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20.03.2007

2500 Stellen gesichert oder neu geschaffen

Eine der letzten Ansiedlungen in Horschs Amtszeit ist die "gläserne Schuhfabrik" auf einem früheren Kasernengelände an der Metternichstraße. Unser Bild zeigt die Beigeordnete bei einem Baustellenbesuch.
Eine der letzten Ansiedlungen in Horschs Amtszeit ist die "gläserne Schuhfabrik" auf einem früheren Kasernengelände an der Metternichstraße. Unser Bild zeigt die Beigeordnete bei einem Baustellenbesuch.
Nach acht Jahren beendet die 46jährige Juristin Christiane Horsch Ende dieses Monats ihre Tätigkeit als Wirtschaftsdezernentin der Stadt Trier. Sie wird in der Stadtratssitzung am heutigen Dienstag, 20. März, offiziell verabschiedet. In einem Gespräch mit der Rathaus Zeitung zieht sie Bilanz.

RaZ: Was waren ihre wichtigsten Wirtschaftsprojekte  und was ist der Maßstab für deren
Erfolg?

Horsch: Ich bin Wirtschaftsdezernentin mit Leib und Seele gewesen und konnte meine größten Erfolge in diesem Sektor verzeichnen. Ich bin in einem Unternehmerhaushalt groß geworden und auch deshalb hat mir diese Arbeit ungeheuer viel Freunde gemacht. Den Erfolg messe ich am liebsten an harten Fakten: Als ich angefangen habe, war die Trierer Arbeitslosenzahl rund 30 Prozent höher als jetzt. Die Quote sank seit 1999 von 11,9 auf 7,9 Prozent. Mehr als 2 500 Arbeitsplätze konnten neu geschaffen oder gesichert werden. Die wichtigsten Projekte waren der Wissenschaftspark mit bereits über 400 Stellen, der Pi-Park, die Rettung des Stahlwerks (derzeit 250 Mitarbeiter) sowie mehrerer kleinerer Firmen, die JTI-Erweiterung, die Ansiedlung von MM-Gravure oder weiterer Firmen im Hafengelände. Die Gewerbeflächen sind zum großen Teil voll belegt. Allein das zeigt den Aufschwung, den Trier genommen hat. Das Rathaus hat erfreulicherweise  durch stark gestiegene Gewerbesteuer-Einnahmen davon profitiert. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist das Einzelhandelskonzept: Mittlerweile haben wir die höchste Zentralität bei den deutschen Mittelstädten. Einen wichtigen Beitrag leistete das Public- Private-Partnership-Projekt City-Initiative. Diese Erfolge waren nur möglich mit einem Team engagierter Mitarbeiter, die mir geholfen haben.

Was ist erforderlich, damit dieser Aufwärtstrend weitergeht?

Man darf auf keinen Fall bei der Wirtschaft sparen. Mein Bereich hatte das geringste Budget aller Dezernate im Rathaus. Dennoch wurde eine Menge bewegt. Man sollte außerdem die Unternehmen und die Arbeitsplätze nicht als Selbstläufer sehen. Sie zahlen nicht nur Steuern an die Stadt, sondern geben auch viel zurück. Das Rathaus muss sich künftig ungeheure Mühe geben und vorausschauend Entwicklungen einleiten, etwa bei den Gewerbeflächen. Gerade kleinere und mittlere Betriebe sind mit ihrer gesunden Struktur das Rückgrat der Wirtschaft. Damit sie überlebensfähig bleiben, muss man ihnen auch in Zukunft bezahlbare Grundstücke anbieten. Wirtschaftsförderung bedeutet aber viel mehr, vor allem auch eine umfassende Beratung der Firmen. Das Rathaus hilft mit, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Dieser ganzheitliche Ansatz ist ressortübergreifend. Künftig müssen zudem die knappen Ressourcen, etwa beim Einzelhandel und Tourismus, noch besser gebündelt werden.

Was sind die wichtigsten Gründe des Tourismus-Booms der letzten Jahre, der sich zum Beispiel in 66 Prozent mehr Übernachtungen ausländischer Gäste seit 1999 zeigt?

Wir haben konsequent in die Infrastruktur investiert, durch den Umbau der TIT, aber auch ins Marketing (etwa durch verstärkte Präsenz auf Messen) und die Erweiterung des Internet-Auftritts. Wir kooperieren beim Fremdenverkehr sehr erfolgreich mit anderen Dachorganisationen. Durch eine beharrliche Strategie wurden eine erhöhte Aufmerksamkeit auf dem Tourismus-Markt erreicht und die Medienpräsenz weltweit verbessert. Von diesem Boom profitiert auch der Einzelhandel. Ein Erfolgsgeheimnis nicht nur beim Tourismus ist das vernetzte Vorgehen: Von Anfang an war es meine Philosophie, so viele Partner wie möglich ins Boot zu holen. Oft kamen die besten Ideen von draußen, die wir gern aufgegriffen haben.

Hat sich die Kooperation mit dem Landkreis bei der A.R.T., der Tourist-Information oder der Zulassungsstelle bewährt?  

Kommunale und lokale Akteure haben sich in einzelnen Bereichen schon sehr frühzeitig zusammengeschlossen. Das ist oft kostengünstiger, als diese Aufgaben allein zu übernehmen. Die erfolgreichste Kooperation neben dem Tourismus gibt es im Bereich Abfall. Zum Abschied ist es das schönste Geschenk für mich, dass Ende März der Probebetrieb der neuen Müllverwertungsanlage beginnt. Trier hat mit der Region, gemessen an den Leistungen, landesweit fast die günstigsten Gebühren. Das kommt den Bürgern und den Betrieben zugute. Durch unternehmerisches Denken ist es dem Zweckverband gelungen, die Anlage in Mertesdorf zu sichern. Dank der Trocknung des Mülls, wodurch die Menge erheblich sinkt, und eine geschickte Ausschreibung sind die Müllgebühren auch in Zukunft unheimlich günstig. Nicht nur hier gilt, dass die Stadt permanent kaufmännisch tätig sein muss, damit Bürger und Unternehmen so wenig wie möglich durch Gebühren belastet werden. Die Region Trier ist gut gerüstet, aber auf diesem Erfolg kann man sich nicht ausruhen.

Sicherheit und Ordnung waren weitere Schwerpunkte Ihres Dezernats. Wie fällt die Bilanz für die Arbeit des Kriminalpräventiven Rats aus?

Entgegen anderslautender Äußerungen ist Trier eine sehr sichere Stadt. Man muss aber auch weiterhin viel dafür tun, das Sicherheitsempfinden der Bürger weiter zu verbessern und objektive Mankos zu beseitigen. Vorbildlich war die kriminalpräventive Arbeit in den Stadtteilen. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit
der Polizei ausgezeichnet. Sie hat aber, wie der Kommunale Vollzugsdienst, eine zu geringe Personalausstattung. Langfristig kommt das Rathaus um eine Aufstockung des Vollzugsdienstes nicht herum.

Wie ist der Standard der Sauberkeit auf Trierer Straßen und Plätzen zu bewerten?  

Trier ist keine schmutzige Stadt, könnte aber noch sauberer sein. Den Ausbau der Straßenreinigung müssen die Bürger über ihre Gebühren zahlen. Damit sie nicht astronomisch hoch werden, soll ein bedarfsgerechtes Angebot eingeführt werden. Es ist noch effizienter, wenn die unterschiedlichen Zuständigkeiten in einem technischen Dezernat gebündelt sind. Dann hat die Stadt wieder mehr finanziellen Spielraum und kann ein besseres Reinigungsergebnis bei gleich hohen Gebühren erzielen.

Mit welchen Gefühlen verlassen Sie Ende März das Trierer Rathaus? Wie sehen ihre Zukunftspläne aus?

Ich habe schon mehrere berufliche Umstellungen erlebt und daher ist das kein Problem. Nachdem mein Lieblingsressort Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung stand, war mir klar, dass ich wahrscheinlich im Rathaus nicht mehr eine so befriedigende Aufgabe wie bisher übernehmen kann. Ich gehe mit sehr viel Schwung und Elan und habe in den letzten acht Jahren viel gelernt, vor allem im Umgang mit den Gremien. Die Führungsaufgabe mit den Mitarbeitern hat mir sehr viel Freude gemacht. Aber jetzt wird es Zeit, andere Aufgaben zu ergreifen. Ich freue mich auf eine neue Herausforderung und kandidiere am 1. April bei der Bürgermeister-Wahl in Neumagen-Dhron. Das ist eine kleine, aber feine Verbandsgemeinde, geprägt vom Wein und einer sehr reizvollen Landschaft. Das wäre ein I-Tüpfelchen, weil ich meine besonderen Stärken im Bereich Tourismus und Wirtschaft einbringen kann. Wenn es aber nicht klappt, werde ich in Ruhe sehen, wie es weitergeht.