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13.09.2011

Meister der Improvisation

Die Männer vom Löschzug Irsch sorgen in den Höhenstadtteilen für die nötige Sicherheit und greifen der Bevölkerung beim Maibaumaufstellen und dem Entzünden des Martinsfeuers unter die Arme.  Foto: LZ Irsch
Die Männer vom Löschzug Irsch sorgen in den Höhenstadtteilen für die nötige Sicherheit und greifen der Bevölkerung beim Maibaumaufstellen und dem Entzünden des Martinsfeuers unter die Arme. Foto: LZ Irsch
20 000 Höhenstadtteilbewohner im Notfall zu schützen ist keine leichte Aufgabe. Der Löschzug Irsch (LZ) meistert diese Herausforderung seit Jahrzehnten und ist mit einer jungen, hervorragend ausgebildeten Truppe zwischen Kernscheid und Tarforst im Einsatz.

„Grooomm“. Als Richard Wollscheid, stellvertretender Zugführer des LZ Irsch, den Motor des Löschgruppenfahrzeugs anwirft, ertönt ein dumpfes Grollen. Dann betätigt er sachte das Gaspedal und fährt das Auto aus dem rechten Garagentor des Gerätehauses auf den direkt an die Durchgangsstraße grenzenden Vorplatz. Das ist Zentimeterarbeit, denn gerade mal eine Handbreit über dem Dach des Autos beginnt die Betondecke. „Das haben wir schon tausend Mal gemacht, das passt genau“, beruhigt Löschzugführer Reinhard Berg und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Aber in die linke Garage geht das Fahrzeug nicht rein. Deshalb steht dort unser Mannschaftswagen.“
 
Großes Einsatzgebiet

Da die Berufsfeuerwehr die gesetzlich vorgegebenen Ausrückzeiten in den Höhen-stadtteilen nicht einhalten kann, wird der LZ Irsch bei diesen Einsätzen grundsätzlich mitalarmiert. Flächenmäßig besitzt der LZ mit Kernscheid, Filsch, Irsch, Tarforst und dem Universitätsgelände eines der größten Einsatzgebiete aller Trierer Löschzüge. Nach der Eingemeindung der Höhenstadtteile zur Stadt Trier im Jahr 1969 wurden alle Freiwilligen Feuerwehren aufgelöst. Nur in Irsch haben sechs Männer die Feuerwehr aufrecht erhalten und sich an einen Neuaufbau gewagt. Heute sind 31 Feuerwehrleute für die rund 20 000 Einwohner im Einsatz. „Meistens werden wir zu Flächen-, Pkw- und Wohnungsbränden gerufen. Ernsthaft verletzt hat sich bisher glücklicherweise niemand“, erläutert Wollscheid.

Neun Irscher Kameraden sind bei der Berufsfeuerwehr angestellt, dementsprechend gut ist der LZ mit Atemschutzgeräteträgern und Lkw-Führerscheinen aufgestellt. Auch drei Mitglieder der Rettungshundestaffel gehören zur Truppe dazu.  Für neuen Nachwuchs ist die LZ-Leitung ebenfalls immer offen. In den letzten Jahren ist ein ganzer Schwung junger Feuerwehrleute von der Jugendfeuerwehr in den LZ gewechselt, aber seitdem gehen Eintritte von Jungen und Mädchen zurück. Berg führt das auf die stetig wachsende Zahl von Freizeitangeboten für Kinder zurück, hofft aber, dass es bald wieder mehr junge Feuerwehrbegeisterte gibt.

Platzverhältnisse problematisch

„Wir haben in der Mannschaft einen tollen Teamgeist und Zusammenhalt, alle können sich aufeinander verlassen. Probleme haben wir nicht in der Truppe, sondern mit dem Gerätehaus. Es platzt aus allen Nähten“, sagt Berg. Die begrenzten Platzverhältnisse sind ein Manko des Höhenstadtteils. Die Feuerwehrleute haben sich mit der Enge im 1965 erbauten Gerätehaus arrangiert, auch wenn von ihnen mitunter viel Improvisationskunst verlangt wird: So wird Material teilweise in Wandregalen gelagert. Allerdings sind laut Berg bereits Verhandlungen mit der Verwaltung im Gange, eine rasche Lösung zu finden.

Auch außerhalb des Gerätehauses ist der Löschzug aktiv. So sind die Feuerwehrmänner insbesondere bei der Brauchtumspflege im Einsatz, helfen beim Maibaumaufstellen oder kümmern sich um Aufbau und Sicherheit des Martinsfeuers in den einzelnen Höhenstadtteilen. Die positive Resonanz der Bevölkerung ist für die Mannschaft Motivation genug, auch in Zukunft mit anzupacken.

Dass aber selbst bei diesen Routinejobs nicht immer alles nach Plan verläuft, haben Berg und seine Kollegen auch schon erlebt. „Als wir einmal das Martinsfeuer in Filsch entzündeten, wurden wir plötzlich zu unserem eigenen Feuer alarmiert“, erinnert sich der Löschzugführer. „Irgend jemand hatte in unserem Stadtteil das Martinsfeuer angesteckt und wir mussten dann schleunigst zurück nach Irsch und uns erstmal um unser eigenes Feuer kümmern.“ Für die Männer kein großes Problem, schließlich sind sie an unvorhergesehene Situationen gewöhnt – und echte Meister der Improvisation.
 
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