine groß-artige Leistung, wenn man bedenkt, dass sie sehr unruhig sind, an Konzentrationsschwäche leiden oder Verhaltensschwierigkeiten in einer Gruppe haben.“ Ein weiterer positiver Effekt dieser Gruppenarbeit sei die Steigerung des Selbstbewusstseins.

Hyperkinetische Störungen

Kling betreut mit Psychiatern, Ärzten, Psychologen, Therapeuten, Pädagogen, Lehrern und Krankenschwestern Patienten mit verschiedenen Krankheiten. „Die Kinder der Werkgruppe haben hyperkinetische Störungen. Sie werden zum Beispiel durch Unaufmerksamkeit, Überaktivität oder Impulsivität auffällig. Seit 2004 ist dies das häufigste Krankheitsbild, gefolgt von Störungen im Sozialverhalten“, berichtete Marcus. Auf drei Stationen können jeweils zehn Kinder aufgenommen werden, deren aus den Fugen geratenes Leben durch geregelte Tagesabläufe wieder eine Struktur erhalten soll. Nach dem Frühstück werden sie in drei Klassen unterrichtet. Später gibt es Gruppenangebote wie Werken, Sport, Kochen oder Musik. In Gruppen- und Einzeltherapien lernen sie, zum Teil zusammen mit der Familie, mit ihrer Krankheit umzugehen.

Ergänzende Tagesklinik

Zusätzlich können zehn Kinder die Tagesklinik nutzen. Dort werden sie schulisch und therapeutisch versorgt, leben abends und an den Wochenenden aber  im gewohnten Umfeld. Unterstützt wird diese Arbeit von regionalen Einrichtungen und Beratungsstellen, darunter das städtische Jugendamt.
 
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist zuständig für Trier, die Kreise Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld und Daun sowie Idar-Oberstein. Die meisten Patienten sind zwischen sechs und 18 Jahre alt. In der stationären Behandlung geht es vor allem um schwerste aggressiv-impulsive und hyperkinetische Probleme, schizophren/manisch-depressive Psychosen, akute Belastungsreaktionen, Drogen- und Alkoholmissbrauch sowie gravierende Essstörungen und Ängste.