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29.03.2011

Gefährliche Wanderschaft

Um zu ihren Laichgewässern zu gelangen, müssen die Erdkröten die Straße am Markusberg zwischen Trierweiler und Café Mohrenkopf überqueren. Dabei lässt sich das Männchen vom größeren Weibchen tragen. Foto:?Untere Naturschutzbehörde
Um zu ihren Laichgewässern zu gelangen, müssen die Erdkröten die Straße am Markusberg zwischen Trierweiler und Café Mohrenkopf überqueren. Dabei lässt sich das Männchen vom größeren Weibchen tragen. Foto:?Untere Naturschutzbehörde
Mit steigenden Temperaturen im Frühjahr ist es für die Erdkröten an der Zeit, um aus ihren Winterquartieren in die Laichgewässer überzusiedeln. Am Trierer Markusberg ist die Amphibienwanderung bereits in vollem Gange. Eine zeitweilige Sperrung soll die Kröten auf ihrem Weg schützen.

„Die Wanderung ist stark witterungsabhängig“, sagt Udo Ammel von der Unteren Naturschutzbehörde im Rathaus. „Wir haben festgestellt, dass die Kröten ihre Wanderschaft beginnen, sobald die Temperatur fünf Zentimeter über dem Boden sechseinhalb Grad beträgt.“ Seit Jahren wertet der Diplom-Geograph Wetterdaten aus, setzt sie in Relation zu den überfahrenen Kröten und kann daraus Rückschlüsse auf Wanderungsbeginn und Populationsgröße ziehen.

Am Markusberg gibt es zwei stabile Populationen von Erdkröten: Eine überwintert auf dem Mohrenkopf, die andere hat während der kalten Jahreszeit ihr Quartier unterhalb des Parkplatzes des Cafés Mohrenkopf. Ammel schätzt, dass jährlich rund 2 000 Tiere in das Laichgewässer auf der anderen Straßenseite umsiedeln. Hinzu kommen noch zahlreiche Molche, die ebenfalls die Reise in Richtung Gewässer antreten.
Um die Amphibien zu schützen, hat die Stadt vor drei Jahren die zeitweilige Sperrung der Straße am Markusberg zur Wanderungszeit zwischen Café Mohrenkopf und Trierweiler auf einer Distanz von 300 Metern veranlasst. Mit Erfolg. Wurden früher etwa 200 tote Kröten verzeichnet, konnte die Zahl auf mittlerweile 60 reduziert werden. In der Wanderungszeit fährt Ammel alle zwei Tage raus, um zu sehen, wie viele Tiere überfahren worden sind.

Ersatzbiotop nicht attraktiv

Jahrelange Versuche, die Erdkröten mit Hilfe von Schutzzäunen und Sammelbehältern in ein Ersatzbiotop umzusiedeln, sind gescheitert. Für freiwillige Helfer ist das ein sehr zeitaufwendiges Unterfangen. Zudem kehren Kröten immer in ihr Geburtsgewässer zurück. „Alternative Laichgewässer wie das künstlich angelegte Biotop sind für sie nicht attraktiv“, weiß Ammel. Als Laichstätte dient den Amphibien ein alter Feuerlöschteich, der eine Wassertiefe von einem Meter aufweist. Für Kröten sind das ideale Bedingungen.

Die Wanderung ist bis Ende April abgeschlossen. Bis dahin bleibt die Straße für den Durchgangsverkehr zwischen 18 und 8 Uhr gesperrt – Anwohner ausgenommen. Der Parkplatz des Cafés Mohrenkopf kann aber weiterhin erreicht werden.