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07.02.2006

Zusätzliche Finanzspritze nötig

Defizit bei Antikenfestspielen 2005

Das unerwartet geringe Besucherinteresse am Musical „Quo Vadis“ ist eine Hauptursache für das Defizit bei den Antikenfestspielen 2005.
Das unerwartet geringe Besucherinteresse am Musical „Quo Vadis“ ist eine Hauptursache für das Defizit bei den Antikenfestspielen 2005.
Durch einen Zuschuss von knapp 170.000 Euro soll das Defizit bei den Antikenfestspielen 2005 ausgeglichen werden. Das beschloss der Stadtrat mit den Stimmen der CDU-Fraktion, von OB Helmut Schröer sowie von zwei Mitgliedern der Fraktion Bündnis 90/Grüne. 19 Ratsmitglieder lehnten die Vorlage ab, drei enthielten sich der Stimme. 110.000 Euro werden aus dem regulären Haushalt bereitgestellt. Außerdem will das Theater rund 60.000 Euro durch Einsparungen bei den Antikenfestspielen 2006 und 2007 aufbringen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde auch die Oper „Ajas“ vom Programm 2006 gestrichen. Zunächst sollen alle Mehrausgaben durch höhere Einnahmen bei der Gewerbesteuer ausgeglichen werden.

Weniger Zuschauer als erwartet

Hauptgrund für das Defizit ist das unerwartet geringe Zuschauerinteresse am Musical „Quo Vadis“: Die Auslastung lag nur bei rund 45 Prozent, wodurch allein ein Verlust von rund 110.000 Euro entstand. In der ursprünglichen Kalkulation war von einer 75prozentigen Belegung der Plätze im Amphitheater ausgegangen worden. Außerdem fielen Zusatzkosten beim Bühnenbild (knapp 44.300 Euro), für die Licht- und Tontechnik sowie den Auf- und Abbau der Zuschauertribüne an. Zudem musste kurzfristig ein neuer Librettist engagiert werden.

Stimmen der Fraktionen

Aus der Sicht von Ignaz Bender (CDU) ist es normal, dass Auftragsproduktionen wie „Quo Vadis“ mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Er würdigte die Bereitschaft des Theaters, 60.000 Euro durch Änderungen am Festivalprogramm 2006 und 2007 aufzubringen. Außerdem drückte er die Hoffnung aus, dass in Gesprächen mit dem Land nach einer konstruktiven Lösung gesucht werden kann und von dieser Seite ein Teil des Defizits übernommen wird. „Wir dürfen das Theater mit diesem Problem nicht allein lassen“, sagte der CDU-Sprecher.

Peter Spang (SPD) erinnerte zunächst daran, dass 2002 die damalige ARS GmbH aufgelöst und die Festspiele ins Theater integriert worden waren, um solche Defizite zu verhindern. Als Ursachen für das Finanzloch 2005 listete er unter anderem eine fehlende Abstimmung zwischen dem alten und dem neuen Festspielleiter und „überflüssige Kosten für ein neues Logo“ auf. Außerdem sei die Empfehlung ignoriert worden, für die beiden Produktionen „Attila“ und „Quo Vadis“ nicht zwei völlig verschiedene Bühnenbilder zu verwenden. Die Verantwortung für diese gravierenden Versäumnisse liege auch beim Kulturdezernenten, der wachsamer hätte sein müssen. Die Streichung der Oper „Ajas“ im Festivalprogramm 2006 sei ein „effektiver Verlust“ für das Trierer Kulturleben.

Aaron M. Braun (Bündnis 90/Die Grünen) billigte den Festivalmachern eine künstlerische Freiheit bei der Gestaltung der Produktionen zu. Gleichzeitig bezeichnete er aber die enorme Überschreitung des Budgets als „nicht hinnehmbar.“ Er beklagte, dass diese Entwicklung am Kultur-Dezernatsausschuss vorbeigelaufen sei und forderte für die Zukunft eine ständige Information über den Stand der Vorbereitung für die nächsten Festspiele.

Prof.Hermann Kleber (UBM) äußerte sein Unverständnis, dass nach drei Jahren, in denen nach der Auflösung der eigenständigen Festspielgesellschaft das Budget eingehalten wurde, ein solches Defizit entstanden sei. Er sprach von „überwiegend hausgemachten Ursachen“. Seine Fraktion lehne den zusätzlichen Zuschuss für die Festspiele ab, weil das ein schlechtes Signal an andere Kultureinrichtungen sei, die sich bislang bemühten, finanzielle Vorgaben einzuhalten. Zudem sei diese Finanzspritze eine unzulässige Ausweitung der freiweilligen Leistungen.

Dr. Karl-Josef Gilles (FDP) sprach mit Blick auf die fehlenden 170.000 Euro von einem „stolzen Betrag“. „Es fällt uns schwer, diesen Verlust zu akzeptieren“, betonte er in der Stadtratssitzung.