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10.10.2023

Immer mehr junge Wohnungslose

Außenansicht des zweistöckigen Gebäudes mit Bäumen und Autos
Seit drei Jahrzehnten bewahrt das Benedikt-Labre-Haus männliche Wohnungslose davor, auf der Straße oder einer Parkbank übernachten zu müssen. Für Frauen gibt es ein Angebot beim Sozialdienst katholischer Frauen und für jüngere obdachlose Männer das Margareta-Bosco-Haus der Salesianer Don Bosco.

Teestube, Übernachtungsheim, Orientierungsbereich, Streetwork, Kältebus – das Benedikt-Labre-Haus ist zentraler Bestandteil der ganzheitlichen Hilfe für wohnungslose Menschen, die die Trierer Caritas anbietet und dabei auch eng mit der Stadt zusammenarbeitet. Für viele Betroffene ist der frühere Bahnhof an der Römerbrücke erste Anlaufstelle, um Unterstützung zu erhalten – und das seit 30 Jahren. Der Kreis der Nutzer hat sich deutlich geändert.

Zwar war nach Angaben von Einrichtungsleiter Martin Hintz auch schon beim Start 1993 Wohnungslosigkeit ein akutes Problem, aber die Ausprägung sei eine andere gewesen: „Früher waren es meist mehr oder weniger stadtbekannte ältere Männer. Seit einigen Jahren aber steigt der Anteil junger Menschen und solcher mit Migrationshintergrund oder psychiatrischen Erkrankungen deutlich an“, betonte er bei der Jubiläumsfeier.

Diese Beobachtung hat auch Dr. Philipp Annen gemacht, der an der Universität Trier im Fach Erziehungswissenschaften tätig ist und sich in seiner Forschungsarbeit mit Wohnungslosigkeit beschäftigt. Er ist seit 2008 auch im Benedikt-Labre-Haus tätig, anfangs als Zivildienstleistender, heute als Ehrenamtlicher. Bei der 30- Jahr-Feier wies er unter anderem darauf hin, dass Wohnungslose durch alle Raster und Regelhilfesysteme fallen. „Nach uns ist die Straße“, fasst er die Position der Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe zusammen.

Diesen Aspekt hatte zuvor auch Bürgermeisterin Elvira Garbes aufgegriffen. Sie bedankte sich zudem bei den Mitarbeitenden für ihre wertvolle und häufig schwierige Arbeit. Hauptziel sei, Wohnungslose so zu stabilisieren, dass sie wieder ohne fremde Hilfe klarkommen. Garbes: „Ich bin froh, dass wir in Trier eine wirklich gute Community haben, die sehr gut und eng bei dieser schwierigen Aufgabe zusammenarbeitet.“

In den nächsten Jahren soll das Benedikt-Labre-Haus baulich und konzeptionell angepasst werden, um wandelnden Anforderungen gerecht zu werden. Zudem dürften die Errichtung des neuen Bahnhaltepunkts in Trier-West und damit verbundene Bauprojekte mehr Leben in diesen Teil der Stadt bringen. Caritasdirektor Dr. Bernd Kettern betonte: „Das Benedikt-Labre-Haus ist dann mittendrin. Und genau da gehört es hin. Wohnungslosigkeit kann jeden treffen. Wege hinaus zu zeigen und für die Menschen gangbar zu machen, ist unser oberstes Ziel.“