Sprungmarken
25.01.2022

Miteinander arbeiten, um Trier voran zu bringen

Die Beigeordneten Markusn Nöhl und Ralf Britten bei der Arbiet in ihren Büros
Oben: Kulturdezernent Markus Nöhl erhält im Gespräch mit seiner Vorzimmer-Mitarbeiterin Annabel Menth Informationen zu seinem nächsten Termin. Unten: Dezernent Ralf Britten bei der Durchsicht von Akten in seinem Büro. Der Beigeordnete ist für Bürgerdienste, Innenstadt und Recht zuständig.
Sie sind „die Neuen" im Stadtvorstand und seit Oktober und November im Dienst: Die Dezernenten Markus Nöhl (Kultur, Tourismus und Weiterbildung) und Ralf Britten (Bürgerdienste, Innenstadt und Recht). Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung erläutern die beiden Kommunalpolitiker, die eine große Gemeinsamkeit haben, wie sie ihre erste Zeit im Rathaus erlebt haben und was von ihnen künftig zu erwarten ist.

RaZ: Herr Nöhl, Herr Britten, was war für Sie jeweils die größte Herausforderung in den ersten rund 100 Tagen als neuer Beigeordneter?

Markus Nöhl: In den vergangenen 100 Tagen habe ich mich intensiv bei unterschiedlichen Institutionen, Ämtern, Vereinen sowie Kooperationspartnerinnen und -partnern vorgestellt. Es war mir wichtig, mit ihnen persönlich ins Gespräch zu kommen. Natürlich muss man sich hierfür auch in viele aktuelle und komplexe Themen einarbeiten. Diese Herausforderung hat mir jedoch viel Spaß gemacht: Zum einen hat man dabei viele bekannte und einige neue Gesichter getroffen, zum anderen konnte man herausfinden, welche Probleme und Ideen gerade aktuell sind und angegangen oder verwirklicht werden sollten. Gemeinsam neue Projekte anzuschieben, ist eine der schönsten Herausforderungen im Amt.

Ralf Britten: Eine spannende Herausforderung, die mir viel Spaß macht, bestand und besteht im Aufbau eines neuen, breitgefächerten Dezernates und dessen Strukturierung. Auch der Aufbau eines neuen Amtes 23, das es zuvor nicht gab, mit neuen Aufgaben, wie dem Bereich Innenstadt und Handel, bereitet mir Freude. Und ich freue mich, dies mit Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen umsetzen zu dürfen, die mich vom ersten Tag an gut aufgenommen haben und mich mit Rat und Tat unterstützen. Dann geht es auch darum, möglichst rasch in den laufenden Betrieb hineinzufinden, Aufgaben zu übernehmen, wie die Corona-Stäbe von Oberbürgermeister Leibe, und mich mit den Aufgaben aller Dezernate vertraut zu machen. Besondere Freude bereitet es mir auch, Netzwerke in der Verwaltung, in Trier und der Region einschließlich der Großregion auf- und auszubauen, von denen auch der Erfolg meines Dezernates abhängt. Dies fällt mir leicht, da meine Familie und ich privat wie beruflich Kinder unserer Region und Triers und hier zu Hause sind.

Was war die größte Überraschung?

Nöhl: Überraschung ist, denke ich, in meinem Fall das falsche Wort. Als langjähriges Stadtratsmitglied und kulturbegeisterter Mensch, der sich viel in Trier persönlich anschaut, auch gerne mit Menschen ins Gespräch kommt, hatte ich vieles ja bereits aus der Innenperspektive kennengelernt und kannte auch die Abläufe und Strukturen. Einiges hat mich aber ehrlich erfreut, beispielsweise, wie offen und herzlich ich willkommen geheißen wurde. Es ist sehr unterstützend, wenn man merkt, dass viele – ob in der Verwaltung, der Kultur oder in Wirtschaft und Zivilgesellschaft – einem freundlich begegnen und sehr interessiert sind, gemeinsam mehr für Trier zu erreichen. Das ist eine unheimlich gute Motivation und Grundlage für viele schöne Projekte.

Britten: Auch wenn ich die vergangenen fast 15 Jahre in Luxemburg und Deutschland intensiv an Schnittstellen zwischen Staat, Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft tätig war, komme ich natürlich nicht aus der Verwaltung. Das Positive hieran ist, dass es mir die Möglichkeit gibt, Dinge auch anders zu sehen und auch neue Impulse zu setzen, wenn dies zum Nutzen Triers ist. Gewöhnen muss ich mich aber schon noch daran, dass Entscheidungen in der Privatwirtschaft oft schneller getroffen und umgesetzt werden als dies in der Verwaltung und Kommunalpolitik möglich ist. Aber hier hilft mit Sicherheit auch eine hervorragende und verwaltungserfahrene Kollegin, die mein Vorzimmer verantwortet und der gute Draht, den ich seit Amtsbeginn angefangen mit dem Stadtvorstand und ausnahmslos allen Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung aufbauen konnte.

Sie kommen beide ursprünglich aus Bitburg. Sind Sie sich schon einmal im Rahmen Ihrer früheren Tätigkeiten begegnet?

Nöhl: Persönlich sind wir uns vor unserer Wahl in den Stadtvorstand nicht begegnet. Ich kenne natürlich die tolle Arbeit, die Herr Britten in Echternach und Bitburg geleistet hat. Bei unseren Gesprächen seit dem Sommer haben wir dann aber viele Verknüpfungspunkte persönlicher, familiärer und fachlicher Art entdeckt. Da wächst dann schnell eine enge Vertrautheit.

Britten: Ich bin ab meinem dritten Lebensjahr in Bitburg aufgewachsen und dort zur Schule gegangen. Geboren bin ich im saarländischen Merzig, meine fast gesamte Verwandtschaft – einschließlich die meiner Frau – kommt aus Trier oder dem Landkreis Trier-Saarburg. Markus Nöhl und ich sind uns zuvor zwar nicht begegnet, wir haben aber rasch festgestellt, wie klein die Welt ist, wen wir von der Verwandtschaft des anderen kennen und wie viele Gemeinsamkeiten wir beide – sowohl persönlich als auch fachlich – haben. Dies gilt auch mit Blick auf gemeinsame Zielsetzungen der Trierer Stadtentwicklung, was angesichts der vielen Schnittmengen und Synergien unserer Dezernate gerade im Bereich Innenstadt nicht besser sein könnte.

Was ist das wichtigste Ziel, das Sie sich für das erste Jahr als Beigeordneter vorgenommen haben?

Nöhl: Mir sind im Kulturbereich besonders drei Themen wichtig: Zum ersten möchte ich die Kulturräume in Trier quantitativ entwickeln, denn ohne Räume kein Ort zum Auftreten, Proben und Vorbereiten. Dazu gehören nicht nur die Theatersanierung und der Tufa-Anbau, sondern auch mehr Probe- und Auftrittsmöglichkeiten. Deshalb reaktivieren wir beispielsweise die „Grüne Rakete" im Palais Walderdorff als Konzeptraum. Zum zweiten möchte ich die kulturelle Bildung stärken, damit Kinder und Jugendliche früh Zugang zu Kunst und Kultur finden – unabhängig von finanziellen Voraussetzungen. Und zum dritten soll noch mehr Kunst und Kultur auf unseren Straßen und Plätzen stattfinden. Das macht doch eine Kulturstadt erst wirklich aus und schafft die besondere Atmosphäre. Hier haben wir auch schon erste Konzeptideen, um das bestehende Angebot zu ergänzen.

Britten: Man muss wenig erfinden oder hinzudichten, um positiv über Trier und sein Umfeld zu denken und zu sprechen. Die Stadt hat ein gewaltiges Potenzial, das es gezielt zu nutzen und zu entwickeln gilt. Vor diesem Hintergrund ist es mein vordringliches Ziel, eine dezernats- und ämterübergreifende Planung zu schaffen, die gewährleistet, dass Trier sich mit den gegebenen positiven Rahmenbedingungen in einer Weise entwickelt, die von seinen Bürgerinnen und Bürgern und den Akteuren der aktiven Stadtgesellschaft mitgetragen wird und positiv nach innen, in die Region und die Welt strahlt. Ein Planungsinstrument bildet dabei ein Leitbild, das unter Einbeziehung der Bürgerschaft und der Akteure der Stadtgesellschaft erstellt wird und dazu dient, uns die Frage zu beantworten, wo die Stadtgemeinschaft hin will und wo sie ihre Stadt Ende dieses Jahrzehnts sehen möchte. Das Leitbild bildet damit für uns eine Orientierungshilfe und ist auch Messlatte. Auf der Grundlage seiner Aussagen ist es möglich, ermittelte Potenziale Triers durch gezielt geplante Maßnahmen zu stärken und weiterzuentwickeln.

In welchen Bereichen könnten nach Ihrer Einschätzung gemeinsame Projekte Ihrer beiden Dezernate sinnvoll und machbar sein?

Nöhl: Bei der Frage nach der Zukunft der Innenstadt werden wir eng zusammenarbeiten. Hier können wir in Trier mit Pfunden wuchern: Unsere Innenstadt ist ein Ort voller Bauwerke unseres Unesco-Welterbes und weiterer Sehenswürdigkeiten, die derart nah beieinander eine einzigartige Dichte international renommierter Kulturschätze vorhalten. Hier spielen sich Handel und Gastronomie, Kunst und Kultur ab – Innenstadt, Stadtentwicklung, Tourismus und Kulturförderung sind in unserer Altstadt also gar nicht voneinander zu trennen. Wie bereits gesagt, möchte ich beispielsweise, dass sich Kulturprojekte mehr in diesem attraktiven Innenstadtbereich abspielen. Darüber hinaus arbeiten wir aber auch an einem Tourismuskonzept, das Visionen für die Zeit nach Corona mit einem konkreten Maßnahmenkatalog verbindet. Wir rechnen damit, es im März präsentieren zu können.

Britten: Wie Markus Nöhl sehe auch ich in den genannten Bereichen unzählige Ansatzpunkte für eine enge Zusammenarbeit unserer beiden Dezernate. Dies gilt umso mehr, als das neue Dezernat V dadurch gekennzeichnet ist, dass es Schnittmengen zu allen anderen Dezernaten hat und Querschnittsthemen bündelt wie etwa das Thema Digitalisierung mit einem engen Bezug zum Tourismus und zeitgemäße Kommunikationsformen, die Herr Nöhl und ich in seinem Bereich gemeinsam entwickeln wollen. Unter Stadtentwicklungsaspekten betrachtet, bestehen unendliche Schnittmengen und Synergien zwischen Kultur und Kunst, Kultur- und Freizeittourismus, Innenstadt sowie Handel und Gastronomie, deren sinnvolle Vernetzung Mehrwerte für die Stadt Trier schafft – auch wirtschaftlich, weil Einnahmen des einen zumeist auch Einnahmen des anderen Bereichs bedeuten. Die Innenstadt des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr sektoral in getrennte Bereiche wie Handel, Wohnen, Kultur oder Sport aufgeteilt. Sie wird multifunktional mit einer Vermischung aller Lebensbereiche sein, in denen an 24 Stunden sieben Tage die Woche die Themen Schule, Wohnen, Arbeiten, Konsum, Freizeit, Kultur, Ruhestand, Gesundheit stattfinden. Auch hinsichtlich ihres Erfolgs bedingen sich alle Lebensbereiche und Rahmenbedingungen wechselseitig, was eine koordinierte Planung durch alle Dezernate erforderlich macht, die von Dezernat V gebündelt wird.

Die Fragen stellten Björn Gutheil und Petra Lohse