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16.11.2010

Ganztagesangebot aus einem Guss

Schuldezernentin Angelika Birk.
Schuldezernentin Angelika Birk.
Die Trierer Schullandschaft befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Wandel: Im Sommer nahmen eine Integrierte Gesamtschule und die erste Realschule plus den Betrieb auf. Zwei weitere Realschulen plus gehen 2011 an den Start. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich am 14. Dezember über den ersten Teil des Schulentwicklungsplans bis 2020, der in den Ortsbeiräten und mehreren Ausschüssen intensiv beraten wurde. Zu Beginn einer neuen Serie stellt Bürgermeisterin Angelika Birk im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) das Konzept vor.   

RaZ: Was sind kurzfristig die drei wichtigsten Ziele des Plans?

Birk: Erstens ist mehr Chancengleichheit, mehr Bildungsgerechtigkeit das Ziel. Der Entwicklungsplan zeigt auf, wo in Trier Handlungsbedarf besteht. Zweitens wurden die Standorte für die Realschulen plus festgelegt und den Grundschulen Bestandssicherung gegeben. Angesichts des steil ansteigenden Bedarfs nach Ganztagsbetreuung in Kindergärten und Schulen definiert der Schulentwicklungsplan zum Dritten den Arbeitsauftrag, ein Ganztagsangebot aus einem Guss zu erstellen. Im nächsten Jahr werde ich den zweiten Teil des Schulentwicklungsplans zu den Berufsbildenden Schulen vorlegen.

Welche Funktion hat er für konkrete Projekte, zum Beispiel bei der Gebäudesanierung?

Der Stadtrat hat schon bis 2009 ein ehrgeiziges Schulbausanierungsvolumen von 51 Millionen Euro für die nächsten Jahre beschlossen. Die Umsetzung hat begonnen. Von der Gesamtsumme werden 14 Millionen vom Konjunkturprogramm der Bundesregierung bezuschusst. Nun muss für diejenigen Grundschulgebäude, die bisher aufgrund unklarer Entscheidungssituationen nicht saniert wurden, eine Sanierungsplanung mit Prioritätensetzung erfolgen.

Welche Entscheidungshilfen kann der Plan Eltern geben, deren Kinder ab 2011 eine weiterführende Schule besuchen sollen?

Nun wissen Eltern, dass es neben den Gymnasien und der Integrierten Gesamtschule künftig in Trier keine öffentliche Hauptschule und Realschule mehr, sondern drei Realschulen plus geben wird. Wer nicht das Gymnasium besucht und im Westen oder Süden der Stadt wohnt, hat ab 2011 den nächsten Weg zur Integrierten Gesamtschule oder zur neuen integrativen Realschule plus in Trier-West gleich hinter der Römerbrücke. Für die Schülerinnen und Schüler der nördlichen Stadtteile liegt ab 2011 die integrative Realschule plus im Schulzentrum Ehrang nahe. Die 2010 begonnene kooperative Realschule plus, die bisher noch an der zentralen Feuerwache am südlichen Rand der Innenstadt gelegen ist, wird in rund drei Jahren in ein dann saniertes Gebäude etwas moselabwärts ins Maarviertel ziehen.

Neben der Realschule plus sorgen vor allem die Grundschulen für Diskussionen. Wann soll die Entscheidung über die Verschiebung der Bezirksgrenzen für Feyen, Egbert und Tarforst fallen?

Diese drei zweizügigen Schulen haben so viel Nachfrage allein aus ihrem Schulbezirk, dass sie künftig eine Parallelklasse mehr brauchen und dafür keinen Platz haben. Für die Grundschulen Egbert und Feyen sollten die Bezirke daher in den nächsten Monaten verschoben werden. Aus Feyen sind einige Eltern sogar schon freiwillig bereit, stattdessen die Grundschule Matthias mit ihrem Ganztagsangebot zu wählen. Für die Höhenstadtteile muss 2011 entschieden werden, ob die Einzugsbereiche sich ändern, zum Beispiel zugunsten der Grundschule Olewig, oder ob bauliche Erweiterungen für die Grundschule Tarforst erfolgen.

Ein Anliegen des Plans ist die Stärkung der Grundschulen als Ganztagseinrichtung und Stadtteilzentrum. Welche Vorzüge haben eine Kita und die Schule unter einem Dach, wie etwa in Pfalzel geplant?

Kindertagesstätten und Grundschulen sind pädagogisch aufeinander angewiesen und arbeiten auch in Trier schon häufig zusammen. So werden Kinder besser gefördert, ihnen fällt der Schuleintritt leichter. In Pfalzel gibt es dank neuer Wohnungen mehr Kindersegen als Platz in der Kita. Da macht es Sinn, mit den älteren Kindergartenkindern in die Schule wenige Häuser weiter umzuziehen und Sanierungszuschüsse des Landes für Kitaräume dort einzusetzen. Dieses Beispiel kann angesichts des Ausbaubedarfs bei den Kitas Schule machen. Das große Schulgebäude in Ruwer zum Beispiel ist zwar sehr sanierungsbedürftig, wird aber schon jetzt als Stadtteilzentrum genutzt. Da ist noch mehr drin, wenn sich Mitfinanzierer finden. In unserer Partnerstadt ‘s-Hertogenbosch arbeiten Schulen sehr erfolgreich als Stadtteilzentren.

Das Gespräch führte Petra Lohse