Sprungmarken
06.12.2016

Kreativ gegen Legal Highs

Präsentation der Plakatentwürfe für die Kampagne gegen Legal Highs
Die beiden Nachwuchsdesignerinnen Lisa Schumacher (2.v. r.) und Natalia Scherbatschenko (2. v. l.) präsentieren mit den Hochschulprofessoren Henriette Sauvant und Andreas Hogan zwei Abbildungen aus ihren ganz unterschiedlich gestalteten Entwürfen für die Präventionskampagne.
Seit 2005 sind die oft als Kräutermischungen titulierten Legal Highs auf dem Markt. In jüngster Zeit häufen sich Nachrichten über schwere Notfälle oder sogar Tote nach der Einnahme der leicht über das Internet verfügbaren Substanzen. Daher plant die regionale Jugendschutz AG eine Präventionskampagne mit Motiven von Studierenden am Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Trier.

Trotz einer gestiegenen öffentlichen Aufmerksamkeit für die in bunten Tütchen verkauften Legal Highs ist nach Einschätzung der städtischen Jugendschutzbeauftragten Christine Schmitz vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Gefahrenpotenzial immer noch nicht ausreichend bewusst. Daher bat die Arbeitsgruppe mit Vertretern der Polizei und von Kommunen den Fachbereich Kommunikationsdesign, von Studierenden Entwürfe für eine Kampagne erstellen zu lassen. Von den unter der Leitung der Professoren Andreas Hogan und Henriette Sauvant entwickelten Vorschlägen werden die Entwürfe von Lisa Schumacher und Natalia Scherbatschenko nun weiterverfolgt.

Todesdaten auf dem Plakat

Bei einer Präsentation in der vollbesetzten Aula des Hochschulgebäudes am Paulusplatz erläuterten die beiden Studierenden im Beisein von Bürgermeisterin Angelika Birk und Polizeipräsident Lothar Schömann sowie zahlreicher weiterer Experten die Grundphilosophie ihres Entwurfs und zeigten, wie die Motive für Plakate und Anzeigen sowie im Internet eingesetzt werden können. Lisa Schumacher verwendet schwarz-weiße Bilder, die von einem Drogenrausch erzählen. In leuchtend oranger Schrift sind grausame Details, wie die Todesdaten einzelner  Konsumenten aufgeführt. Natalia Scherbatschenko entwarf ein Plakat mit bunten, fließenden Motiven, aber auch dunklen Elementen, die dem Betrachter einige Freiräume für Interpretationen lassen und erst auf den zweiten Blick auf die Gefahren der Legal Highs hinweisen.

Beide Nachwuchsdesignerinnen erhielten von der Jugendschutzbeauftragten Christine Schmitz sowie von Willy Weyer (Sparkasse Trier) einen Blumenstrauß und einen Umschlag mit einem Preisgeld. Über weitere Details der Umsetzung und die Finanzierung der Präventionskampagne werden die Mitglieder der regionalen Arbeitsgemeinschaft bald entscheiden. Die einzelnen Mitgliedskommunen können dabei jeweils selbst festlegen, ob sie das gesamte Paket oder nur einzelne Elemente verwenden.

Bis zu 450 verschiedene Stoffe

Bei der Präsentation der Gestaltungsentwürfe erläuterte Dr. Wolfgang Thomas, Chefarzt der Kinder- und Jugendabteilung im Klinikum Mutterhaus, eindringlich die gesundheitlichen Gefahren der Legal Highs. Kreislaufversagen, Ohnmacht und Psychosen sind ebenso möglich wie der Ausfall zentraler vitaler Funktionen. Zudem dienen Legal Highs oft als Einstieg in härtere Drogen. Da ihre Zusammensetzung meist nicht bekannt ist, kann es zu bösen Überraschungen für die Jugendlichen, aber auch in der Notfallbehandlung kommen. Für die Kräutermischungen werden bis zu 450 verschiedene Substanzen in diversen Kombination verwendet. Im vergangenen Jahr wurden im Trierer Klinikum Mutterhaus 25 Jugendliche nach der Einnahme solcher Substanzen behandelt.

In Einsatzberichten der Trierer Polizei gibt es teilweise drastische Schilderungen der Folgen: „Junger Mann, der eine Kräutermischung geraucht hat, ist höchst aggressiv und greift die Kräfte des Rettungswagen an. Beim Eintreffen der Polizei ging der Beschuldigte sofort schreiend und mit erhobenen, geballten Fäusten auf die Polizeibeamten zu und attackiert diese. Er wird zu Boden gebracht und muss fixiert werden. Am Boden liegend tritt er ständig nach den Polizeibeamten und kann nur unter großer Kraftanstrengung fixiert werden. Die Polizei fährt mehrmals das Krankenhaus an, weil die Person dort erneut randalierte – nachdem die Drogenwirkung nachließ, war bei der Person kein Erinnerungsvermögen mehr an den Vorfall vorhanden.“ In einem anderen Einsatzbericht heißt es: „Der Polizei wird eine randalierende Person in Saarburg gemeldet. Der Rettungsdienst ist bereits vor Ort. Beim Eintreffen der Beamten liegt der 20-Jährige am Boden und ist teilweise nicht ansprechbar. Er zeigt deutliche Ausfallerscheinungen (Krampfanfälle, Apathie, extreme Gefühlsschwankungen, Aggressivität) und wird durch den Rettungsdienst auf die Intensivstation ins Krankenhaus verbracht.“

Neues Gesetz seit Ende November

Auf die Gefahren durch die Legal Highs hat der Gesetzgeber mittlerweile reagiert. Die Strafverfolgungsbehörden können effektiver gegen Besitzer und Händler vorgehen, da am 26. November das Gesetz zur Bekämpfung der Verbreitung neuer psychoaktiver Substanzen in Kraft getreten ist. Einzelheiten erläuterte der Leitende Trierer Staatsanwalt Peter Fritzen in der Hochschule. Bei den Endkonsumenten können die jetzt verbotenen Substanzen beschlagnahmt werden.

Den häufig im Ausland ansässigen Produzenten von Legal Highs droht eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft. Mit bis zu einem Jahr Gefängnis müssen alle rechnen, die Jugendlichen Legal Highs anbieten. Zudem darf der Zoll dem Bundeskriminalamt Daten verdächtiger Päckchen mitteilen. So soll versucht werden, den Handel der Kräutermischungen über das Internet einzudämmen. Lisa Schumacher hat die Gesetzesänderung in ihrem Entwurf für die Kampagne schon aufgegriffen: Er trägt den Titel „Illegal Highs“.