Sprungmarken
17.05.2016

Nero erstmals zu Gast in Trier

Dr. Bärbel Schulte (Stadtmuseum Simeonstift) betrachtet eine Porträtbüste Kaiser Neros aus dem 16. Jahrhundert
Dr. Bärbel Schulte (Stadtmuseum Simeonstift) betrachtet eine Porträtbüste Kaiser Neros. Der Künstler Wilhelm Vernukken schuf das bemalte Stuckobjekt im 16. Jahrhundert. Die kostbare Leihgabe stammt aus dem Mittelrhein-Museum Koblenz.
Nach vierjähriger Vorbereitung war es am Samstag endlich so weit: Die erste große Ausstellung in Mitteleuropa über den schillernden römischen Kaiser Nero öffnete ihre Pforten. Viele Besucher schauten am ersten Wochenende im Landesmuseum-, im Stadt- und Dommuseum vorbei. Schon vor der Eröffnung freuten sich die Macher der Ausstellung „Kaiser, Künstler und Tyrann“ über ein überwältigendes Medienecho: Zur Vorabpräsentation kamen rund 80 Journalisten aus dem In- und Ausland nach Trier.

Der Mainzer Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher sprach von der  „bedeutendsten historischen Ausstellung 2016 in Deutschland“ und fügte hinzu: „Trier ist für dieses römische Thema geeignet wie keine andere Stadt.“ Obwohl der Kaiser nie in Trier war und erst jetzt posthum in der Moselmetropole „zu Gast“ ist, sind die Macher sehr zuversichtlich, dass die bis 16. Oktober laufende Ausstellung ein großer Erfolg wird. Dieser Optimismus gründet sich auf die Person Nero, die einen schillernden Charakter wie kaum ein anderer antiker Herrscher hatte: Muttermörder, Christenverfolger, Brandstifter, brutaler Tyrann und Künstler auf dem Kaiserthron sind nur einige der ihm zugewiesenen Attribute. Mit hochkarätigen internationalen Leihgaben widmet sich das Landesmuseum seinem Leben. Überraschende Forschungsergebnisse zeigen den Herrscher in einem ganz neuen Licht. Nero erfreute sich lange Zeit großer Beliebtheit – er begeisterte die Massen durch „Brot und Spiele“ wie kein anderer Kaiser vor ihm. Mit zunehmender Regierungsdauer verlor er den Bezug zur Realität. Diese Jahre haben Neros Bild maßgeblich bestimmt, sind aber nur ein Teil seines Lebens und Wirkens. Obwohl Nero nie nördlich der Alpen war, sorgte sein Tod auch für Unruhen an Rhein und Mosel. Dort brachen Bürgerkriege aus, die in der Schlacht der in Trier ansässigen Treverer und der verbündeten Bataver gegen kaiserliche Truppen mündeten. An diesem Punkt knüpft die Ausstellung an die Regionalgeschichte an.

Das Museum am Dom bettet sein Thema „Nero und die Christen“ ein in das Verhältnis des römischen Staats zur Religion und zeichnet die Christenverfolgungen nach, angefangen beim großen Brand in Rom. Dass Nero mit dieser Katastrophe nichts zu tun hatte, gilt heute als gesichert. Doch die Geschichte der Verfolgungen und Märtyrer wurde vor allem durch christliche Geschichtsschreiber untrennbar mit ihm verknüpft. Bezüge zu heutigen Religionsverfolgungen verleihen diesem Teil der Ausstellung eine besondere Brisanz. Dekadenz, Intrigen und Verbrechen – Neros Leben ist seit Jahrhunderten Inspiration für die Künste. Das Stadtmuseum gibt einen Einblick in die Rezeption des Herrschers. Die Populärkultur mit diversen Filmen ist ebenso vertreten wie mittelalterliche Buchmalereien, barocke Gemälde sowie aktuelle Karikaturen. Bei der Präsentation waren sich die Vertreter von Land, Stadt und Bistum einig, dass die Ausgaben von insgesamt knapp vier Millionen Euro sehr gut investiertes Geld sind. Kulturdezernent Thomas Egger würdigte die verlässliche Zusammenarbeit der Partner und fügte hinzu: „Wir sind stolz auf diese Ausstellung und das große Rahmenprogramm. Sie hat eine sehr große Wirkung in die Stadt hinein, auch durch wirtschaftliche Impulse.“

Die drei Museen ergänzen sich sehr gut bei ihrer Ausstellungsarchitektur: Dunkle, fast klaustrophobische Räume rund um den Brand Roms und Neros Ermordung wechseln sich ab mit hellen lichten Räumen über die Familie und den Palast des Kaisers und mit einem in Pink gehaltenen Hochglanzstudio über Lust und Verbrechen. Am Vorabend der Ausstellungseröffnung fand ein Festakt in der Basilika mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer, OB Wolfram Leibe und Bischof Dr. Stephan Ackermann statt. Den Festvortrag hielt Professor Christian Witschel von der Universität Heidelberg.