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03.11.2015

Den Spagat meistern

Gesprächsrunde zum Thema Beruf und Pflege
Peter Leyendecker, Uta M. Weber, Moderatorin Nadja Driessen und Angelika Winter (v. l.) empfinden Offenheit und ein gutes Netzwerk als wichtige Punkte zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Foto: Kathrin Bartsch
Auf Vertrauen und Offenheit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgeber und ein gutes Netzwerk kommt es bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege an. Das war das wichtigste Fazit der Veranstaltung „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege – Trend oder Tabu?“ des Lokalen Bündnisses für Familie Trier. Elf lokale Dienstleister standen den Besucherinnen und Besuchern in der Agentur für Arbeit als Ansprechpartner zur Verfügung.

In einem Fachvortrag informierte Therese Grewenig vom Pflegestützpunkt Waldrach über rechtliche Rahmenbedingen der Leistungen der Pflegeversicherung. Sascha Krames von der Pflegedirektion des Brüderkrankenhauses stellte die im Gründungsprozess befindliche Pflegekammer Rheinland-Pfalz vor.

„Wir müssen als Arbeitgeber transparent machen, dass wir für diese Themen offen sind und angesprochen werden können“, betonte Uta M. Weber, Personalleiterin der Türelemente Borne Handelsgesellschaft. Auch für Krames ist Vertrauen ein Schlüsselbegriff bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Für ihn ist die Beantwortung folgender Frage zentral: „Wie schaffen wir es, das Vertrauen über unsere Führungskultur so zu transportieren, dass sich betroffene Mitarbeiter bei uns melden, anstatt sich beispielsweise krank zu melden?“

Das Brüderkrankenhaus versucht seinen Mitarbeitern etwa mit Arbeitszeitkonten zu helfen, den Spagat zwischen Pflege und Beruf zu meistern. Dabei können die Beschäftigten aufgebautes Arbeitszeitguthaben für die Pflege von Angehörigen verwenden.

Das Familienunternehmen Leyendecker-Holzland geht laut Seniorchef Peter Leyendecker einen unbürokratischen Weg. Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter Probleme habe, werde nicht lange diskutiert, sondern nach Lösungen gesucht. „Wenn es ernst wird, sind wir da“, ergänzt er. Dabei greift der Familienbetrieb auch auf den Caritas-Familienservice zurück. Dieser ergänzt betriebsinterne Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Thema häufig in der Tabu-Ecke

Trotz einiger guter Beispiele wie Borne Türlemente und Leyendecker Holzland ist die Privatwirtschaft nach Ansicht von Angelika Winter, Koordinatorin des Lokalen Bündnisses für Familie, noch zu zurückhaltend beim Thema Pflege und Beruf. So hätte sie sich mehr Teilnehmer von Unternehmerseite an der Veranstaltung gewünscht. „Unser Bündnis mit mittlerweile rund 60 Mitgliedern arbeitet gut zusammen. Wir bündeln viele Informationen für das Netzwerk, die gerne genutzt werden können“, wirbt sie für den Verbund.

Insgesamt zog Winter ein positives Fazit der Veranstaltung, da das oftmals noch in die Tabu-Ecke gerückte Thema von vielen Seiten beleuchtet worden sei. Die zahlreichen Nachfragen der Besucherinnen und Besucher hätten gezeigt, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ein Thema sei, das die Menschen bewege und zunehmend beschäftigen werde. An den Ständen verschiedener lokaler Organisationen konnten sich die Gäste Informationsmaterial zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf besorgen und sich von Experten beraten lassen.