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29.09.2009

Wirtschaftsfaktor Rallye-WM

Der Showstart der Deutschland-Rallye zog in der Vergangenheit Motorsportfans aus vielen Ländern in die Trierer Innenstadt.
Der Showstart der Deutschland-Rallye zog in der Vergangenheit Motorsportfans aus vielen Ländern in die Trierer Innenstadt.
Die Rallye-WM kehrt voraussichtlich nach einjähriger Pause in die Region Trier zurück. Nach der Zustimmung im Stadtvorstand sprach sich nun auch eine Mehrheit des Stadtrats für die Austragung der Deutschland-Rallye in den Jahren 2010 bis 2012 aus. Eine Bedingung des Veranstalters ADAC ist, dass der medienwirksame Stadtrundkurs „Circus Maximus“ beibehalten wird. Wie schon in den Jahren 2002 bis 2008 ist die Porta Nigra als Start- und Zielpunkt vorgesehen. Die Servicestation der Deutschland-Rallye soll sich wie gehabt im Messepark befinden und der „Parc fermé“, der nächtliche Abstellplatz der Rennwagen, auf dem Viehmarkt.

CDU, UBM und bis auf eine Gegenstimme auch die SPD votierten für die Vorlage. Sie genehmigten damit zugleich städtische Leistungen von rund 90.000 Euro pro Jahr, darunter die Bereitstellung des Messeparks und die Herrichtung des Rundkurses durch die Innenstadt. Grüne und Linke bekräftigten ihre Ablehnung der Großveranstaltung, während die FDP-Fraktion uneinheitlich abstimmte und der NPD-Vertreter sich enthielt.

Stimmen der Fraktionen

Karl Biegel (CDU) verwies auf die zu erwartenden Impulse für Wirtschaft und Tourismus: „In der Tat, wir können uns angesichts der Haushaltssituation keine weiteren Ausgaben leis-ten. Aber noch weniger können wir es uns leisten, auf ein Weltspektakel in unserer Stadt zu verzichten, das uns direkt und indirekt mehr Geld bringt, als es uns kostet.“ Die Bruttowertschöpfung durch die Rallyefans in der Region werde auf mehr als 20 Millionen Euro geschätzt, dadurch würden Arbeitsplätze gesichert und Gewerbesteuereinnahmen generiert.

Wie Hans-Willi Triesch berichtete, wurde die Vorlage in der SPD-Fraktion kontrovers diskutiert. Die Mehrheit sei aber der Auffassung gewesen, dass die „Sportgroßveranstaltung auf Spitzenniveau“ einen ganz erheblichen Wirtschaftsfaktor darstelle. „Bis Kaiserslautern ist dann kein Zimmer mehr frei.“ Der städtische Mitteleinsatz sei „vertretbar“, weitere Gespräche zur Kostenreduzierung gleichwohl angezeigt. Zudem bat Triesch um einen sensibleren Umgang mit den Interessen der Anwohner in der Innenstadt.

„Die Unterstützung einer Werbeveranstaltung der Automobilindustrie ist keine städtische Aufgabe“, betonte Richard Leuckefeld (Bündnis 90/Die Grünen). Der tatsächliche wirtschaftliche Effekt der Veranstaltung sei fragwürdig, das Medieninteresse in der Vergangenheit oft hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, dass der normale Rallyefan wegen der schönen Baudenkmäler noch einmal nach Trier kommt. „Wir blasen Geld durch den Auspuff für einen Tourismus, den wir nicht wollen.“

Hans-Alwin Schmitz (UBM) bezeichnete die Deutschland-Rallye als „erstklassigen Werbeträger“ für die Stadt und Region Trier. „Die nachhaltig positiven Auswirkungen auf die Tourismusbranche lassen sich nicht wegdiskutieren. Die UBM stimmt daher der Vorlage in allen Belangen zu.“

Thomas Egger (FDP) hob auf die veränderte Faktenlage ab: Bisher sei man davon ausgegangen, dass die Rallye nur noch alle zwei Jahre nach Trier kommt, jetzt sei wieder ein jährlicher Rhythmus im Gespräch. „Das bedeutet eine doppelte Belastung, zum Beispiel für die Anwohner.“ Angesichts der Haushaltssituation müsse jeder Ausgabeposten kritisch hinterfragt werden.

„Motorsportveranstaltungen sind ein verstaubtes Vergnügen der 60er Jahre“, sagte Dr. Johannes Verbeek (Linksfraktion). Ein sozialer oder kultureller Nutzen sei nicht erkennbar, auch der wirtschaftliche Gewinn stehe „in den Sternen“.