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21.12.2021

Vom Exerzierplatz zum Garten für alle

Aquarell des Palastgartens von 1941
Im Jahrbuch-Beitrag von Dr. Kathrin Baumeister ist auch ein Aquarell des Trierer Palastgartens des städtischen Gartenbaudirektors Gottfried Rettig von 1941 zu sehen. Seiner Hartnäckigkeit ist es vor allem zu verdanken, dass die Anlage zu einem Garten für alle Triererinnen und Trierer wurde. Abbildung: Stadtarchiv Trier/Anja Runkel
Der neue Band des Kurtrierischen Jahrbuchs bietet wieder eine Fülle gehaltvoller Beiträge zur Geschichte und Kultur des früheren Kurfürstentum Trier von der Antike über das Mittelalter bis zur Neuzeit. Es kann ein Ausgangspunkt für ganz unterschiedliche historische Forschungen sein. Schon seit 61 Jahren gehört das im Beisein von Kulturdezernent Markus Nöhl vorgestellte Jahrbuch zu den wichtigsten Publikationen der westdeutschen Landesgeschichte.

Der Reigen der Beiträge beginnt mit einer Darstellung der archäologischen Grabungen im westlichen Vorfeld der Trierer Liebfrauenkirche. Hierbei handelt es sich um eine weit ausholende Besprechung des 2017 erschienenen Berichtsbands von Professor Winfried Weber. Gleich zwei Aufsätze sind der Echternacher Springprozession gewidmet. Beleuchtet werden die Jahre 1587 sowie 1933 bis 1949. Die letztgenannte Epoche beinhaltet die völkerrechtswidrige Besetzung Luxemburgs durch NS-Truppenverbände.

Von hohem Informationswert ist ein Beitrag von Dr. Kathrin Baumeister über die Entstehung und Entwicklung des Palastgartens. Der Bogen spannt sich vom militärischen Exerzierplatz bis zum beliebten Volksgarten mit einem hohen Kultur- und Erholungswert. Ebenfalls zwei Beiträge behandeln bedeutende Handschriften aus dem Bestand der Wissenschaftlichen Bibliothek: Das „Evangeliar von St. Maria ad martyres“ soll Karl dem Großen persönlich gehört haben. Ein Reisebericht des Koblenzer Bürgers Peter Fasbender beschreibt dessen Tour ins Heilige Land im Jahr 1493. Die Handschrift ist mittlerweile zum Dissertationsobjekt der Autorin Maria Dötsch geworden. Die Geschichte der Verehrung des heiligen Theodulf von Trier zwischen 1240 und 1790 beschreibt Désirée Welter, während Kristin Hoefener (Paris) sich einem Zyklus geistlicher Gesänge Hildegards von Bingen zuwendet.

Einen Beitrag zur jüngeren Trierer Kulturgeschichte liefert eine Kurzbiographie des Heuschreck-Karnevalisten Louis Scheuer aus der Feder von Jutta Albrecht. Der als Sohn jüdischer Eltern in Luxemburg geborene Scheuer erlangte Bekanntheit durch seine 1924 erstmals aufgeführte Revue „Mein Trier, wie lieb ich dich!“.

Das neue Kurtrierische Jahrbuch wird abgerundet durch die Stadttrierische Chronik des Jahres 2020, verfasst von Manfred Wilhelmi, sowie einen Rezensionsteil mit Besprechungen von zehn wichtigen Neuerscheinungen. Herausgeber sind die Wissenschaftliche Bibliothek und der Verein Kurtrierisches Jahrbuch. Der Band kostet 15 Euro und ist über den Buchhandel oder die Wissenschaftliche Bibliothek erhältlich.

Von Michael Embach