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02.04.2019

Entscheidender Wettbewerbsvorteil

Moderatorin Ann-Katrin Herold fasst die ersten Ergebnisse der Diskussionen der Tagung zusammen.
Moderatorin Ann-Katrin Herold von dem Mainzer Beratungsunternehmen Arbeit & Leben gGmbH fasst die ersten Ergebnisse der Diskussionen der Tagung zusammen.

Eine möglichst unkomplizierte Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist im Kampf um immer knapper werdende Fachkräfte ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Arbeitgeber. Gefragt sind nach den Ergebnissen der städtischen Fachtagung „Attraktive Unternehmen" nicht nur flexible Arbeitszeitmodelle, sondern auch individuelle Umstellungen im Arbeitsalltag. Scheinbare Kleinigkeiten können schon einige Fortschritte bringen.

In einem Trierer Unternehmen mit relativ vielen weiblichen Mitarbeitern wurde eine Paketstation eingerichtet. Dorthin können die Beschäftigten eine Bestellung vom Online-Händler schicken lassen und sich damit den manchmal stressigen Weg zur Post sparen wenn das Kind schon ungeduldig in der Kita auf das Abholen wartet. Wichtig ist nach der Erfahrung der Familienunternehmerinnen Andrea Weber (Deutscher Hof) und Karin Kaltenkirchen (Modehaus Marx) darüber hinaus, dass alle Mitarbeiter Umstellungen für mehr Familienfreundlichkeit akzeptieren und sich nicht beschweren, wenn eine Kollegin oder ein Kollege wegen eines kranken Kindes kurzfristig früher nach Hause geht.

Die Podiumsdiskussion, bei der außerdem OB Wolfram Leibe die Stadt als einer der größten Trierer Arbeitgeber vorstellte, war nur ein Schwerpunkt des Programms, das die städtische Wirtschaftsförderung und das Mainzer Beratungsunternehmen Arbeit & Leben gGmbH mit Unterstützung der IHK, der Hwk, der Agentur für Arbeit und des Lokalen Bündnisses für Familien vorbereitet hatten. Es ging auch darum, welche konkreten Maßnahmen nötig sind, um ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu werden und wie man diese Fortschritte durch geschicktes Marketing nach außen positiv darstellen kann.

Rathaus Kids ausgebaut

Die Diskussion machte auch deutlich, dass sich in Trier in den letzten Jahren schon eine ganze Menge bewegt hat, sich aber gleichzeitig der Wettbewerb um begehrte Fachkräfte, egal ob im Einzelhandel, in der Pflege, in Kindertagesstätten oder bei IT-Firmen, verschärft hat. Leibe erinnerte sich an die Anfänge: „Als ich vor rund elf Jahren als Chef der Arbeitsagentur nach Trier kam, sprach mich Frau Kaltenkirchen direkt auf das Thema an. Seitdem wurde viel erreicht, zum Beispiel durch flexiblere Öffnungszeiten in den Kitas."

Der OB erläuterte weitere Bausteine für mehr Familienfreundlichkeit in der Stadtverwaltung und nannte das Betreuungsprogramm Rathaus Kids, das mittlerweile nicht nur einen größeren Teil der Ferien, sondern auch die Brückentage abdeckt. Außerdem gibt es eine Vereinbarung mit den Vereinigten Hospitien, bei einer kurzfristig eintretenden Pflegebedürftigkeit eines nahen Angehörigen eine Betreuung für einen Überbrückungszeitraum zu ermöglichen.

Herausforderungen ganz anderer Art gibt es in dem Hotel von Andrea Weber. Dort muss rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche der Service für die Gäste sichergestellt sein. Dadurch entsteht ein kompliziertes Puzzle mit vielen Teilzeitstellen.

Christiane Luxem, Chefin der städtischen Wirtschaftsförderung, zog nicht nur wegen der Zahl von 57 Teilnehmern aus diversen Trierer Unternehmen, Verbänden und Einrichtungen eine positive Bilanz der Tagung. Sie verwies außerdem auf die engagierte Debatte, die in den Pausen im persönlichen Gespräch fortgesetzt wurde. Am Ende der Tagung wurde eine Weiterführung mit Arbeitsgruppen zu drei verschiedenen Schwerpunkten vereinbart: Marketing/Fachkräftegewinnung, Arbeitszeit/Kinderbetreuung sowie Beteiligung der Mitarbeiter/Führungskräfteunterstützung.

Petra Lohse