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03.11.2015

Der neue Sinn der Stadt

Stand im Pop-Up-Kaufhaus
Im Pop-Up-Kaufhaus in der Skatehalle gab es während der Design- und Kulturtage jede Menge handgefertigte Unikate zu bestaunen. Foto: ttm
Über 100 Veranstaltungen, rund 1000 Gigabyte Filmmaterial und mehr als 10.000 Besucher: Nach den Design- und Kulturtagen schienen einzig und allein Zahlen sichtbar vor Augen führen zu können, was innerhalb von nur 72 Stunden in Trier geboten worden war. Hochkarätige Ausstellungen, wissenschaftliche Symposien, Lichtinstallationen und nicht zuletzt die Modenschau faszinierten viele Gäste.

Erschöpft, aber überglücklich zeigten sich die Organisatoren, die monatelang an der Premiere gefeilt und an drei Tagen mit hunderten Studierenden und Dozenten des Fachbereichs Gestaltung sowie freiwilligen Helfern das Mammutprojekt gestemmt hatten.

„Die vom Fachbereich Gestaltung und vom Kulturdezernat der Stadt initiierte Kooperationsvereinbarung, die im Januar 2014 unterzeichnet wurde, konnte durch diese Großveranstaltung in besonders gelungenem Maße mit Leben gefüllt werden“, bilanzierten daher Thomas Egger als Kulturdezernent sowie Roman Schleimer als Vertreter der Trier Tourismus und Marketing GmbH, die den städtischen Part organisiert hatte. „Wieder einmal mehr konnten die Künstler, Designer, Architekten und Wissenschaftler sowie die Studierenden am Fachbereich Gestaltung unter Beweis stellen, was für ein kreatives Potenzial an unserem Campus und somit im Stadtzentrum vorhanden ist – das freut uns natürlich sehr“, betonte Prof. Matthias Sieveke, Dekan des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Trier.

Zahlreiche Projekte gaben 28 verschiedenen Standorten in der ganzen Stadt einen neuen Sinn: So wurde die Porta Teil eines überdimensionalen Videospiels, während die ehemalige Staatsanwaltschaft am Irminenfreihof bei „Binary Patina II“ buchstäblich eine zweite Dimension aus Licht erhielt. Der Frankenturm wurde zur Ausstellungsfläche für innovative Buchillustrationen und im Karl-Marx-Haus näherten sich Animationen den abstrakten Visionen des revolutionären Philosophen an. Einige Meter weiter, im offenen Atelier des „KM9“, wurden imaginäre Welten der eigenen Phantasie plötzlich greifbar.

Die Trierer Design- und Kulturtage lockten auch internationale Gäste aus Europa, Israel und Taiwan an, die sich zur Eröffnung am Campus für Gestaltung eingefunden hatten. Hier diskutierten Wirtschaftsministerin Eveline Lemke, Geo-Chefredakteur Dr. Christoph Kucklick und der Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Peter Cachola Schmal, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft und Politik. Schauspielerin Sibel Kekilli berichtete im Kreativtalk mit Prof. Hermann Vaske über ihre Erfahrungen in der Filmbranche.

Weiterer Publikumsmagnet war die Modenschau der Fachrichtung Modedesign am Samstagabend vor 1500 Gästen in der Messeparkhalle. Die Eintrittskarten waren erneut innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, und wer dabei war, wurde nicht enttäuscht. „Diese Modenschau zeigt, was für eine junge Stadt Trier ist“, freute sich OB Wolfram Leibe. Auch Eveline Lemke war begeistert. „Die Kollektionen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Politische Themen wie Abfall und Upcycling, Natur, Heimat und Identität, globale Entwicklung und kultureller Austausch wurden aufgegriffen, das macht Kunst und Design aus.“

Die diesjährigen Gewinnerinnen des Trierer Modepreises hatten sich mit diesen Themen dann auch besonders auseinandergesetzt: Diana Heimbruch zeichnete unter dem Titel „Lemon Grass“ mit modernen Schnitten das Bild einer starken Frau, die Zweitplatzierte Fiona Wrobel forschte mit ihrer Kollektion „Rastlos“ dem Konzept des modernen, urbanen Vagabunden nach und Katharina Koch griff mit ihrer Unisex-Kollektion „Selbstlesend“ die Tradition der Strickmode auf, für die die Trierer Hochschule seit ihren Anfängen berühmt ist.