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04.11.2014

Zahl junger Flüchtlinge mehr als verdoppelt

Meldungen über deutlich steigende Flüchtlingszahlen beherrschen seit Monaten die Schlagzeilen. Allein in Syrien haben mindestens 3,2 Millionen Menschen ihre Heimat wegen des Bürgerkriegs verlassen, darunter sehr viele unbegleitete Kinder und Jugendliche. In Trier wurden 2013 bis Anfang Oktober 49 Jugendliche im Clearingverfahren gezählt, im gleichen Zeitraum 2014 waren es bereits 109. Das ist ein Plus von 122 Prozent.

Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher unbegleitet nach Deutschland kommt und keine Erziehungsberechtigten oder Inhaber des Sorgerechts vor Ort sind, muss der Flüchtling in Obhut genommen werden. Zuständig ist das Jugendamt, das den Minderjährigen vorübergehend in einer geeigneten Einrichtung unterbringt. Eine Clearingstelle stellt die Erstversorgung sicher, unterstützt das Jugendamt bei den praktischen Hilfen und begleitet die jungen Flüchtlinge bei ihrem ausländer- und asylrechtlichen Verfahren.

Die Trierer Clearingstelle in Trägerschaft des Jugendwerks Don Bosco wurde im Oktober 2012 in Ehrang eröffnet. Dort werden zentral für Rheinland-Pfalz ältere männliche Jugendliche betreut. In einem zwei- bis dreimonatigen Verfahren wird zum Beispiel geprüft, ob die Flüchtlinge in eine betreute Wohngruppe wechseln können oder ob Verwandte in Deutschland leben. Mädchen werden in einer Einrichtung der Diakonie in Niederwörresbach (Kreis Birkenfeld) betreut, Jungen bis 16 Jahre im Jugendhilfezentrum Don Bosco in Welschbillig.

Ein im städtischen Jugendhilfeausschuss vorgestellter Bericht listet zahlreiche schwierige Herausforderungen für die nächsten Monate auf: Die Wohngruppen, in denen die Jugendlichen zunächst leben, sind überbelegt.

Große kulturelle Unterschiede

Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass manche Jugendliche nicht zuletzt wegen der Raumnot in Konflikte untereinander verwickelt sind. Es gibt auch keine Angebote für junge Flüchtlinge, die wegen Traumatisierungen durch die Flucht aus einem Bürgerkriegsland eine spezielle Betreuung benötigen. Zudem müssen die Einrichtungen einen schnellen Wechsel der Herkunftsländer ihrer Schützlinge mit sehr unterschiedlichen religiösen und kulturellen Traditionen bewältigen. So war der afrikanische Staat Eritrea, der mit 50 Fällen (bis Anfang Oktober) noch vor Syrien an der Spitze liegt, zwischen 2011 und 2013 noch gar nicht vertreten.

Nach Aussage von Bürgermeisterin Angelika Birk müssen die Bemühungen, noch ungenutzte Kapazitäten zur Unterbringung der jungen Flüchtlinge zu finden, deutlich verstärkt werden. Im Jugendamt kümmern sich derzeit zwei Mitarbeiter um die jungen Flüchtlinge. Nach Einschätzung von Amtsleiter Achim Hettinger müssen die personellen Ressourcen in diesem Bereich vergrößert werden.

Birk würdigte im Jugendhilfeausschuss den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer sowie der Caritas und der Diakonie für die jungen Flüchtlinge. Deren Zahl wird nach der Prognose von Caritas-Direktor Dr. Bernd Kettern weiter steigen.