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02.12.2014

Erinnerung an das Unvorstellbare

Empfang im Rathaus für die Jubiläumsgäste aus Weimar
Ein Vierteljahrhundert nach der legendären Aktion „Herzlich willkommen, Weimar“ sind knapp 70 Weimarer erneut ins Trierer Rathaus gekommen, um das Jubiläum zu feiern. Foto: Lorig
Wenn in Trier oder in der innerdeutschen Partnerstadt Weimar über die unvergessene Aktion „Herzlich willkommen, Weimar“ erzählt wird, dann stellt sich bei den meisten Beteiligten, die die unvorstellbaren Ereignisse vor 25 Jahren miterlebten, auch heute noch Gänsehautgefühl gepaart mit Glücksempfinden ein. Am Wochenende kam eine Gruppe aus der Klassikerstadt in die Moselmetropole, um das 25-jährige Jubiläum dieser spektakulären Aktion zu feiern.

Unfassbar, was sich am letzten November- und noch einmal am ersten Dezemberwochenende 1989, kurz nach dem Fall der Mauer, auch für die Städtepartnerschaft zwischen Weimar und Trier ereignete. Mit einem Schlag war der Weg zwischen beiden Städten offen, Mauern, Stacheldraht und unsägliche Schikanen aller Arten, die die Begegnung der Menschen in Deutschland Ost und Deutschland West über Jahrzehnte verhinderten, waren überwunden. In dieser emotionsgeladenen Situation entschied der damalige Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer spontan, die Weimarer einzuladen, über ein Wochenende in die den allermeisten bislang verwehrte Partnerstadt an die Mosel zu kommen. Mit drei- bis fünfhundert Gästen wurde auf die Schnelle gerechnet, bei 6000 hörte man im Musikantiquariat Andreas Kossmann am Weimarer Marktplatz mit der Registrierung auf, 1500 Glückliche konnten die Reise schließlich antreten.

Sie kamen mit einer schier endlos langen Karawane von über 30 Bussen. Die meisten von ihnen konnten in Privatquartieren unterkommen, obwohl man sich untereinander gar nicht kannte. Das Bewusstsein, einen singulären und dazu noch positiven Moment der Weltgeschichte mitzuerleben, überwand die sonst üblichen Einwände und Hürden. Doch im Hintergrund spielte sich – fast unbemerkt – ein bis in alle Einzelheiten ausgetüfteltes organisatorisches Präzisionswerk ab, dem viele hundert Freiwillige im Rathaus und weit darüber hinaus mit großer Motivation zum Erfolg verhalfen.

Überwundene Grenzen

„Den Geist der überwundenen Grenzen, den Sie 1989 aus der damaligen DDR mit in unsere Stadt gebracht haben, ist immer noch unter uns“, rief Oberbürgermeister Klaus Jensen beim Empfang für die rund 70 Weimarer 25 Jahre später die Gefühlslage von damals wach. Jensen erinnerte an das „wahnsinnige Bild“, als die vielen Busse damals mit Einbruch der Dämmerung auf den Augustinerhof einbogen. Und die Trierer warteten auf ihre noch unbekannten Gäste. „Aus dem spontanen Augenblick heraus entstanden Verbindungen, von denen noch heute viele bestehen“. Triers OB, der seine Ausführungen immer wieder mit geschichtlichen und aktuellen Daten verknüpfte und dabei die verstärkte Bedeutung der europäischen Idee für die hiesige Region unterstrich, lobte das unermüdliche Engagement der beiden Partnerschaftsorganisationen, die das Miteinander mit Leben erfüllten. Deren Vorsitzende auf Weimarer Seite, Elke Mohnhaupt-Schmidt, versicherte, man wolle weiterhin mit „Herz und Verstand zur gelebten Partnerschaft beitragen“ und dankte für die ideelle und materielle Hilfe vor allem in den ersten Jahren nach dem Sturz der SED-Diktatur und gestand: „wir fühlen uns in Weimar und Trier gleichermaßen zuhause“.

Dank für Hilfen

Elisabeth Ruschel von der Weimar- Gesellschaft Trier, in der ehemaligen Grenzstadt zur DDR Herleshausen zur Welt gekommen, fühlte sich spürbar glücklich über soviel positive Resonanz, über ungezählte Begegnungen und Austausche. „Freuen wir uns, dass die Grenzen gefallen sind und freuen wir uns, wenn sie auch in den Köpfen fallen“ und wir heute „auf Augenhöhe miteinander kommunizieren können“.

Viel Dankbarkeit war über die glückliche Wendung der deutschen Geschichte vor 25 Jahren im Rathaus bei der Erinnerung an die unvergessene Aktion „Herzlich willkommen, Weimar“ zu spüren sowie das Gefühl, zusammenzugehören. Dazu dürften auch ein gemütliches Beisammensein mit Trierer Freunden im Kesselstatt-Weinkeller, der Besuch des Trierer Weihnachtsmarktes, eine Porta- Nigra-Führung mit dem römischen Centurio und schließlich die Verabschiedung im Weimar-Garten auf dem Petrisberg, beigetragen haben.