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10.09.2013

Erster Schritt zur Genehmigung

Foto: Übergabe des Bescheids am künftigen Standort des Oberbeckens
Am künftigen Standort des Oberbeckens präsentieren Landrat Günther Schartz, Matthias Willenbacher, Rudolf Schöller, Dr. Ulrich Kleemann, Staatssekretär Uwe Hüser, OB Klaus Jensen (Vorsitzender des SWT-Verwaltungsrats) sowie Vorstandsvorsitzender Dr. Olaf Hornfeck (v. l.) den Raumordnungsentscheid. Foto: Stadtwerke
Der erste Schritt im Genehmigungsprozess für eines der größten Infrastrukturprojekte in Rheinland-Pfalz ist getan: Die Stadtwerke haben am Donnerstag den positiven Raumordnungsentscheid für das geplante Pumpspeicherkraftwerk Rio von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) erhalten.

Gemeinsam mit Uwe Hüser, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, hat SGD Nord- Präsident Dr. Ulrich Kleemann den raumordnerischen Entscheid an die SWT auf dem geplanten Standort, dem Hummelsberg bei Mehring, übergeben. Damit ist der erste Schritt der  Genehmigung für eines der größten Infrastrukturprojekte in Rheinland- Pfalz getan. „Die Energiewende  als Generationenprojekt gelingt, wenn Bürger, Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen. Ganz entscheidend ist, dass wir Lösungen schaffen, wie der regenerativ erzeugte Strom gespeichert wird und so auch in Zeiten nutzbar bleibt, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Der geplante Pumpspeicher ist so eine Lösung“, betonte Wirtschaftsstaatssekretär Uwe Hüser.

Der Raumordnungsentscheid ist das positive Ergebnis des Raumordnungsverfahrens. In dem gesetzlich vorgeschriebenen Vorgutachten wurden  die raumbedeutsamen Auswirkungen des Projekts unter überregionalen Gesichtspunkten überprüft. „Es beinhaltet insbesondere Auswirkungen auf die Siedlungsstruktur, Land- und Forstwirtschaft, Erholungs- und Fremdenverkehr, Umwelt- und Naturschutz sowie Freiraumstruktur. Die Erkenntnisse des Verfahrens, wie zum Beispiel das naturschutzfachliche Ausgleichskonzept, müssen beim folgenden Planfeststellungsverfahren berücksichtigt und detailliert werden“, erklärt Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der SGD-Nord. Bei dem  Planfeststellungsverfahren wird die Genehmigungsfähigkeit der Anlage geprüft. Die Stadtwerke rechnen damit, dass dieser Prozess voraussichtlich bis Ende 2015 dauert. Erst wenn er positiv abgeschlossen ist, könnte der Bau der Anlage starten.

„Als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke freut es mich sehr, dass wir mit dem Raumordnungsentscheid den nächsten wichtigen Schritt für das Pumpspeicherkraftwerk absolvieren konnten. Jetzt gilt es, gemeinsam die nächsten Aufgaben anzunehmen und das Planfeststellungsverfahren erfolgreich zu durchlaufen. Ein Pumpspeicherkraftwerk in unserer Region soll einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Energielandschaft auf Basis erneuerbarer Energien leisten und würde mittel- und langfristig für eine regionale Wertschöpfung sorgen“, erklärte Oberbürgermeister Klaus Jensen.

Weitere Partner gesucht

Für die weitere Entwicklung suchen die Trierer Stadtwerke Projektpartner. „Grundsätzlich sind alle Unternehmen willkommen, die den regionalen Energiegedanken mittragen“, so Vorstand Dr. Olaf Hornfeck. Interessenten gebe es bereits, darunter Investitionsfonds und Genossenschaften. Mit einem künftigen Partner – der Wörrstädter juwi-Gruppe – verbindet die SWT bereits eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei Windprojekten. „Darauf können wir aufbauen. Für mich steht fest, dass die Energiewende mit den heute bereits vorhandenen Technologien sicher und schnell umgesetzt werden kann“, sagte juwi-Gründer und Vorstand Matthias Willenbacher.

Parallel ist die Arbeit vor Ort vorangeschritten. „Inzwischen wurde die erste Phase der geologischen Erkundung abgeschlossen. Bisher wurde kein technisches Ausschlusskriterium festgestellt. Die Ergebnisse werden im Detail mit dem Landesamt für Bergbau und Geologie abgestimmt, bevor Ende 2013, Anfang 2014 weitere Bohrungen für die geologische Erkundung des Standorts beginnen“, erklärt Projektleiter Rudolf Schöller. Für Anfang November ist eine Informationsveranstaltung mit einem Geologen des Landesamts für Bergbau und Geologie vor Ort in Ensch geplant.

Pumpspeicherkraftwerk

Das Pumpspeicherkraftwerk soll aus zwei Becken bestehen. Das obere entsteht als künstlicher Speicher im Bereich des Hummelsberges bei Mehring. Mit Hilfe einer Talsperre wird das Kautenbachtal zum künstlichen Unterbecken. Beide Becken haben ein Volumen von rund sechs Millionen Kubikmetern Wasser bei 200 Metern Höhenunterschied. Die Leistung soll rund 300 Megawatt betragen. Wird in verbrauchsschwachen Zeiten viel Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen, kann es zu einem Überangebot kommen. Das wird genutzt, um Wasser mit einer Pumpe vom tiefer gelegenen Unter- ins höher gelegene Oberbecken zu pumpen. Gibt es in verbrauchsstarken Zeiten einen Mangel, wird das Wasser aus dem Oberbecken abgelassen und damit eine Turbine zur Stromerzeugung betrieben.

Eine besondere Herausforderung ist die zur Ausregelung der erneuerbaren Energien benötigte Flexibilität und Regelfähigkeit. In Anlehnung an die energiepolitisch bedeutsame internationale UN-Klimaschutzkonferenz in Rio de Janeiro im Jahre 1992 trägt das Kraftwerk den Namenszusatz „Rio“.