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26.02.2013

Die Gefahr ist da

Städte, Kreise und Gemeinden an der Mittelmosel gründen Hochwasserpartnerschaft zur besseren Prävention

Durch die jetzt gegründete interkommunale Hochwasserpartnerschaft sollen Vorsorgemaßnahmen, wie sie im Stadtteil Pfalzel mit der mobilen Schutzmauer (Foto) bereits umgesetzt wurden, optimiert werden. Foto: PA/Archiv
Durch die jetzt gegründete interkommunale Hochwasserpartnerschaft sollen Vorsorgemaßnahmen, wie sie im Stadtteil Pfalzel mit der mobilen Schutzmauer (Foto) bereits umgesetzt wurden, optimiert werden. Foto: PA/Archiv
Die Moselanrainer von Trier bis Traben-Trarbach setzen auf eine verstärkte Kooperation beim Hochwasserschutz und haben die Hochwasserpartnerschaft Mittelmosel ins Leben gerufen. 20 Jahre nach dem letzten schweren Moselhochwasser soll mit der vom Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz  initiierten Zusammenarbeit auch das Bewusstsein für die Gefahr wach gehalten werden.

Trier am 21. Dezember 1993: Der Moselpegel steigt auf 11,28 Meter und hat damit fast die Dammkrone am Zurlaubener Ufer erreicht. Während viele Moseldörfer, darunter Trierer Vororte wie Ruwer, damals komplett überschwemmt wurden, blieb die Trierer Innenstadt bei diesem Jahrhunderthochwasser von einer Katastrophe verschont. Doch wenn der Fluss noch um einen halben Meter weiter gestiegen wäre, hätte das komplette Maarviertel, der Hauptfriedhof und das Quartier um den Paulusplatz bis zu zwei Meter tief unter Wasser gestanden.

Die Erinnerung verblasst

Im Januar 1995 stieg die Mosel erneut auf über zehn Meter, doch seitdem ereigneten sich in der Region keine Hochwasserkatastrophen mehr. Für Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der für die Wasserwirtschaftsverwaltung zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, liegt darin eine latente Gefahr: „Bei der Bevölkerung, aber auch in den Behörden verblasst die Erinnerung an die Ereignisse und mit ihr das Bewusstsein für die Bedrohung.“ Diesem Trend soll mit der Hochwasserpartnerschaft entgegengewirkt werden. Seit 2010 wurden landesweit an den verschiedenen Abschnitten von Rhein, Mosel und ihren Nebenflüssen bereits 15 ähnliche Partnerschaften initiiert.

Neben Kleemann, der die erkrankte Umweltministerin Ulrike Höfken vertrat, begrüßte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani bei der Auf-taktveranstaltung im Trierer Rathaus hochrangige Vertreter der Landkreise Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sowie der Verbandsgemeinden Schweich, Ruwer, Bernkastel-Kues und Kröv-Bausendorf. Auch die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach hat eine Teilnahme an der Partnerschaft zugesagt. „Es gab in den letzten Jahren in Europa immer wieder Flutkatastrophen. Die Gefahr ist da und es geht jetzt darum, die Schäden für die Gesamtregion in einem reibungslosen Miteinander aller Gebietskörperschaften zu minimieren“, betonte Kaes-Torchiani.

Frühwarnsysteme abstimmen

Im einzelnen geht es darum, Frühwarnsysteme und Einsatzpläne abzustimmen und auf den neuesten Stand zu bringen, den Hochwasserschutz in der Gebäudesanierung und bei der Ausweisung von Baugebieten besser zu berücksichtigen, Möglichkeiten für Rückhaltebecken zu nutzen und die Bevölkerung neu für das Thema zu sensibilisieren. Dazu werden Experten des Wasserwirtschaftsamts, der Feuerwehren, Rettungsdienste und aus der Bauverwaltung zu Runden Tischen und Workshops zusammenkommen und Vorschläge für das Hochwasserrisikomanagement erarbeiten.

Dabei soll es laut Ralf Schernikau von der SGD Nord keine Tabuthemen geben: „Es gibt bei diesen Veranstaltungen keine von oben vorgegebene Tagesordnung. Alle Argumente sollen auf den Tisch und wir sind bestrebt, die Vorschläge auch möglichst bald umzusetzen.“

Ein Sonderbudget für Investitionsprojekte der Hochwasserpartnerschaften gibt es bei der Landesregierung nicht. Kleemann unterstrich aber die allgemein hohe Priorität des Themas in der Finanzplanung. Seit der Katastrophe von 1993 habe das Land Rheinland-Pfalz rund 800 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert.