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29.03.2022

Entscheidung vertagt

Blick uaf den Bischof-Stein-Platz
2011 wurde der damals neugestaltete Platz hinter dem Dom nach dem früheren Trierer Bischof Bernhard Stein benannt. Im Herbst könnte das wieder rückgängig gemacht werden.
Die Entscheidung des Stadtrats zum Umgang mit dem Trierer Ehrenbürger Bischof Bernhard Stein, dem Vertuschung und Strafvereitelung im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal im Bistum Trier vorgeworfen werden, wird um ein halbes Jahr vertagt. Nach der Expertenanhörung Anfang Februar hatten die Grünen jetzt zum zweiten Mal nach 2021 die Umbenennung des nach Stein benannten Platzes am Dom auf die Tagesordnung gesetzt. Die Sprecherinnen und Sprecher der übrigen Fraktionen ließen zwar Sympathie, zum Teil auch Zustimmung, für das Anliegen erkennen, lehnten einen Beschluss zum jetzigen Zeitpunkt jedoch als verfrüht ab. Das Gutachten der vom Bistum eingesetzten Untersuchungskommission unter der Leitung des früheren rheinland-pfälzischen Justizministers Gerhard Robbers, das für den Herbst dieses Jahres erwartet wird, soll abgewartet werden.

Zur Begründung des Antrags schilderte Johannes Wiegel (B‘90/Grüne) beispielhaft den Fall des Kaplans Alfred S., der 1966 trotz des Geständnisses, sexuellen Missbrauch an Schutzbefohlenen begangen zu haben, von Bischof Stein zum Gemeindepfarrer in der Eifel ernannt worden war. Dort beging S. weitere Taten mit 16 bekannten minderjährigen Opfern. „Die Dokumente zu diesen Vorfällen sind authentisch und liegen im Bistumsarchiv vor", betonte Wiegel. Es könne keinen Zweifel daran geben, dass Stein von den schweren Verfehlungen des Kaplans gewusst habe und ihn trotzdem nicht nur nicht suspendiert, sondern sogar noch befördert habe und damit mitverantwortlich für die weiteren Missbrauchsfälle sei.

Thomas Albrecht (CDU) zeigte sich verwundert über den neuerlichen Antrag der Grünen: „Es war doch eigentlich Konsens, den Bericht der Kommission abzuwarten." Es stehe dem Stadtrat gut zu Gesicht, das Urteil gerade bei einem so sensiblen Thema wie sexuellem Missbrauch erst „nach Abschluss der Beweisaufnahme" zu sprechen. Auch Sven Teuber (SPD) plädierte dafür, „jetzt noch innezuhalten, auch wenn es schmerzhaft für die Opfer ist." Der Beschluss des Stadtrats sollte „mit größtmöglicher Mehrheit und bei größtmöglicher Klarheit über die Schuldfrage" getroffen werden. Christa Kruchten-Pulm (AfD), Theresia Görgen (Die Linke), Katharina Haßler- Benard (FDP) und Christian Schenk (UBT) sprachen sich ebenfalls für eine Vertagung der Entscheidung aus, nicht ohne den Opfern des im Bistum Trier vielfach dokumentierten Unrechts ihren Respekt und ihr tiefes Mitgefühl für andauernde Leiden auszusprechen. Der Antrag wurde mit 36 Nein- gegen 18 Ja-Stimmen abgelehnt.